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1798 - Drei Henker für Sinclair

1798 - Drei Henker für Sinclair

Titel: 1798 - Drei Henker für Sinclair
Autoren: Jason Dark
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auch tat.
    Es war ihr klar, dass sie in ihrem Outfit hier auffiel. So etwas waren die Dorfbewohner nicht gewohnt. Aber das juckte sie nicht. Sie stand eben auf dieses leicht verwegen wirkende Outfit, das aus einer Hose und einer Weste bestand die einen guten Blick auf die Ansätze der beiden Brüste freigab. Hinzu kam das violette Kopftuch, dann die langen schwarzen Haare.
    Sie trat ein, sah sich um und entdeckte keinen einzigen Gast. Die Kneipe war leer, denn auch einen Wirt sah sie nicht. Aber es war etwas zu hören, und das befand sich hinter der Theke. Klirrende Geräusche, denn da wurden Flaschen zusammengestellt.
    Ruby blieb stehen. »Hallo …«
    Ihr Ruf zeigte Erfolg. Hinter dem Tresen tauchte ein Mann auf, wahrscheinlich der Wirt. Er war klein, recht rund, trug eine Schiebermütze auf dem Kopf und nickte der Besucherin zu.
    »Nett, Sie zu sehen, aber ich habe noch geschlossen. Es wird erst in zwei Stunden geöffnet.«
    »Ja, das können Sie auch. Ich will Sie auch nicht lange aufhalten. Ich habe nur eine Frage.«
    Der Wirt sah der Besucherin ins Gesicht. Große Lust hatte er nicht, ihre Frage zu beantworten, aber er sah etwas in den Augen der Frau, das ihn vorsichtig werden ließ.
    »Um was geht es denn?«, fragte er.
    »Um Menschen, die hier wohnen. Die man hier kennt.«
    »Ja, dann los.«
    »Die Sinclairs.«
    Jetzt war es heraus, und Ruby Lamotte war gespannt, wie der Mann vor ihr reagieren würde. Viel traute sie ihm nicht zu, aber das musste man abwarten.
    »Sinclair, sagten Sie?«
    »Ja.«
    Der Wirt schüttelte den Kopf. »Da haben Sie sich geirrt, Madam. Sorry, ehrlich.«
    »Ich denke nicht.«
    »Aber es gibt hier keine lebenden Sinclairs mehr.«
    Sie wurde hellhörig. »Wie war das? Keine lebenden Sinclairs?«
    »So ist es.«
    »Gibt es denn tote Sinclairs?«
    Der Wirt schluckte. Er bekam sogar einen roten Kopf, weil er plötzlich so aufgeregt war. Das ganze Gespräch war ihm alles andere als angenehm, aber er würde auch weitere Auskünfte geben, denn er wollte diese Frau nicht zur Feindin haben.
    »Auf dem Friedhof«, flüsterte er.
    »Ach. Und weiter?«
    »Ein Doppelgrab. Dort liegen Horace F. Sinclair und seine Frau Mary. Ja, sie haben mal hier gewohnt, aber das ist länger her.«
    »Und wo wohnten sie?«
    »Außerhalb. Das Haus steht auf einem Hügel.«
    »Sehr gut. Und wer wohnt dort jetzt?«
    »Niemand.«
    »Ach, warum das denn nicht?«
    Der Wirt hob die Schultern an. »Das ist ganz einfach. Das Haus brannte ab. Wenn Sie jetzt dorthin fahren, dann sehen Sie nur noch die Ruine.«
    »Hm«, murmelte Ruby Lamotte. »Ich muss ehrlich sagen, dass mir das nicht gefällt.«
    »Ich kann daran nichts ändern.«
    »Sowieso nicht. Wann ist der Brand denn passiert?«
    Der Mann winkte ab. »Das liegt schon einige Zeit zurück, es war schade um das Haus.«
    »Und was war mit den Menschen?«
    »Die Sinclairs konnten sich retten, aber auch sie sind gestorben. Es war wohl ein Unglück.«
    »Das ist nicht gut. Das hatte ich mir anders vorgestellt.« Sie setzte noch eine Frage hinterher. »Sind denn alle Sinclairs umgekommen?«
    »Die hier wohnten, schon.«
    »Daraus entnehme ich, dass es noch andere gibt.«
    Der Wirt musste lächeln. »Sie kommen nicht von hier, nehme ich mal an.«
    »Stimmt. Woran merken Sie das?«
    »Wegen des Namens. Der Name Sinclair ist hier in Schottland sehr verbreitet. Es gibt wirklich viele Sinclairs. Aber nicht nur hier, auch weiter im Süden in England, und sogar in Frankreich, wie ich mal von einem Reisenden hörte.«
    »Aber hier im Ort leben keine mehr – oder?«
    »So ist es.« Der Wirt räusperte sich. »Das gilt auch für den Sohn der Sinclairs.«
    »Oh, die beiden hatten einen Sohn?«
    »Das weiß hier jeder.«
    »Ich komme ja nicht von hier. Allerdings suche ich die Sinclairs. Ich habe ihnen etwas zu überbringen.«
    »Ja, das kann ich verstehen.«
    Ruby beugte sich vor. »Und Sie wissen nicht, wo man diesen Sohn finden kann?«
    »Doch, das weiß ich.«
    »Dann bitte.«
    »Er lebt in London.«
    »Oh, das ist weit weg.«
    »Stimmt. Er war auch lange nicht mehr hier. Was soll man auch in diesem Kaff? Hier ist der Hund begraben. Sogar die Polizeistation hat man im vergangenen Monat geschlossen. Nichts los. Man lebt hier wie von der Welt abgeschnitten.«
    »Das habe ich schon beim Einfahren in den Ort bemerkt. Um den Sohn der Sinclairs zu treffen, müssten wir also nach London reisen.«
    »Ja.«
    »Aber das Haus kann man sich ansehen?«
    »Es ist kein Haus, sondern eine
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