Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1729 - Totenliebe

1729 - Totenliebe

Titel: 1729 - Totenliebe
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
auf, und ich hatte den Eindruck, dass selbst die Wiesen grau aussahen.
    Ich kam an einem Schild vorbei, auf dem der Besucher hingewiesen wurde, dass dieser Friedhof ein Ort der Ruhe war und es auch bleiben sollte.
    Das war mir egal, denn ich hatte nicht vor, irgendwelchen Lärm zu machen. Der Rover passierte das Schild, der Wald und der Friedhof rückten näher, und dann verschwand der Rasen, sodass ich eine freie trockene Fläche vor mir sah, auf der ich meinen Wagen abstellen konnte.
    Die hohen Bäume waren mir schon vorher aufgefallen. Sie bildeten eine natürliche Grenze, denn eine Mauer oder ein Gitter entdeckte ich nicht als Absperrung. Hier begnügte man sich mit einer natürlichen Begrenzung, was ich recht praktisch fand.
    Ich hielt an, stieg aus dem Fahrzeug und hatte eigentlich damit gerechnet, erwartet zu werden, was nicht zutraf, denn keine Elisa ließ sich blicken.
    Ich stand mutterseelenallein vor den hohen Bäumen und hielt Ausschau nach einem Weg, über den ich das Gelände betreten konnte. Es gab keinen, der sichtbar gewesen wäre, doch als ich genauer hinschaute, entdeckte ich einen Pfad, der fast zugewachsen war. Gestrüpp und hohes Gras hatten dafür gesorgt.
    Bevor ich auf dem Friedhof oder im Wald verschwand, warf ich noch einen Blick zurück. Der Weg war gut zu übersehen, und ich sah auch, dass mir niemand gefolgt war. Der Mann mit der Mütze hatte seine Neugierde im Zaum gehalten.
    Wenig später hatte mich der Friedhof geschluckt. Ich kam mir vor wie in einer anderen Welt. Die Luft war anders, denn sie war noch schwüler geworden. Schwer lag sie zwischen den Bäumen, die ein dichtes Laubdach bildeten und viel von dem Licht filterten, das die Sonne abgab.
    Mein Hemd klebte am Leib, auf meinem Gesicht lag ein feuchter Schweißfilm und ich musste mich erst an die Umgebung gewöhnen, die weder hell noch dunkel war, sondern gesprenkelt.
    Es war früher ein Friedhof gewesen. Jetzt hatte die Natur gewonnen, und von einem Park konnte man auch nicht sprechen, denn hier hatte die Hand des Menschen nicht ordnend eingegriffen und irgendwelche Pflanzen gestutzt.
    Aber es gab Wege. Sie waren gerade noch zu erkennen, und an ihnen orientierte ich mich. Es war auch gut, dass sich meine Augen auf die Lichtverhältnisse eingestellt hatten, so entdeckte ich mittlerweile auch die alten Gräber, die in einer bestimmten Geometrie angelegt worden waren.
    Rechts und links von mir wuchsen die Grabsteine in unterschiedlicher Höhe empor. Manche waren nur schlichte Steine. In der Regel verwittert und überwachsen.
    Andere wiederum fielen aus dem Rahmen, weil sie mit Figuren geschmückt waren. Engel mit und ohne Flügel. Auch mal einfache Männer und Frauen, die ihre Köpfe zum Himmel gerichtet hatten, als wollten sie dort um Gnade flehen.
    Ein typischer feuchtwarmer Waldgeruch umgab mich, auch die Blüten strömten ihren Duft aus, und das Atmen fiel mir schwerer als sonst. Über dem Blätterdach schwebte die Sonne als greller Ball und schickte ihre Hitze auf die Erde.
    Ich bewegte mich weiter und überlegte, ob ich nicht doch irgendwann stehen bleiben sollte, um auf die Nonne zu warten. Elisa hatte mir keinen bestimmten Treffpunkt genannt, und dieser Waldfriedhof war recht groß.
    Dann erreichte ich eine Kreuzung und musste lächeln, als ich etwas Bestimmtes entdeckte, das ich auch von anderen Friedhöfen her kannte. Es war ein alter Wasserbottich aus Stein. Wasser befand sich nicht mehr darin, nur Blattwerk und kleinere Zweige, die auf dem am Grund liegenden Schlamm lagen.
    War das der Treffpunkt?
    Ich wusste es nicht, doch ich beschloss, hier eine Pause einzulegen. Wer mich suchte, der konnte mich hier finden. Ansonsten hatte ich eben Pech gehabt.
    Da ich jetzt meine eigenen Schritte ebenfalls nicht mehr hörte, erlebte ich die Stille doppelt so stark. Was nicht bedeutete, dass es keine Geräusche mehr gegeben hätte. Die waren schon vorhanden, mal ein Rascheln oder ein leises Quieken. Hin und wieder flatterte ein Vogel auf und bewegte das Blattwerk, sodass ich ein Rascheln vernahm.
    Mehr auch nicht, keine Schrittgeräusche, keine fremde Frauenstimme, kein leiser Ruf.
    Die Zeit schien langsamer abzulaufen. Das war wohl Einbildung, und ich dachte daran, dass man mich unter Umständen hergelockt hatte, um mir eine Falle zu stellen. Die Umgebung eignete sich dafür. Der ganze Friedhof konnte als Versteck dienen.
    Klar, dass sich meine Gedanken auch um die geheimnisvolle Elisa drehten. Sie hatte mit mir gesprochen, sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher