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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle
Autoren: Jason Dark
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leichter. Da musst du keine Angst haben. Wir packen das.«
    Als sollten seine Worte ad absurdum geführt werden, hörten sie hinter sich das scharfe Gebell der Bluthunde.
    Bettina sagte: »Sie sind näher gekommen, glaube ich.«
    »Ja, wir müssen uns beeilen.«
    »Und wenn sie uns trotzdem erwischen?«
    Godwin winkte ab. »Daran solltest du nicht denken. Das ist nicht gut für eine Flucht.«
    »Dann lass uns laufen.«
    Es klappte jetzt besser, weil es mehr Lücken zwischen den Bäumen gab. Das Gras wuchs hier hoch, manchmal sogar bis zu den Knien. Sie liefen und rutschten weiter, fielen aber nicht hin, sondern schafften es immer wieder, sich zu fangen und auf den Beinen zu bleiben.
    Ihre Sicht klärte sich plötzlich. Sie sahen eine Lichtung, dort, wo eine Ebene anfing. Sogar ein kleiner See war zu erkennen. Er lag wie ein großes Auge in der Lichtung. An einem Uferteil entdeckten sie einen hölzernen Schuppen. Zwei Boote lagen dort. Es war ein wunderschönes Bild, das so gar nicht an eine Gefahr oder an Tod und Verderben denken ließ.
    Godwin fasste Bettina an der Hand an. »Komm, wir bringen es hinter uns.«
    Den kleinen See ließen sie links liegen. Sie würden weiter durch die Ebene müssen, um an die Siedlung zu gelangen, die Godwin kannte. Er wusste auch, dass nicht weit entfernt eine kleine Festung lag.
    »Wie weit müssen wir noch laufen? Meine Füße brennen.«
    »Bis zum Einbruch der Dunkelheit haben wir das erste Ziel längst erreicht.«
    »Aha. Und dann?«
    »Müssen wir eine Pause einlegen. Oder hast du keinen Hunger oder auch keinen Durst?«
    »Ich habe beides.«
    »Dann werden wir trinken und essen.«
    »Und was ist mit den Verfolgern?«
    »Daran will ich nicht denken …«
    ***
    Die Sonne war schon etwas tiefer gesunken, als sie die Siedlung erreichten. Sie lag an einem Bach, durch den das Wasser schnell strömte und sogar das Rad einer kleinen Mühle antrieb. Kleine Holzhäuser, deren Dächer mit Gras gedeckt waren, bildeten die Ränder einer Straße.
    Menschen hielten sich im Freien auf. Misstrauisch wurden Godwin und seine Begleiterin angeschaut. Hunde kläfften sie an, zuckten aber zurück, als sie näher an sie herangekommen waren. Dann zogen sie die Schwänze ein und sausten davon.
    Wenn die Menschen das sahen, schlugen sie schnelle Kreuzzeichen und zogen sich zurück, was Godwin wunderte, und er fragte Bettina: »Was haben die Menschen?«
    »Ich weiß es nicht. Wir sind wohl zu fremd.«
    »Aber wir haben nicht die Pest an uns. Man bekreuzigt sich, wenn man uns sieht.«
    »Ich habe auch keine Erklärung.«
    Godwin bohrte nicht weiter. Für ihn gab es im Moment nur das Gasthaus, das unweit der Mühle lag. Es war ein flacher Bau mit einem weit vorgezogenen Dach.
    »Willst du rein?«
    »Nein, Godwin, ich möchte nur was trinken.«
    »Soll ich Wein bestellen?«
    »Und auch Wasser.«
    In der offenen Tür lehnte der Wirt. Er wartete, bis seine Gäste sich gesetzt hatten. Ihr Platz befand sich unter einem Dach aus Laub, das die Bäume über ihnen bildeten.
    Der Wirt war ein Typ mit fettigen langen Haaren und einem stechenden Blick. Er schob einen dicken Bauch vor sich her und watschelte auf seine Gäste zu.
    Godwin schnippte mit den Fingern. »Zwei durstige Kehlen wollen erfrischt werden. Was hast du zu bieten?«
    »Guten Wein. Roten und weißen.« Der Wirt verbeugte sich.
    »Dann bring uns weißen Wein. Und dazu eine Karaffe mit Wasser aus dem Bach.«
    »Sehr gern, der Herr.« Der Mann wollte verschwinden, aber Godwin hielt ihn auf.
    »Was kannst du gegen unseren Hunger tun?«
    »Oh, da müsst ihr leider mit Brot vorlieb nehmen.«
    »Sonst nichts?«
    »Ich habe noch Schmalz von der Gans.«
    »Dann nehmen wir das auch.«
    »Sehr wohl«, dienerte der Mann und drehte sich um. Zuvor hatte er noch einen Blick auf Bettina geworfen und war dabei zusammengezuckt. Sein Rückweg glich fast einer Flucht.
    Das hatte Godwin gesehen. Er sagte allerdings nichts und drehte sich um, weil er mehr von der Gegend sehen wollte. Es war recht still geworden, und er lauschte in diese Stille hinein, die nicht vom Gebell der Bluthunde unterbrochen wurde, was er schon als Vorteil ansah.
    Hatten die Verfolger aufgegeben? Er konnte es nicht glauben. Wenn sie allerdings einen anderen Weg eingeschlagen hatten, umso besser.
    Er sprach Bettina an. »Wie fühlst du dich?«
    »Es geht so. Und ich weiß, dass wir noch nicht in Sicherheit sind.«
    »Es ist wohl wahr. Vielleicht haben wir sie abgeschüttelt.«
    »Mal sehen.«
    Der Wirt
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