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1798 - Werkstatt des Lebens

Titel: 1798 - Werkstatt des Lebens
Autoren: Unbekannt
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Verena?"
    Die Frau nickte und strich sich die Haare aus der Stirn. Es waren seidige Locken mit einem rötlichgoldenen Ton, die ihr Gesicht umrahmten und ihre Attraktivität steigerten: Haare, durch die man - um eine uralte terranische Redensart zu zitieren - gerne barfuß spazieren würde.
    „Gut, dann starten wir."
    Die Space-Jet blieb in vierzig Metern Höhe stehen. Eine Mannschleuse wurde geöffnet, und Michael stieg zusammen mit Friel Ponsent aus. Langsam schwebten sie mit ihren Antigravs auf den Boden des Planeten hinab.
    Sie hatten die Schwerkraftneutralisatoren ihrer SERUNS so eingestellt, daß ein Wert von knapp 0,75g gehalten wurde; das sparte Kräfte und machte die Bewegungen leichter. Und es erwies sich als kluge Vorkehrung, als die beiden den Boden erreichten.
    Augenblicklich sanken sie bis an die Knie in den Boden ein. Michael griff nach unten und hielt etwas im Handschuh, das wie ein grüner Schwamm aussah, sehr porös wirkte und in der Hand leise zuckte. Ein dunkelbrauner, grobkörniger Staub rieselte aus dem Schwamm heraus, verteilte sich auf dem Boden - und verschwand in Sekundenfrist darin. Michael wiederholte die Probe und betrachtete den Staub genauer. Er lebte - er versickerte nicht einfach nur im Boden, er kroch regelrecht in ihn hinein.
    So chaotisch das Leben auf Acctol auch wirken mochte, es lag eine gewisse Logik darin.
    Chaotisch war dieser Zustand aus dem besonderen Blickwinkel eines Terraners, der nur einen winzigen Bruchteil aller Gegebenheiten überschauen konnte; im großen ganzen war dieses Leben vielleicht sogar ungewöhnlich ordentlich strukturiert.
    „Eine Überraschung jagt die nächste", murmelte Mike.
    Er biß die Zähne zusammen und stemmte sich gegen den Beschüß, der seinen SERUN traf.
    Sein Schirmfeld bekam mehrere Treffer ab, hielt aber. Als er nach dem Ende des Feuerschlages wieder den Staub betrachtete, machte er eine überraschende Entdeckung - er hatte sich vermehrt. Die Körner waren größer geworden und teilten sich blitzschnell. Offenbar hatten die aufprallenden Energien ihnen nicht geschadet, sondern vielmehr ihr Wachstum angeregt.
    „Weiter!" stieß Michael hervor.
    Wenn er sich in das Studium und die Bewunderung jeder einzelnen Lebensform auf Acctol vertiefte, kam er niemals zu einem Ziel oder einem Ergebnis. Wichtig waren jetzt die Magmabäume.
    Vielleicht konnte man sie auf solchen Welten aussetzen, die noch in ihrer vulkanischen Phase steckten, um dort den Prozeß der Planetenentwicklung zu forcieren. Auch die heimatliche Erde hatte einmal eine glutflüssige Oberfläche gehabt, gespickt mit Vulkanen und Magmaschloten, aber das lag so weit zurück, daß nicht einmal Atlan sich daran erinnern konnte - jener Atlan, von dem jedermann glaubte, er sei an wirklich jedem halbwegs bedeutungsvollen Ereignis der terranischen Geschichte beteiligt gewesen.
    Die Bäume luden sich wieder auf. Michael Rhodan und Friel Ponsent beeilten sich, zu den seltsamen Pflanzen hinüberzuschweben, bevor ein neuer Feuerschlag sie aufhalten konnte.
    „Uff!" stieß Friel hervor, als er beim ersten der Bäume anlangte. „Das wäre geschafft."
    Er griff nach dem Baum, und im gleichen Augenblick fand er sich in ein Netz energetischer Fäden eingesponnen, das ihn vollständig einhüllte. Unwillkürlich schrie er auf, zappelte und strampelte sich frei.
    „Mistvieh!" fauchte er den Baum an. „Vorsicht, Michael, diese Dinger haben es buchstäblich in sich."
    „Das haben sie in der Tat", stimmte Michael zu. Er trat langsam und zögernd näher.
    Über ihm begann sich der Stengel zu neigen, aber das Auge war nicht in der Lage, ihn zu fixieren, und so ging der nächste Feuerstoß ins Leere. Nicht ganz: Michael bemerkte, daß sich der Erdboden rings um die Bäume gleichsam aufzubäumen begann, eine Art unterirdische Welle lief durch den Untergrund. Es sah außerordentlich gefährlich aus.
    „Was nun?" fragte Friel Ponsent. Er zog seinen Desintegrator. „Schneiden wir sie damit einfach aus dem Fels heraus? Ein schöner großer Felsblock mit einem Baum darauf, den wir an Bord nehmen können?"
    „Hmm", machte Michael. „Ich frage mich, wie wir unterwegs diesem Baum die Nahrung verschaffen können, die er offenbar braucht. Mit einem Heizofen unter seinen Wurzeln wird es kaum getan sein."
    „Wir schneiden eine Portion Magma heraus, hüllen das Ganze in ein Energiefeld und sorgen dafür, daß das Magma nicht abkühlen kann. Mit unseren technischen Mitteln müßte das doch möglich
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