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1797 - Station der Roach

Titel: 1797 - Station der Roach
Autoren: Unbekannt
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Wert mehr."
     
    *
     
    Dreißig Sonnenläufe reichten nicht aus, ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Mit aller Konzentration, die sie aufzubringen in der Lage waren, tasteten sie sich von Impuls zu Impuls voran, stellten unter Einsatz ihrer Gesundheit Meßgeräte um das leuchtende Ei auf und nahmen eine Vergleichsmessung nach der anderen vor. Parallel dazu riefen siß die Steuerprogramme des Giniuszocca ab und versuchten, hinter die Wirkungsweise der mörderischen Waffe zu kommen.
    Der Tod für alles Leben. Der Untergang des Universums.
    Der Giniuszocca richtete sich ausschließlich gegen Wesen, die keine Roach waren.
    Wieder einmal betrachtete sich Colounshaba mißtrauisch. An den Seiten ihres Oberkörpers existierten seit kurzer Zeit graue Flecken. Sie bildeten einen angsteinflößenden Kontrast zum satten Schwarzbraun ihres Chitinpanzers. Ihre Informationen über den Giniuszocca stimmten nicht. Es sei denn, die Erscheinungen, die sie an sich beobachteten, stellten Nebenwirkungen dar, bedingt durch die große Nähe zu der Waffe.
    Das Ei selbst gab Colounshaba und Pulandiopoul die größten Rätsel auf. Alle Messungen der Spürer hatten ergeben, daß es sich um ein technisches Konstrukt handelte. Und doch erweckte es den Eindruck, als bewege sich in seinem Innern etwas Lebendiges.
    Die Erbauerin Maciuunensors zog sich aus der Nähe des Eies zurück und widmete sich wieder den Steueranlagen. Der Giniuszocca bot ihr mehrere Dutzend Möglichkeiten an, wie sie ihn einsetzen konnte.
    „Ich möchte Informationen", ließ sie Pulandiopoul sagen. „Wie wirkt die Waffe?"
    Ein Holo entstand und spulte alle Todesarten ab, die sich ein harmloses Wissenschaftler-Gemüt ausdenken konnte. Danach folgten fünfzig Möglichkeiten der Einsatzfähigkeit, die über ihrer beider Verständnis hinausgingen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie längst ihre Entscheidung über die weitere Verwendung des Monstrums getroffen. Da sie nicht wußten, ob die Anlagen ihre Unterhaltungen mitverfolgten oder nicht, verständigten sie sich mit Hilfe von Zeichen.
    „Abschalten?"
    „Ja."
    „Gut. Abschalten ist in diesem Fall entschärfen."
    „Fangen wir an."
    Vierzehn Sonnenläufe benötigten sie, bis sie den verwinkelten Programmaufbau entschlüsselt hatten. Das Herunterfahren des Giniuszocca und seine Trennung von dem Anlagen-Netz ließ sich danach in einem einzigen Sonnenlauf bewältigen.
    „Es wird nicht gehen. Wir haben keinen Kode", sagte Pulandiopoul schließlich.
    „Einen Versuch ist es wert. Wenn Probleme auftauchen, brechen wir den Vorgang ab."
    Gemeinsam nahmen sie die ersten Eingaben vor. Die Anlagen reagierten gutmütig und führten die Befehle aus. Das leuchtende Ei in seiner Halterung verlangsamte die Pulsfrequenz und bereitete sich auf die endgültige Abschaltung vor.
    Colounshaba eilte in die Nähe des Giniuszoccas. Sie wartete auf die übliche Graufärbung.
    Diese blieb aus und stellte sich auch nach einer ganzen Weile nicht ein. Die Wirkung des Monstrums ließ bereits nach.
    „Es funktioniert." Erleichtert kehrte sie an die Seite Pulandiopouls zurück. „Das Monstrum liegt im Sterben."
    In diesem Augenblick geschah es. Ein Rauschen klang auf wie von riesigen Wassermassen, die sich Zugang zu den Anlagen verschafften. Das Terminal blockierte weitere Eingaben und brachte lediglich eine kurze optische Meldung.
    „Kodefehler. Kodefehler. Waffe wird ausgelöst."
    Colounshaba schlug mit den Mundzangen einen hektischen Wirbel. Mit vier Kammklauen arbeitete sie an den Sensoren, ohne eine Wirkung zu erzielen. Zwischen den Aufbauten leuchtete der Giniuszocca grell auf und begann schrill zu singen.
    „Schnell weg hier!" Pulandiopoul sprang zur Seite und hielt nach einem geeigneten Fluchtweg Ausschau.
    „Bleib. Es hat keinen Sinn."
    Er hörte nicht auf sie, rannte blindlings davon und geriet aus ihrem Blickfeld. Zweihundert hektische Atemzüge später vernahm sie seinen Schrei. Sie wollte ihn suchen, aber er kehrte von allein zurück.
    „Ein Schutzschirm, undurchdringlich", murmelte er und ließ sich zu Boden sinken.
    Colounshaba achtete nicht auf ihn.
    „Da!" schrie sie. „Nein! Nein! Nein!"
    Ein Teil der Hologramme zeigte nach wie vor die Stadt. Crypers und Origaner sanken überall zu Boden, als sei ihnen übergangslos die Atemluft entzogen worden. Augenblicke später begannen ihre Körper im Zeitraffertempo zu mumifizieren.
    Die Anlagen meldeten den erfolgreichen Einsatz des Giniuszocca.
    Colounshaba nahm es nicht mehr richtig wahr.
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