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1753 - Die Crypers

Titel: 1753 - Die Crypers
Autoren: Unbekannt
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aufgezehrt hätte, wurde immer wieder hinausgeschoben und auf die nächste Generation von Betreibern vertagt. Diese Generation, vom Vorläufer mit gutem Beispiel versehen, hatte naturgemäß noch weniger Lust, die gestiegene Bürde der Erneuerung zu schultern und vertagte das Problem auf weitere Jahrzehnte - mit jenem unausweichlichen Ende, das schon von Anfang an deutlich zu erkennen gewesen war.
    Die Beleuchtung im Inneren der Station war erheblich schlechter als die zwischen den einzelnen Scheiben; verständlich: Dort, wo das Geld verdient wurde, stemmte man sich dem Rostfraß und dem allgemeinen Zerfall noch halbwegs energisch entgegen. In den Gängen herrschte trübes, funzeliges Licht mit auffälligen Anteilen von Rot oder Blau. Vor allem die Vakuta mit ihren Blähkörpern wirkten in dieser Beleuchtung eher gespenstisch und skurril.
    Anzutreffen waren Gestalten aus allen Winkeln des Oktanten, Angehörige aller bekannten und einiger wahrscheinlich unbekannten Rassen und Spezies; neben der offiziellen Hauptsprache Hirdobaans, dem Hamsch, erklangen zahlreiche lokale Sprachen.
    Von uns schien niemand Notiz zu nehmen, als sei der Anblick von Galaktikern in dieser Grenzländerstation völlig normal und alltäglich. Wir schritten langsam durch Gänge, Hallen und Korridore, vorbei an schuftenden oder rostenden Robotern, an Vakuta, die diesen Robotern Anweisungen und den Besuchern Befehle gaben, und an Gästen, die außerordentlich beschäftigt zu sein schienen.
    Ich sah, wie Tekeners Mundwinkel sich sachte verzogen.
    „Erinnerungen tauchen da auf?" fragte ich kurz.
    Tek nickte knapp.
    „Sieht aus wie eine Dependance von Lepso", sagte der Smiler, der früher einmal, vor langen Jahrhunderten, seinen Stützpunkt auf Lepso unterhalten hatte, der Abschaumwelt, wie sie von bissigen Spöttern genannt worden war.
    Tekeners Grinsen wurde etwas breiter.
    „Von Lepso in der guten, alten Zeit", präzisierte er seine Vorstellung. „Als das Laster noch richtig lasterhaft war und die Schurken Klasse und Einfälle hatten."
    „Auch eine Form von Romantik", kommentierte ich.
    Lepso fiel juristisch in den Zuständigkeitsbereich von Arkon, aber niemals in der zehntausendjährigen Geschichte des Imperiums war es gelungen, dem Gesetz auf dieser Welt wirklich Geltung zu verschaffen.
    Wenn das Verbrechen erst einmal die Größenordnung und die Umsätze eines multistellaren Industriekonzerns erreicht hatte, ließ sich mit legalen Mitteln kaum mehr etwas gegen diese Macht des Verbrechens ausrichten.
    Eine Tür öffnete sich mit asthmatischem Schnaufen vor uns, zolldicker Stahl glitt seitlich in die Wand, und wie mit einem Faustschlag traf uns die Atmosphäre dieser Halle.
    Moin-Art kratzte sich rechts am Hals und blubberte leise vor Vergnügen. Offenbar gefiel es ihm an diesem Ort.
    „Hier geht es rund", stellte er mit sichtlicher Zufriedenheit fest. „Hier brodelt der Laich!"
    So konnte man es auch nennen.
    Die Luft war angedickt mit Gerüchen, Düften, Aromen und Ausdünstungen aller Provenienzen: Körpergerüche, ungewaschene Kleidung, Kampfstoffe auf alkoholischer Grundlage, sexuelle Lockaromen von zwei Dutzend unterschiedlichen Rassen und Arten; Schmorendes, Gärendes und Dampfiges reicherte den kunstvollen Smog an. Jede Gruppe von Gästen füllte den Raum mit eigener Musik oder dem, was an Lärm dafür ausgegeben wurde, das Ergebnis war eine chaotische Kakophonie, die in den Ohren brannte und hämmerte. Hirdobaaner standen, saßen oder lagen auf allem, was sich gerade fand. Was sie nicht in sich hineinschütteten, kippten sie den servierenden Robotern über die Gliedmaßen, und manch eine der Maschinen hatte eine starke Ähnlichkeit mit Ronald Tekeners markantem Gesicht; wer die Narben der Lashat-Pocken auf den Wangen des Smilers sah, versuchte sich unwillkürlich vorzustellen, welches Material wohl imstande war, ähnliche Krater in die stählerne Haut eines Robots zu ätzen - und wer, bei Hirdobaans Sternen, wohl imstande war, diese Flußsäure als Drink hinunterzustürzen.
    Über der dampfenden, ohrenbetäubenden Szenerie lag ein Gewitter von gewollten und ungewollten Entladungen, ein nicht endendes Flirren, Blitzen und Gleißen in allen Farben des Spektrums. Dazu vibrierte der Boden, als wolle er jeden Augenblick unter den Füßen der Besucher nachgeben.
    Ich sah, wie Ronald Tekener voll Behagen die Brust wölbte und tief einatmete.
    „Wie zu Hause auf Lepso", murmelte er. Ein Vakuta rempelte ihn an; vermutlich war der
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