Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
177 - Die Todeskralle

177 - Die Todeskralle

Titel: 177 - Die Todeskralle
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
CIA, für die ich noch bis vor kurzem, wie Noel, jederzeit durchs Feuer gegangen wäre. Nun sah ich, wie es einem gedankt wurde.
    Da lag unser Freund, in diesem mittelmäßigen Sarg. Ein Mann mit ehrbaren Idealen. Doch er war von ihnen verraten worden. Sie hatten ihn im Stich gelassen.
    Ein gefährlicher Gedanke kam mir: Wofür lohnte es sich eigentlich, das Leben zu riskieren? Wer dankte es einem?
    Was immer Noel Bannister getan hatte - er hätte es nicht zu tun brauchen. Es war sein freier Wille gewesen. Deshalb war es auch seine eigene Schuld, daß er nun in dieser 08/15-Kiste lag.
    Es waren nicht viele gekommen, um sich von Noel zu verabschieden. Auch das erschien mir symptomatisch für das System, dem Noel Bannister gedient hatte. Er hatte seinen Idealismus an eine Institution verschwendet, die es nicht wert war.
    Ich schaute über das offene Grab und begegnete General Maynes Blick. Selten hatte mich ein Mann so enttäuscht wie er. Es ärgerte mich, daß ich ihn falsch eingeschätzt hatte. Ich glaube, ich habe ihn verächtlich angesehen. Er hielt meinem Bick nicht lange stand, schlug die Augen nieder.
    Nachdem der Priester den Sarg eingesegnet hatte, ließ man ihn in den engen, kalten Schacht hinab. Der Januar war (für den Totengräber) kein guter Monat zum Sterben, denn um diese Zeit war der Boden hartgefroren. Für den, der in der Kiste lag, war dies jedoch ohne Bedeutung.
    Es rumorte gewaltig in meinen Eingeweiden, als ich den Sarg in die Tiefe sinken sah. All die versäumten Gelegenheiten der letzten Monate fielen mir ein. Sie wurden für mich zu peinigenden Vorwürfen. Warum hatte ich Noel nicht angerufen? Mehrmals hatte ich es vorgehabt, doch dann war immer irgend etwas wichtiger gewesen als dieses Gespräch, und ich hatte es aufgeschoben.
    Und nun würde ich nie mehr mit Noel reden können. Angesichts dieses Sarges, der soeben unten ankam, schämte ich mich für meine Nachlässigkeit.
    Adieu, Noel! dachte ich niedergeschlagen.
    Wir warfen ein paar Erdkrümel auf den Sarg und traten zur Seite, um anderen Platz zu machen. Vicky weinte. Ich legte meinen Arm um ihre Schultern und drückte sie fest an mich. Sie sollte spüren, daß ich noch da war.
    Wieder begegnete ich General Maynes Blick. Sein Bürstenhaar war grau geworden. Er sah aus wie ein Asket, seine Wangen sanken unter den Backenknochen tief ein, doch ich vermißte eine tief empfundene Trauer in seinen Augen.
    »Ich muß Sie sprechen, General!« sagte ich rauh. Er sollte hören, wie ich über ihn nun dachte.
    Er schien damit gerechnet zu haben. »In welchem Hotel wohnen Sie, Mr. Ballard?«
    Ich nannte den Namen.
    »Ich komme morgen«, versprach Mayne, wandte sich um und begab sich zu einer großen schwarzen Limousine.
    »Wird er tatsächlich kommen?« fragte Vicky zweifelnd.
    »Doch, das wird er«, antwortete ich.
    »Wieso bist du so sicher?«
    »Weil General Mayne erstens kein Dummkopf ist, weil er zweitens stets Wort hält und weil er drittens weiß, daß ich ihm in seinem Büro auf die Pelle rücken würde, wenn er morgen nicht erschiene.«
    ***
    Wir erwarteten ihn tags darauf in der Hotelbar, nachdem er kurz angerufen und uns mitgeteilt hatte, daß er sich auf den Weg machen würde.
    Der Empfang war frostig, das hatte sich Mayne selbst zuzuschreiben.
    »Traurige Umstände, die zu diesem Wiedersehen führten«, sagte ich kühl.
    Er schwieg.
    »Finden Sie nicht, daß Sie uns eine Erklärung schulden?« griff ihn Mr. Silver frontal an. »Tony und ich haben einiges für Ihren Verein getan, und Noel noch viel mehr. Das können Sie unmöglich vergessen haben. Immerhin sagt man Ihnen nach, Sie hätten ein Hirn wie ein Computer. Wieso mußten wir von Noels Tod aus der Zeitung erfahren? Warum haben Sie uns nicht angerufen oder ein Telegramm geschickt? Wenn Miß Bonney die winzige Notiz nicht zufällig entdeckt hätte, würden wir heute noch glauben, daß unser Freund lebt. Was haben Sie sich dabei gedacht, General?«
    Mayne sagte nichts. Er lieferte keine Gründe, unternahm nicht einmal den Versuch, sich zu rechtfertigen. Dachte er, das nicht nötig zu haben?
    »Wie ist es passiert?« wollte ich wissen. »In der Zeitung stand nur, daß Noel tot ist. Er fand ein gewaltsames Ende, nicht wahr? Wer hat es getan?«
    Wir konnten General Mayne so sehr mit Fragen löchern, daß er aussah wie ein Schweizer Käse. Es nützte nichts, er blieb uns die Antworten schuldig.
    Warum war er so wortkarg? Was hatte er zu verbergen? Gab es etwas, das er um jeden Preis
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher