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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk
Autoren: Unbekannt
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denken.
    Vor ein paar Minuten hätten mich noch keine zwei Haluter dazu gebracht, ihn loszulassen. Ich wäre eher gestorben, und das war alles andere als eine Übertreibung.
    Und jetzt fehlte das Ding.
    Ich stellte fest, daß man ohne den Würfel ganz gut leben konnte. Die seltsame Anziehungskraft war völlig erloschen, mit ihr auch das schwebende Gefühl, diese unnatürliche Entrücktheit der letzten Tage.
    In meinem Kopf lachte es sarkastisch. Du bist wieder frei, Arkonide. Das wurde höchste Zeit. Aber es ist nicht dein Verdienst, jemand hat dir geholfen.
    Geholfen ... wer? wollte ich wissen.
    Da ich nicht erwartete, eine Antwort zu erhalten, war ich über die sekundenlange Ruhe in meinem Schädel ganz froh. Der Extrasinn hatte keine anderen Informationen als ich selbst, er wertete sie nur auf andere Weise aus.
    Es dauerte keine Minute, bis ich mich zum zweitenmal aufrichtete. Aus der sitzenden Haltung ließ ich meinen Blick über die Umgebung wandern.
    Tausende von undefinierbaren Gegenständen lagen überall herum. Da war es wieder, das schreckliche Gefühl, mich auf einer Müllkippe zu befinden. Die „Dose" war nur eine von sehr vielen. Hinzu kamen kleine technische Geräte in großer Menge, die meisten vollständig undefinierbar, wahrscheinlich Produkte einer fremdartigen Kultur. Ich unternahm gar nicht erst den Versuch, ihre Funktion aus dem Aussehen schließen zu wollen.
    Und da vorn: Mitten in der Ebene standen schmucklose, graue Plastikbaracken von etwa 200 Metern Länge.
    Ich schätzte, daß sie eine Höhe von gut fünfzehn Metern besaßen. Langgestreckte, flache, häßliche Gebäude waren das, mit einem kuppeiförmigen Aufbau in der Mitte.
    Welchem Zweck sie dienten, das war beim besten Willen nicht zu sagen.
    Überall knatterten verfallende Bretterschuppen im Wind; provisorische Buden, deren Material wohl unter dem Einfluß der Nebelbänke zerfallen war.
    Vom Inhalt der Schuppen konnte ich nichts erkennen, wahrscheinlich waren sie leer. An manchen Stellen gab es welche, deren Wände schon in sich zusammengestürzt waren. Aus den Trümmern ragte nichts heraus, was irgendwie nach Einrichtung aussah.
    Ich wollte mir kein Detail entgehen lassen.
    Sehr langsam schwenkte ich den Blick. Es existierte keine sichtbare Lebensgefahr.
    Von den riesengroßen Plastikbaracken zählte ich sieben Stück. Ich vermutete, daß noch mehr in der Nähe herumstanden, konnte mich aber nicht nach hinten umsehen, weil ich unter starken Rückenschmerzen litt.
    Auf der linken Seite erhob sich aus dem schmutzigen Boden eine Art Turm. Das Ding war an die zwei Kilometer hoch, ein halbes Gebirge. Es ähnelte auf den ersten Blick einem altertümlichen Kraftwerk. Die Farbe seiner Außenhülle war mit der des Bodens identisch, was mit anderen Worten hieß, es war ein ausgesprochen häßlicher Turm.
    Meine Knie zitterten, ich fühlte mich schwach. In diesem Zustand war keine gezielte Aktion möglich.
    Lieber noch einen Augenblick sitzen bleiben, Kristallprinz? Und warten, bis dir jemand von hinten das Genick bricht?
    Genau das! gab ich ärgerlich zurück. Und wenn ich sterbe, dann wirst du mich begleiten!
    Der Extrasinn lachte bloß. Manchmal dachte ich an einen zänkischen, mißgünstigen kleinen Zwerg im Kopf, dessen unbestechliche Logik mich zur Weißglut treiben konnte. Obwohl er nur ein Teil meiner selbst war... mit eigenem Teilbewußtsein und einem abstoßend sarkastischen Humor ausgestattet.
    Das ziehende Gefühl in der Muskulatur ließ allmählich nach. Aber ein paar Sekunden, die brauchte ich schon.
    Ich trug immer noch die lindgrüne Gefängniskleidung, die ich auf Schingo bekommen hatte. Dabei konnte ich mich beim besten Willen nicht erinnern, wie ich meine Zelle verlassen hatte.
    Vielleicht hast du das auch gar nicht.
    Ach! Du meinst, ich träume?
    Nein, dies hier ist Realität. Aber sie muß auf höchst ungewöhnliche Weise zustandegekommen sein. Jedenfalls nicht, indem du deine Zelle durch die Tür verlassen hast.
    Sondern?
    Ich schüttelte heftig den Kopf, was in Anbetracht der hämmernden Kopfschmerzen kein sehr kluger Gedanke war. Zumindest brachte es den Extrasinn zum Verstummen.
    Die einzigen Geräusche, die es gab, produzierte der Wind. Wahrscheinlich kam der pfeifende Ton, der nie ganz verstummte, durch die Bretterbuden und ihre löchrigen Wände zustande.
    „Ich sehe, du bist wach", stellte eine schnarrende Stimme in meinem Rücken plötzlich fest.
    Ich zuckte zusammen. Die Stimme von eben! Ungeachtet der Schmerzen
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