Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1771 - Im Taumel der Nacht

1771 - Im Taumel der Nacht

Titel: 1771 - Im Taumel der Nacht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
links oder rechts. Oben war alles klar, doch als sie den Kopf nach links drehte, da zuckte sie wie unter einem Schlag zusammen.
    Da war jemand!
    Sie hatte ihn gesehen!
    Und zwar an der linken Seite hatte sie die Bewegung wahrgenommen. Aber nicht auf dem Boden, auch nicht auf dem Dach, sondern dazwischen. Da bewegte sich jemand an der Hauswand entlang, und das sehr geschmeidig.
    Es hätte auch ein Tier sein können, aber das war die Gestalt nicht, denn sie hatte sich aufgerichtet und präsentierte ihren Körper, der menschliche Umrisse hatte.
    Er war nackt.
    Das erkannte Jane, obwohl er noch ein Stück entfernt war. Er klebte nicht an der Hauswand, das sah zwar so aus, aber er bewegte sich auf den schmalen Simsen und Vorbauten entlang.
    Jane sah den Körper. Sie sah dessen Nacktheit und sie wusste jetzt, dass die andere Seite wieder ernst machte. Es war für den Nackten kein Problem, ins Haus zu gelangen. Er musste nur eine Scheibe einschlagen, dann war die Sache erledigt.
    Jane wusste nicht, ob sie gesehen worden war. Sie reagierte schnell und schloss das Fenster wieder. Dann löschte sie das Licht in der Küche und zog sich etwas zurück. An der Tür blieb sie stehen, hatte den Blick auf das Fenster gerichtet und lauerte darauf, dass die Gestalt dort erscheinen würde.
    Lange musste sie nicht warten, denn plötzlich war der Nackte da. Er nahm die ganze Fläche des Fensters ein, aber er kam noch nicht. Es wurde keine Scheibe eingedrückt. Stattdessen geschah etwas ganz anderes.
    Die Gestalt zog sich zurück. Sie stellte sich normal hin, reckte sich, und die Finger suchten wahrscheinlich nach einem Halt. So war es denn auch. Der Halt war so gut, dass sich der Nackte in die Höhe ziehen konnte und gleich darauf aus dem Blickfeld der Detektivin verschwunden war.
    Das hatte Jane mitbekommen, nur begriff sie es nicht. Warum war der Nackte nicht zu ihr gekommen? Er hätte nur die Scheibe einzuschlagen brauchen, was für ihn kein Problem gewesen wäre. Er hatte es nicht getan und war stattdessen verschwunden.
    Jane stand noch immer an der Tür. Sie wusste nicht, ob sie zu dem Fenster laufen sollte oder nicht.
    Sie hätte es öffnen müssen, um nachzuschauen. Aber da gab es die Vorsicht, die sie nie verlassen hatte. Möglicherweise wartete der Kannibale nur auf eine solche Chance. Damit er dann richtig zuschlagen konnte.
    Jane war auf der anderen Seite keine Person, die nur dastand und zuschaute. Sie musste etwas unternehmen, und das würde sie auch tun. Und zwar allein, denn sie wollte Serena keinen Bescheid geben. Sollte die sich unter dem Dach ruhig umschauen.
    Das Fenster war schnell wieder erreicht. Jane umfasste erneut den Griff und drehte ihn.
    Wieder schwang das Fenster auf. Und wieder spürte sie den kühlen Luftzug auf ihrem Gesicht. Sie hatte sich noch nicht nach vorn aus dem Fenster gebeugt, dazu musste sie sich erst noch überwinden. Sekunden später drehte sie ihren Kopf so, dass sie in die Höhe schauen konnte.
    Zu sehen war die normale Fassade, aber kein Mensch, der an ihr hoch kletterte. Das hatte er wahrscheinlich schon hinter sich.
    Sie schaute auch in andere Richtungen, aber da war nichts zu sehen. Es gab ihn einfach nicht mehr. So konnte Jane das Fenster wieder schließen, wobei sie keineswegs beruhigter war und sich noch immer vorkam wie in einer Falle steckend.
    Wo konnte der Nackte sein?
    Für sie gab es nur eine Antwort. Auf dem Dach. Und wenn er tatsächlich dort war, was hatte er da zu suchen? Wollte er versuchen, vom Dach aus ins Haus zu gelangen? Unter dem Dach befand sich das Archiv und auch Janes Arbeitszimmer. Da stand der Computer, dort nahm sie die Aufträge an und hockte zwischen prall gefüllten Regalen.
    Jane ging aus dem Zimmer. Im Flur und vor der nach oben führenden Treppe hielt sie an. Sie schaute die Stufen hoch, sah auch die letzte, aber dort tat sich nichts.
    Um etwas zu sehen oder auch nur zu hören, musste sie nach oben. Dort sollte sich Serena aufhalten, aber sie hörte und sah nichts. Deshalb lief sie die Stufen hinauf, betrat das Archiv und sah Serena vor dem Computer sitzen, den sie nicht eingeschaltet hatte. Als sie Jane entdeckte, reagierte sie etwas seltsam. Sie hob einen Zeigefinger und legte ihn gegen die Lippen.
    Jane nickte. Sie hatte das Zeichen verstanden und schlich so leise wie möglich in den Raum unter dem Dach.
    Neben Serena blieb sie stehen. Serena ergriff das Wort, wobei sie wieder auf ihre Lippen zeigte.
    »Ich bin nicht mehr allein...«
    Jane schüttelte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher