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18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin

Titel: 18 - Geheimagent Lennet und die Doppelgängerin
Autoren: Vladimir Volkoff
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ich am frühen Nachmittag geschickt.«
    »Und jetzt, mein Kind?«
    »Sie haben mich doch noch geschnappt. Sie werden mich wohl verstecken, vielleicht auch umbringen...«
    »Graziella, mein Kleines...«
    »Laß mal, Papa", sagte das Mädchen tapfer. »Ich bitte dich jetzt nur um eines - geh auf keinen Fall auf ihre Bedingungen ein! Ich habe keine Angst, gar keine Angst. Und wir brauchen Frankreich, das weißt du genausogut wie ich. Wenn wir uns mit den anderen zusammentun, ergeht es uns schlecht. Sie wollen uns nur ausbeuten, uns in Kriege verwickeln...«
    »Kind, wo bist du?«
    »Papa, hör mir bitte zu! Mein Leben zählt nicht. Wichtig ist unser Land, unser Volk, das Vertrauen zu dir hat. Wenn ich dafür sterben muß, dann sterbe ich in Frieden. Aber bitte, bitte, gib nicht nach!«  Bensani ließ Graziella sprechen. Er wußte genau, daß es Andronymos noch schwerer fallen würde, seine Tochter für sein Volk zu opfern, wenn sie sich so tapfer zeigte. Trotzdem legte er vorsichtshalber den Zeigefinger locker auf die Gabel. Man konnte nie wissen.
    Und er hatte recht. Plötzlich änderte Graziella den Ton. »Ich bin in der Rue de...«  Sofort unterbrach der Oberst die Leitung. »Hallo... Hallo...
    Graziella...«  Andronymos bekam keine Antwort mehr. Langsam ließ der  Präsident den Hörer sinken. Hilflos blickte er den General an.
    »Sie haben... die Leitung... unterbrochen", stammelte er. Seine Lippen zitterten.
    Der General und der Staatssekretär wechselten einen Blick.
    »Ganz zufälligerweise bleibt das Mädchen unauffindbar", flüsterte der Zivilist dem Soldaten ins Ohr.
    »Ist doch nicht zu fassen", antwortete der General. »Wozu haben wir denn die Polizei und die Geheimdienste? Die müssen doch irgendeine Spur finden?«  Der Staatssekretär setzte eine wissende Miene auf und schwieg.
    »Jetzt hat der arme Kerl doch gerade mit einem Militärattache gesprochen, der ihm seine Tochter im Tausch gegen ein paar Uranminen zurückgeben will. Und da sollen wir gar nichts tun können?«  Der Staatssekretär zuckte die Schultern. Mit kaum hörbarer Stimme hauchte er dem General vertraulich ins Ohr:  »Andronymos hat das mit dem Attache behauptet! Ich habe nichts von dem Gespräch gehört. Sie ebensowenig!«
    »Was sagen Sie da? Meinen Sie, er hat die ganze Geschichte von Anfang bis Ende erfunden, um uns zu täuschen?«
    »Möglich. Auf diese Weise hat er das Terrain für den Rückzug frei. Sie entschuldigen mich. Ich muß sofort den Premierminister informieren.«

Höchste Alarmstufe
    Lennet saß auf dem Rücksitz des Peugeot. Er hatte die Kopfhörer aufgesetzt und lauschte dem Gespräch von Graziella und Bensani. Auf seinen Knien lag ein Stadtplan von Paris ausgebreitet, den er eingehend studierte.
    »Na, das ist doch...«, murmelte er vor sich hin.
    »Wie bitte, Herr Leutnant?« fragte Gross. Lennet deutete auf den Stadtplan. In der Rue de l'Universite war ein rotes Rechteck eingezeichnet: eine Botschaft.
    »Wenn ich mich nicht sehr irre", sagte der Geheimagent,  »dann grenzt die Rückfront des Hauses Nr. 50 in der Rue de Lilie fast an die der Botschaft.«
    »Tatsächlich", bestätigte Gross, »es sieht fast so aus.«
    »Und Georgette hat uns doch erzählt, daß Monsieur stets durch eine Geheimtür kommt! Außerdem fanden die Treffen zwischen den beiden immer im Erdgeschoß statt. Das widerspricht aber der Regel des FND und wahrscheinlich auch jedes anderen Geheimdienstes, denn das Erdgeschoß ist zu gefährlich, zu leicht zu erreichen. Wenn Monsieur aber doch das Parterre gewählt hat, muß er einen Grund dafür haben. Ich vermute, der Grund ist, daß man im Erdgeschoß besser als in jeder anderen Etage einen Geheimgang anlegen kann!«
    »Ja und?«
    »Wir können davon ausgehen, daß der Verdächtige, der Graziella gerade 5000 Franc schenkt, irgendeine wichtige Funktion in der Botschaft ausübt. Die Botschaft hat zwar den Vorteil, daß sie rechtlich gesehen nicht dem französischen Gesetz unterliegt, aber für Geheimtreffen ist sie dennoch nicht gerade der beste Ort.«
    »Das klingt ja alles recht einleuchtend, Herr Leutnant, aber  ganz sicher wäre ich da nicht!«
    »Boss, wenn wir in unserem Beruf immer so lange warten würden, bis etwas ganz sicher ist, dann kämen wir zu gar nichts.
    Wir machen folgendes: Sie bleiben hier und hören weiter mit, und ich schaue mich mal bei der Botschaft um. Wenn es irgend möglich ist, bleiben wir in Funkkontakt.«  Lennet stieg aus dem Auto und trabte in seinen bequemen
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