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172 - Der Spinnenfürst

172 - Der Spinnenfürst

Titel: 172 - Der Spinnenfürst
Autoren: A.F.Morland
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Familienmitglied angesehen. Man hatte es per Knopfdruck zum Leben erweckt, hörte sich aber nicht unbedingt alles an, was es von sich gab.
    An Rosenstöcken vorbei, die bereits für den Winter versorgt und zurückgestutzt worden waren, näherte sich der Mörder dem nächsten Haus.
    Vorsichtig schob er sich an das beleuchtete Fenster, und im nächsten Moment ging ein harter Ruck durch seinen Körper.
    Er hatte sein Opfer gefunden!
    ***
    Megan Marshall war 17 und ging noch zur Schule. Das hübsche blonde Mädchen mit dem langen, seidigen Engelshaar träumte von einer Karriere als Fotomodell, die ihr Bruder, der um zehn Jahre älter war, bisher zu verhindern gewußt hatte, denn William Marshall hielt das für keinen seriösen Beruf.
    Hübsche Mädchen gab es seiner Ansicht nach wie Sand am Meer, deshalb mußten jene, die nach oben kommen wollten, mehr als die anderen bieten, und zwar abseits der Kamera. Sie mußten sich ihren Erfolg erschlafen, und dafür war ihm seine Schwester zu schade.
    Sollten andere Mädchen ihre Reinheit und ihren sauberen Charakter über Bord werfen und viel Geld verdienen. William Marshall versuchte seiner Schwester unermüdlich klarzumachen, daß im Leben andere Werte zählten und daß man nicht um jeden Preis dem schnöden Mammon nachjagen sollte.
    Megan ließ ihn reden. Er konnte ihr den großen Traum nicht nehmen. Sie war felsenfest davon überzeugt, daß der Weg nach oben nicht für alle durch viele Betten führte.
    Es gab mit Sicherheit Ausnahmen, und zu denen gehörte sie, das wußte sie. Vor zwei Jahren schon hatte sie sich heimlich an eine Modelagentur gewandt, und man wäre bereit gewesen, sie unter Vertrag zu nehmen, aber das hätte ihr gesetzlicher Vormund (nach dem Tod ihrer Eltern war das William) mit unterschreiben müssen, und dazu war er nicht zu bewegen gewesen.
    Er bestand darauf, daß sie zuerst die Schule hinter sich brachte und sich dann für einen seriösen Beruf entschied, und er hoffte, daß Megan bis dahin vernünftig geworden war und selbst nicht mehr daran dachte, diese Flausen weiter zu verfolgen.
    Die Modelagentur hatte sich heute wieder gemeldet, der Brief lag oben in Megans Zimmer. Wie dem Schreiben zu entnehmen war, waren die Chancen für eine Traumkarriere noch nie besser gewesen.
    Megan hätte sie furchtbar gern genützt, aber William war mit Sicherheit nicht von seinem Standpunkt abzubringen.
    Innerlich angespannt servierte sie das Abendessen, und sie überlegte die ganze Zeit angestrengt, wie sie ihrem Bruder die Zusage abluchsen konnte.
    Das Essen schmeckte ihm, das starke Bier hinterher auch, und Megan stellte ihm anschließend noch einen doppelten Scotch hin.
    Er grinste seine schöne Schwester an. »Hey, was hast du vor? Möchtest du mich betrunken machen?«
    Nicht gleich betrunken, dachte Megan. Ich möchte nur deinen harten Widerstand ein bißchen aufweichen.
    »Ich dachte, der Scotch würde dir guttun, nach der Kälte draußen. Du warst nicht warm genug angezogen«, sagte Megan.
    »Was habe ich doch für eine fürsorgliche Schwester«, lobte William. »Ich bin wirklich zu beneiden.« Er trank.
    Megan trug das Geschirr in die Küche und begab sich anschließend nach oben, um den Brief erst einmal in die Tasche ihres Kleides zu stecken.
    Ein schwerer Kampf stand ihr bevor. Sie bereitete sich seelisch darauf vor.
    ***
    Der unheimliche Würger beobachtete, wie Megan Marshall die Treppe hinaufstieg. Hastig lief er an der Hausfassade entlang. Der kräftige junge Mann im Erdgeschoß störte ihn nicht. William Marshall würde nicht mitbekommen, daß seine Schwester dort oben ihr Leben verlor.
    Die Situation bot Leon Hogg noch einen zusätzlichen Reiz: Im Erdgeschoß ein Mann, der den Mord vielleicht hätte verhindern können, jedoch nichts davon wußte.
    Oben flammte Licht auf, und Hogg griff nach der ersten Quersprosse des hölzernen Lattenrosts, der für Kletterrosen und Efeu an die Backsteinwand geschraubt war.
    Rasch stieg Hogg hinauf. Er erreichte das helle Fenster und sah Megan Marshall wieder. Ein grausames Grinsen verzerrte sein Gesicht. In wenigen Augenblicken würde dieses bildschöne Mädchen tot sein, und er würde sich unbeschreiblich gut fühlen.
    Megan begab sich nach nebenan ins Bad. Hogg schob das Fenster – es war einen einzigen Spalt breit offen, weil Megan selbst während der kalten Jahreszeit beim Schlafen nicht auf frische Luft verzichten wollte – vorsichtig hoch und stieg in den Raum.
    Megan stand vor dem Spiegelschrank, summte ein
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