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1726 - Die Polizistin

1726 - Die Polizistin

Titel: 1726 - Die Polizistin
Autoren: Jason Dark
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dienstlich.«
    »Aha, so ist das.« Es war ihm anzusehen, dass er mir nicht glaubte, und er fragte auch nicht weiter. Außerdem hatten wir unser Ziel so gut wie erreicht.
    Nicht mal zwei Minuten später brachte uns der Lift nach oben, unserer zweiten Heimat, den Büros, entgegen. Es stimmte. Auch wenn wir mal pünktlich waren, Glenda Perkins war schon vor uns da.
    »Einen wunderschönen guten Morgen wünsche ich euch. Ist das nicht ein Wetterchen?«
    »Fürs Büro?«, fragte ich.
    »Du kannst ja das Fenster öffnen und den Frühling in deine vier Wände lassen.«
    »Das werde ich auch tun, danke. Aber eigentlich sehe ich den Frühling, wenn ich dich anschaue.«
    »He, nur keine unehrlichen Schmeicheleien.«
    »Wieso? Ich meine es ehrlich. Die weiße Bluse, der bunte Rock, das ist der Frühling. Bei hohem Schnee im Winter bist du nicht so herumgelaufen.«
    »Das stimmt allerdings.«
    »Aber der Kaffee ist der Gleiche geblieben.«
    »Kann sein.« Sie warf mir einen leicht bösen Blick zu. »Oder reduzierst du mich nur auf den Kaffee?«
    »Um Himmels willen, nein, ich freue mich nur jeden Morgen darauf.«
    Glenda reckte ihr Kinn vor. »Du weißt ja, wo er steht.«
    »Ja, danke.«
    Suko war schon in unserem Büro verschwunden. Ich stoppte an der Kaffeemaschine, schenkte mir die braune Brühe ein und hörte hinter mir Glendas Stimme.
    »Ich habe dir übrigens eine Zeitung auf den Schreibtisch gelegt.«
    »Danke. Und warum?«
    »Du solltest mal reinschauen. Die Seite drei ist besonders interessant.«
    »Noch mal danke.«
    »Vergiss es.«
    Bevor ich das Büro betrat, drehte ich mich noch mal um und zwinkerte Glenda zu.
    »Willst du mich anmachen?«
    »Nein«, erwiderte ich entrüstet. »So früh noch nicht. Aber heute Abend könnten wir ins Kino gehen und…«
    »Später, John, später.«
    Ich zuckte mit den Schultern und ging zu meinem Platz am Schreibtisch. Die Zeitung war nicht zu übersehen. Allerdings war sie noch nicht aufgeschlagen und auch Suko hatte sie nicht an sich genommen.
    Auf der Titelseite wurde noch immer über die Hochzeit berichtet, die inzwischen vorbei war. Die Stadt hatte sich von Besuchern geleert. Vielleicht war sie mir deshalb so leer vorgekommen.
    Ich genoss erst mal einige Schlucke des köstlichen Gebräus und schlug dann die Zeitung auf. Glenda hatte von der dritten Seite gesprochen, ihr galt meine Aufmerksamkeit.
    Die Überschrift war schon besonders. Ich sprach leise mit. »Polizistin stellt Killer und entgeht einem Kugelhagel.«
    »Was hast du gesagt?«, fragte Suko.
    Ich las ihm die Schlagzeile vor.
    »Aha. Toll. Und jetzt?«
    »Lese ich weiter.«
    »Tu das.«
    Ich las sogar laut weiter. Die Polizistin hatte tatsächlich mutterseelenallein einen IRA-Killer gestellt, der auch in England seine Spuren hinterlassen hatte. Sie war ihm allein gegenübergetreten. Es war mehrmals auf sie aus kurzer Entfernung geschossen worden, aber keine Kugel hatte sie getroffen. Nicht mal verletzt. Da sprach der Schreiber schon von Zauberei, denn eine schusssichere Weste hatte die Frau nicht getragen.
    Ich ließ die Zeitung sinken, nachdem ich mir noch das Bild der Polizistin angesehen hatte. Eine hübsche Frau, die auf den Namen Angela Fox hörte.
    Suko sagte nichts. Er war nachdenklich geworden und hatte seine Stirn in Falten gelegt.
    »Höre ich einen Kommentar?«
    »Weiß nicht recht, John. An einen Zauber glaube ich ja nicht, aber seltsam ist es schon, wenn es sich tatsächlich so abgespielt hat, wie es hier geschrieben steht.«
    »Das allerdings.«
    Glenda Perkins tauchte in der offenen Tür auf. Sie hatte ihr fragendes Gesicht aufgesetzt.
    »Na, was sagt ihr?«
    »Das ist schon eine ungewöhnliche Geschichte.«
    Sie nickte mir zu. »Das kannst du laut sagen.«
    »Und weiter?«
    Sie trat einen Schritt vor und stemmte die Hände in die Hüften. »Glaubt ihr das? Glaubt ihr, dass sie tatsächlich dem auf sie abgefeuerten Kugelhagel aus kurzer Distanz entgangen ist? Oder haltet ihr den Bericht für einen Gag?«
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, meinte Suko.
    Glenda nickte. »Ich auch nicht.«
    Von mir kam im Moment kein Kommentar, ich dachte über das nach, was ich da gelesen hatte. Nun hielten sich die Zeitungen nicht immer an die Wahrheit, aber völlig aus der Luft gegriffen war nie etwas. Ich ging davon aus, dass die Verhaftung des Killers recht unnormal über die Bühne gelaufen war. Ob das nun ein Fall für uns war, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Ich sah auch keinen Grund, dass wir der Sache
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