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1784 - Geisterauge

1784 - Geisterauge

Titel: 1784 - Geisterauge
Autoren: Jason Dark
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existent, denn sie ging einen anderen Weg, und das im wahrsten Sinne des Wortes.
    Sie passierte Jane, die sich plötzlich deplatziert und wie eine Verliererin vorkam. Sie ließ das Mädchen einfach gehen, was ihr selbst nicht in den Kopf wollte. Auf irgendeine Art und Weise war sie von der Vierzehnjährigen fasziniert, das musste sie sich selbst gegenüber zugeben.
    Jetzt schaute sie auf Sarah Lanes Rücken. Das war eine Situation, in der sie nicht schießen konnte. Ihr kam wieder in den Sinn, eine zweifache Mörderin vor sich zu haben, aber einfach eine Kugel in den Rücken zu schießen, das brachte sie nicht fertig.
    Und so ging Sarah Lane weiter. Jane sah nicht ihr Gesicht, konnte sich aber vorstellen, dass sie lächelte, denn sie sah sich wahrscheinlich auf der Siegerstraße.
    Jane verließ ihre Position. Sie stellte sich in die Flurmitte, schaute auf Sarahs Rücken und wollte sie auffordern, endlich stehen zu bleiben.
    Das musste Jane nicht.
    Sarah blieb von allein stehen.
    Und zwar dort, wo die Treppe begann. Sie schaute die Stufen hoch.
    Für die Detektivin war das keine Überraschung. Sie dachte daran, dass sie über der Treppe das Auge hatte schweben sehen. Es und Sarah gehörten zusammen. Jane ging sogar davon aus, dass das Auge der Mörderin Kraft gab.
    Sarah Lane hob ein Bein an und stellte es auf die unterste Stufe. Sie wollte zu dem Auge und das durchziehen, was sie sich vorgenommen hatte.
    »Halt! Keine Bewegung mehr!«, rief Jane.
    Sarah hatte den Befehl gehört. Im ersten Moment sah es so aus, als wollte sie ihm Folge leisten, denn sie schaute zu Jane hin und lächelte sogar.
    Dann schüttelte sie den Kopf und tat genau das Gegenteil, denn sie ging die Stufen hoch.
    Jane sah das Auge nicht, doch sie glaubte fest daran, dass es noch immer vorhanden war.
    Sie sagte nichts mehr, weil sie wusste, dass es keinen Sinn hatte. Jetzt musste sie handeln.
    Sie brauchte nicht mal drei Schritte, um den Beginn der Treppe zu erreichen. Dort hielt sie an.
    Sie starrte nach vorn.
    Die Treppe lag vor ihr. Und sie sah auch Sarah Lane, die auf dem Weg zum Auge war. Jane wusste nicht, was sie dort wollte, in ihrem Interesse konnte es jedenfalls nicht sein, und deshalb wollte sie es verhindern.
    »Bleib stehen!«
    Das tat Sarah auch. Damit hatte Jane nicht gerechnet. Sie zeigte sich überrascht davon und sah, dass Sarah Lane sogar den Kopf drehte, um sie anzuschauen.
    »Hast du mich gehört?«
    »Ja.«
    »Und?«
    »Ich bleibe dabei, ich werde meinen Weg gehen. Ist das klar?«
    »Wohin soll der führen?«
    »Schau dich um. Sieh das Auge, sieh mich und sieh die andere Veränderung. Das gelbe Licht, das durch das Auge geschaffen wurde, hat hier alles übernommen.«
    »Nein, nicht alles. Noch wohne ich hier.«
    »Das stimmt.« Sarah Lane drehte sich jetzt um. Sie stand zwei Stufen unterhalb des Auges.
    Und sie sah es, obwohl ihr Sarahs Körper die Sicht hätte nehmen müssen.
    Wieso das?
    War sie plötzlich durchsichtig geworden? Oder auf dem Weg dazu, feinstofflich zu werden?
    Jane Collins wusste es nicht. Sie schloss für einen Moment die Augen, öffnete sie dann wieder und sah, dass sich die Lage kaum verändert hatte.
    Etwas war schon geschehen.
    Sarah Lane gab es, aber ihre Konturen begannen zu verwischen. Man konnte sie auch als feinstofflich bezeichnen, und sie war mit dem Auge eine Symbiose eingegangen.
    Schon einmal hatte Jane auf das Auge geschossen. Das tat sie jetzt wieder, diesmal allerdings in dem Bewusstsein, dass nicht nur es das Ziel war, sondern auch Sarah Lane...
    ***
    Ja, London! Ja, ja, ja, der wahnsinnige vorolympische Verkehr. Man konnte dabei schnell durchdrehen, wenn man eilig unterwegs war, so wie Suko und ich. Aber es nutzte nichts, sich aufzuregen, wir konnten all die Autos nicht vertreiben und mussten uns auch an manch neue Verkehrsführung gewöhnen. Besonders an die Streifen, die für den olympischen Verkehr frei gehalten werden mussten.
    Da bekam man leicht die Krise, und auch ich zählte zu den zahlreichen Menschen hier in London, die die Spiele am liebsten zum Teufel gewünscht hätten.
    Das hätte nichts genützt, und so mussten sich die Bewohner an das Schicksal gewöhnen und auch an die höheren Preise, die genommen wurden. Dabei war London schon teuer genug, was auch mich ärgerte.
    Suko, der den Rover lenkte, schaute kurz nach links, wo ich saß. Er sah meinem Gesicht an, wie ich mich fühlte, und musste leise lachen.
    »Was ist los?«
    »Nimm es leicht, John. Du kannst es nicht ändern.
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