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1724 - Die Heilige der Hölle

1724 - Die Heilige der Hölle

Titel: 1724 - Die Heilige der Hölle
Autoren: Jason Dark
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seine Gedanken um dieses Thema drehten.
    Eine mächtige Stimme erklang und wehte über den Lagerplatz hinweg. Der Adept sprach.
    »Mitternacht!«
    Genau darauf hatten die Männer gewartet, im Chor brüllten sie immer nur einen Satz.
    »Tod der Hexe. Tod der Hexe!«
    Godwin wusste, dass seine Zeit hier vorbei war. Er konnte nicht mehr eingreifen, und er wollte es auch nicht, denn jetzt gab er der anderen Seite recht …
    ***
    Der Adept trat vor und gab seinen beiden Helfern einen Wink.
    Es mussten schon zwei kräftige Männer sein, die den mit Steinen beschwerten Körper anhoben. Sie schleiften ihn auf das Feuer zu, aber sie warfen ihn nicht hinein.
    Godwin schaute den übrigen Männern zu, wie sie sich erhoben und dem Adepten folgten. Keiner wollte sich das Schauspiel entgehen lassen.
    Godwin de Salier zögerte noch. Er wusste nicht so recht, wie er sich verhalten sollte. Auf der einen Seite wurde auch er von der Neugierde getrieben, auf der anderen allerdings dachte er daran, dass er nicht unbedingt dabei sein musste.
    Plötzlich stand Wolfram von Stadinger neben ihm. »Na, was ist, mein Freund? Willst du nicht zuschauen, wie diese Hexe ertränkt wird und für alle Zeiten im Brunnen verschwindet?«
    »Warum sollte ich?«
    »Weil sie es verdient hat und du sehen sollst, wie man sich irren kann.« Er stieß ihn an. »Oder muss ich dich als Feigling ansehen?«
    »Das glaubst du doch selbst nicht.«
    »Dann komm mit«, hetzte der Narbige.
    Godwin überlegte nicht länger. Ja, er würde dem Schauspiel beiwohnen.
    »Lass uns gehen.«
    »Endlich wirst du vernünftig.«
    Beide folgten der Horde. Viele von ihnen konnten nicht mehr gehen. Sie waren so betrunken, dass sie lallend am Boden lagen und nicht mehr vernünftig sprechen konnten.
    Das Feuer, an dem sie vorbei gingen, brannte allmählich nieder, aber dunkel war es trotzdem nicht, denn einige Männer hielten Fackeln in den Händen und leuchteten den Weg aus, den sie gehen mussten. Der Brunnen lag ein wenig entfernt.
    Dann waren sie da, und der Templer bekam zum ersten Mal den Brunnen zu Gesicht.
    Er war aus Stein gemauert und nicht sehr hoch. Der Rand reichte einem Mann bis zur Hüfte. Aber er hatte doch einen recht großen Umfang, größer als der eines normalen Brunnens. Wer hineinschaute, der sah auf eine schwarze Wasserfläche, über die allerdings jetzt der Widerschein der Fackeln tanzte und sie so aussehen ließ, als wären uralte Wassergeister an die Oberfläche gestiegen, um sich dort zu verlustieren.
    Der Adept hatte die Meute in den Hintergrund gescheucht. Er und seine beiden Helfer standen mit der Frau allein vor dem Brunnen.
    Godwin de Salier ging einige Schritte zur Seite und blieb so stehen, dass er Bettina ins Gesicht schaute. Keiner scheuchte ihn weg, auch der Adept hielt den Mund.
    Bettina sah ihn an. In ihrem Gesicht rührte sich nichts. Nur der Widerschein tanzte darüber hinweg. Er erreichte auch die Augen, die sich verändert hatten. Sie sahen aus wie glühende Kohlestücke, und der Templer hatte den Eindruck, dass diese Glut nicht vom Feuer stammte, sondern von innen kam.
    War das der Beweis dafür, dass Bettina mit dem Teufel einen Pakt geschlossen hatte?
    Der Adept sprach sie an. »Hast du in den letzten Augenblicken deines ruchlosen Lebens noch etwas zu sagen?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Dann rede jetzt!«
    Es war zu sehen, dass sie tief Luft holte. Dann brach es aus ihr hervor. Es begann mit einem hässlich klingenden Lachen, das abrupt abbrach, als die Frau zu sprechen begann.
    »Ich habe es schon gesagt und kann mich nur wiederholen. Eine wie ich ist nicht zu töten. Ich gehöre nicht dieser Welt, ich gehöre dem Teufel. Er hat mir seinen Schutz versprochen. Die Zeiten werden vergehen, die Hölle, der Teufel und ich aber werden weiter bestehen.«
    »Ist das alles?«, rief der Adept.
    »Ja, du widerlicher Pfaffenhelfer!«
    Der Adept nickte. »Packt sie!«, befahl er dann.
    Darauf hatten seine Helfer nur gewartet. Sie griffen zu, und Bettina tat nichts dagegen. Zusammen mit ihren Steinen wurde sie angehoben und auf den Brunnenrand gestellt.
    Dort wirkte sie für einen Moment wie eine Statue, die über das Wasser wachen sollte.
    Der Adept selbst trat hinter sie und gab ihr einen Stoß.
    Bettina kippte nach vorn.
    Kein Schrei verließ ihren Mund. Auch die Zuschauer waren totenstill, und einen Moment später fiel Bettina ins Wasser. Jeder hörte das Klatschen, das wie Beifall klang.
    Die Frau sank nach unten. Das Gewicht der Steine zog sie dem
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