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1730 - Das Schlangengrab

1730 - Das Schlangengrab

Titel: 1730 - Das Schlangengrab
Autoren: Jason Dark
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schritten sie den Weg zurück. Mandra fiel auf, dass sich Sahib ungewöhnlich bewegte. Er ging zwar, doch er tat es langsam und gebeugt. Das Licht der Lampe brauchten sie nicht mehr, weil sie bereits den blassen Schein sahen, der von außen ins Höhlensystem fiel.
    »Was ist los mit dir?«
    Sahib schüttelte den Kopf. »Nichts eigentlich. Mir ist nur etwas unwohl.«
    »Soll ich dich stützen?«
    »Nein, das nicht.« Sahib atmete pfeifend. »Es ist nur ein momentanes Unwohlsein, das geht vorbei.«
    So sicher war sich Mandra Korab nicht. Er ging langsamer und ließ Sahib auch nicht aus den Augen, der sich auch weiterhin vorwärts quälte.
    Der Ausgang rückte näher. Es wurde heller. Mandra fand es gut, im Gegensatz zu seinem Begleiter. Der atmete noch lauter, brachte aber kein Wort hervor.
    Beide Männer zwängten sich schließlich durch den engen Spalt und traten ins Freie, wo die Sicht und die Aussicht einmalig waren.
    Das interessierte Mandra Korab, nicht aber seinen Begleiter, denn der fiel plötzlich auf die Knie, gab einen leisen Schrei von sich und presste beide Hände vor sein Gesicht.
    Mandra erschrak. Er ging neben dem Mann in die Knie und fragte: »Was hast du?«
    Sahib hielt seine Hände weiterhin gegen das Gesicht gepresst. »Es – es ist so heiß!«, keuchte er. »Ich – ich – glaube, ich verbrenne…«
    ***
    Mandra Korab hatte jedes Wort verstanden. Er wunderte sich nur darüber, dass er nicht besonders überrascht war. Sahibs Verhalten hatte schon auf etwas Ungewöhnliches hingewiesen. Nur dass es so schnell und hart kommen würde, war überraschend.
    Sahib blieb auf den Knien. Er keuchte und kämpfte zugleich. Dann wiederum hörte der Inder das Stöhnen und auch die leisen Schreie, die sich in dieses Geräusch mischten.
    Von oben herab blickte Mandra in Sahibs Gesicht. Es war nicht zu sehen, weil die Hände es noch immer verbargen. Aber auch die goldene Farbe bedeckte es weiterhin. Für Mandra stand fest, dass sie etwas mit dem veränderten Zustand des Mannes zu tun hatte, der jetzt aufhörte zu jammern und zwischen seinem Mund und seinen Händen so viel Platz schaffte, dass Mandra seine Worte hörte.
    »Es – es – brennt so«, keuchte er. »Ich habe so was noch nie erlebt. Das ist grauenvoll. Mein Gesicht verbrennt und ich kann nichts dagegen machen…«
    Mandra fühlte sich hilflos. Er konnte nicht hingehen und die Goldschicht einfach abwischen. Sie war durch einen bösen Zauber entstanden und er war nicht in der Lage, ihn zu stoppen. So musste dieses kniende und zitternde Bündel Mensch weiterhin leiden.
    Sahib war verstummt. Er zitterte nur noch. Durch seinen Körper schienen Stromstöße zu zucken, die ihn so reagieren ließen. Ein Geräusch entstand über den Köpfen der Männer. Mandra schaute in die Höhe. Er sah die beiden Adler in seiner Nähe fliegen und nahm das Geräusch ihrer Schwingen wahr, doch sie trafen keinerlei Anstalten, die Menschen anzugreifen.
    Ein gequält klingender Laut sorgte dafür, dass sich Mandra erneut seinem Informanten zuwandte. Sahib hatte es geschafft, seine Hände vom Gesicht zu lösen, sodass Mandra ihn jetzt direkt anschauen konnte – und zutiefst erschrak. Er hatte das Gefühl, einen Tritt in den Magen zu bekommen, denn nun wurde ihm bewusst, was diese Schicht aus Gold letztendlich mit dem Gesicht angestellt hatte.
    Sie war dabei, es zu zerstören. Das Gold schien sich in eine Säure verwandelt zu haben. Da hatte sich die Haut gelöst und für den Betrachter eine blutige Masse hinterlassen, in die sich das flüssige Gold mischte.
    Es war ein Bild, das nur schwer zu ertragen war. Noch schlimmer empfand der Inder den Blick der Augen, der ihm seine eigene Hilflosigkeit vor Augen führte.
    Auch die Lippen waren eingerissen. Was sich dort zitternd bewegte, verdiente den Namen nicht mehr. In einer verzweifelten Geste streckte Sahib dem Inder seine Hände entgegen, als wollte er in die Höhe gezogen werden.
    Mandra tat ihm den Gefallen und griff zu. Er spürte das Zittern, und einem Moment später hörte er einen Laut, der für ihn so etwas wie ein Todesröcheln war.
    Ein letztes Zucken durchlief Sahibs Körper, dann wurde er von einem Moment zum anderen starr, und Mandra war klar, dass bei ihm so etwas wie eine Leichenstarre eingetreten war.
    Er löste seine Hände. Sahib blieb noch für einige Sekunden in seiner Haltung, dann kippte er zur Seite und blieb liegen. Er hatte sein Leben ausgehaucht.
    Mandra stand mit erstarrtem Gesicht vor ihm und schaute nach
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