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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk
Autoren: Unbekannt
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Horizont schien es keinerlei Bewegung zu geben.
    Als der soeben umgebrochene Schuppen mit einem scheppernden Geräusch endgültig in sich zusammensackte, war alles vorbei.
    Du wirst dich vorsehen müssen, Arkonide. Was harmlos aussieht, kann sehr schnell tödlich enden.
    Ich rappelte mich mühsam wieder hoch.
    Da ich nicht die geringste Ahnung hatte, wohin ich sonst gehen sollte, folgte ich dem Ratschlag des Roboters. Mit tapsigen, dann immer festeren Schritten machte ich mich auf den Weg, ließ die ebenso farbige wie rätselhafte Scheibe hinter mir.
    Über Berge von Müll näherte ich mich der nächstgelegenen Baracke. Kantine, so hatte der Operator dazu gesagt. Im Interkosmo-Sprachgebrauch wurde mit Kantine eine Stätte bezeichnet, an der es Nahrung für viele Personen gab.
    Die Umgebung sah jedoch menschenleer aus, verlassen und verwüstet, wie nach dem Durchzug einer Barbarenhorde in ein fernes Kriegsgebiet.
    Schließ nicht zu vorschnell. All diese Gebäude errichtet man nicht für niemanden.
    Ich setzte verbissen Schritt an Schritt. Und bevor noch die Hälfte der Strecke hinter mir lag, trat aus einer dunklen Öffnung des Gebäudes eine humanoide Gestalt. Ich hielt sie für einen Menschen.
     
    *
     
    Neben einen der Bretterschuppen stellte ich mich hin und wartete ab, bis die Gestalt nahe genug herangekommen war.
    Einen Moment lang hegte ich die Hoffnung, es möge sich um Ronald Tekener handeln. Der Smiler war ja ebenfalls auf Schingo gefangen gewesen, also konnte es durchaus sein, daß sich Tek irgendwo in der Nähe befand.
    Als die Gestalt allerdings näher kam, bemerkte ich meinen Irrtum. Weder die Körpergröße noch die Proportionen stimmten mit Tekener überein.
    Daß die Person direkt in meine Richtung lief, mußte wohl Zufall sein. Ich begriff, daß sie nicht zu mir wollte, sondern daß die farbige Scheibe ihr Ziel war.
    Die fremde Person war eine Frau. Ohne jede Scheu betrachtete ich sie in allen Einzelheiten.
    Nicht, weil sie mir gefallen hätte, sondern um ihre Herkunft festzustellen.
    Es gab keinerlei Details, die sie von einem Menschen aus der Milchstraße unterschieden hätten.
    Sie entsprach exakt jenem genetischen Typus, dem ich auch selbst angehörte.
    Ich hatte es demnach nicht mit einer Einwohnerin von Hirdobaan zu tun, auch nicht mit einer unabhängig entstandenen Spezies, die nur aus Zufall humanoide Gestalt besaß.
    Nein, die Frau war entweder eine Galaktikerin - aber wie kam sie dann hierher? - oder sie war zumindest mit den Galaktikern verwandt.
    Ihre Kleidung bestand aus einem normalen, ziemlich dicken grünen Pullover und einer schwarzen Hose mit ausgebeulten Taschen. An den Händen bemerkte ich Spuren schwerer Arbeit; frische, teils blutige Schwielen und an den Fingern schmieriger Dreck.
    Und die nassen Haare, kommentierte der Extrasinn. Es könnte sein, daß sie gerade geduscht hat.
    Ich fand den Gedanken absurd. In einer absurden Welt voller Unrat, bunter Scheiben und Plastikbaracken - wer sollte da so profane Dinge tun wie Duschen? Außerdem sprachen ihre schmutzigen Hände gegen die Theorie. Das Zeug, das an ihnen klebte, sah wie Öl aus.
    Vielleicht gab es da, wo sie herkommt, keine fettlösende Seife.
    Unwillkürlich schüttelte ich den Kopf, während der Extrasinn leise lachte.
    Sie hatte braune Haare, eine samtbraune Haut, und sie bewegte sich mit jener natürlichen Art von Überheblichkeit, wie sie man sie in der Milchstraße nur auf sehr wenigen Welten lernt.
    Ich hielt sie auf Anhieb für eine Akonin.
    „Hallo!" begrüßte ich sie. „Bitte warte! Ich möchte mit dir reden."
    Keine Reaktion.
    Der Extrasinn lachte. Narr! Was erwartest du von einer Frau ihrer Herkunft? Kontaktfreudigkeit?
    Ich nahm an, daß sie aus der Imprint-Flotte der Galaktiker stammte, daß sie als Süchtige nach Hirdobaan gelangt war.
    Sie machte einen gehetzten Eindruck. Ihre Finger zitterten heftig, wie unter übergroßer Nervosität.
    Die Akonin eilte an mir vorbei, als sei ich Luft. An winzigen Kleinigkeiten erkannte ich jedoch, daß sie mich sehr wohl wahrnahm.
    Wenn Menschen dich nicht bemerken, dann schauen sie in alle Richtungen - und sehen durch dich hindurch. Wenn sie dich ignorieren wollen, schauen sie ebenfalls in alle Richtungen - nur nicht in deine. So einfach ist das.
    Zwecklos, sie zu verfolgen.
    Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß ihr Verhalten sich gar nicht gegen mich richtete, sondern daß sie nur um keinen Preis aufgehalten werden wollte. Und vielleicht, so fügte ich in Gedanken
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