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1795 - Der Beißer

1795 - Der Beißer

Titel: 1795 - Der Beißer
Autoren: Jason Dark
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Kehle. »Ich kenne mich doch«, sagte er wenig später. »Ich kenne mich und ich kenne die Anwendungen und Trainingseinheiten, die ich bekomme. Es hat bisher nichts gebracht, und jetzt sag bitte nicht, dass ich nicht so ungeduldig sein soll. Keiner kann sich in mich hinein versetzen.«
    »Aber man tut doch alles. Und die Medizin und die Physiotherapien machen auch Fortschritte.«
    »Ja, aber nicht bei mir.« Er schüttelte den Kopf. »Das hat alles keinen Sinn.«
    »Aber man hat dich doch schon oft genug aus dem Rollstuhl gehoben und auf das Laufband gestellt.«
    »Klar, das hat man. Ich habe nur keinen für mich messbaren Fortschritt erlebt. Ich kann meinen Beinen nicht befehlen, sich zu bewegen, so ist das.«
    So leicht gab Karina Grischin nicht auf. »Du hast aber mal von einem kleinen Fortschritt gesprochen.«
    »Das ist richtig. Da hatte ich plötzlich den Wahnsinnsanfall von Hoffnung, aber das ist längst vorbei. Meine kleinen Fluchten sind die Besuche hier, und die will ich mir auch nicht nehmen lassen. Ansonsten hat diese Chandra damals ganze Arbeit geleistet.«
    Da hatte er recht, das wusste auch Karina Grischin. Sie sagte es nur nicht offen, sprach aber davon, dass die Medizin weitere Fortschritte machte.
    »Ja, das stimmt. Aber bis man mir helfen kann, lebe ich längst nicht mehr.«
    »Hör auf mit so einem Mist.«
    Wladimir schüttelte den Kopf. »Das ist kein Mist, Karina. Forschung dauert, darüber bin ich mir im Klaren. Wir werden das alles erleben. Oder du …«
    »Okay, meinetwegen auch ich. Dann lass uns von etwas anderem reden, Wladi.«
    »Mach einen Vorschlag.«
    »Rasputin!« Karina wusste genau, dass dies ein Vorschlag war, auf den er ansprang. Auch jetzt setzte Wladimir seinen kalten Blick auf, dabei schnaufte er und hatte auch eine Antwort parat.
    »Ich denke nicht, dass wir ihn noch zu fassen kriegen.«
    »Nein?«
    »Er ist gut versteckt und er hat in Chandra eine perfekte Helferin, das weißt du.«
    »Leider.«
    »Eben. Sie hasst uns noch immer. Und ich bin mal gespannt, wann sie einen nächsten Angriff starten wird. Dass sie das tun wird, daran hege ich keinen Zweifel.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Deshalb halte ich auch in der Klinik immer die Augen offen und habe, wenn möglich, meine Waffe parat.«
    »Ja, das ist gut.«
    »Aber immer auch nicht.«
    Karina saß ihrem Freund gegenüber. Sie runzelte die Stirn und bewegte dabei ihre Brauen. »Komisch, Wladi, was ist in dich gefahren, dass du gerade jetzt darüber sprichst?«
    »Ich hatte nur mal nachgedacht.«
    »Und?«
    »Da bin ich zu diesem Ergebnis gekommen. So ist das und nicht anders.« Er hob die Schultern. »Aber lass uns von etwas anderem reden.«
    »Ja. Und wovon?«
    Karina erhob sich. Dabei zauberte sie ein Lächeln auf ihre Lippen und zog schon den Pullover über den Kopf.
    »Du traust mir aber viel zu.«
    Sie rutschte auf seinen Schoß. »Aber immer doch, und ich hoffe, dass du mich nicht enttäuschst.«
    »Ich werde mein Bestes geben …«
    »Dann ist es gut.«
    ***
    Schukow lag auf dem Boden. Er war zwar niedergeschlagen, war aber nicht bewusstlos geworden. So nahm er den harten Widerstand unter sich wahr und spürte auch die Schmerzen im Kopf und in seinem Nacken.
    Alles war so schnell abgelaufen. Der Schlag war für ihn nicht zu sehen gewesen, umso härter hatte er ihn erwischt, und jetzt hockte er da und konnte nichts tun. Er war wie paralysiert.
    Aber wer hatte ihn niedergeschlagen?
    Die Augen hielt er weit offen. So versuchte er, das Dunkel zu durchdringen, was ihm nur schwerlich gelang. Es gab kein Licht, nur Schatten, die sich überall ausbreiteten und auch starr waren, denn da bewegte sich gar nichts.
    Aber neben ihm hatte sich etwas verändert. Dort ragte was in die Höhe. Er erkannte nicht, was es war. Jedenfalls ein Gegenstand, der ihn überragte. Bewegen konnte er sich, und so schaffte Schukow es, seine Hand auszustrecken.
    Er bekam Gewissheit.
    Seine Finger fühlten Stoff, der leicht feucht war und auch so roch, wie es auf dem Flur gerochen hatte.
    Da war jemand gekommen. Und dieser jemand war in Wladimir Golenkows Zimmer eingedrungen. Das stand jetzt für ihn fest und es brachte ihn auch zu einer Frage.
    Warum?
    Er überlegte, ob er sie stellen sollte, als sich der andere bewegte. Er bückte sich und griff zu.
    Schukow war alles andere als ein Leichtgewicht, aber der Eindringling schaffte ihn locker in die Höhe und zerrte ihn auf die Beine. Da blieb er stehen, schwankte, weil sich alles vor seinen Augen
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