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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch
Autoren: Jason Dark
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schaffen?«, fragte ich.
    Karina verzog den Mund. »Das hoffe ich doch.«
    »Aber er hat Angst gehabt?«
    »Ja, es ging ihm um jeden Tag.«
    Ich fragte nichts mehr und starrte durch die Frontscheibe. Dabei beobachtete ich die Stangen am Straßenrand und stellte fest, dass sie weiter vorn einen Halbkreis bildeten, der in eine Linkskurve führte. Durch die Klarheit der Nacht gelang es mir, bis zu den dunklen Bergen zu schauen, und ich entdeckte zwischen ihnen etwas, das nicht aussah wie ein Berg, sondern mehr einem kantigen Klumpen glich.
    Ich machte Karina darauf aufmerksam. »Ist dort das Kloster?«
    »Das denke ich.«
    »Dann haben wir es ja bald geschafft.«
    Sie lächelte und bedankte sich noch mal, dass ich so schnell nach Moskau geflogen war.
    »Vergiss es.«
    Ich erlebte immer wieder Fälle, die sich auf einer internationalen Ebene abspielten. Die Schwarzblüter agierten weltweit, und ich glaubte fest daran, dass sich hinter Rasputins Erben zumindest teilweise dämonische Wesen verbargen.
    Immer wieder wurde der Schnee von unseren Reifen aufgewirbelt. Wie Puderzucker umgab er den Geländewagen, und die beiden Wischer arbeiteten ständig, um die Scheiben frei zu bekommen. Die Temperaturen lagen zweistellig jenseits des Nullpunkts, und an manchen Stellen war der Schnee hart gefroren, sodass es knirschte, wenn wir darüber hinweg fuhren.
    Ich konzentrierte mich auf das Ziel, das allmählich näher heranrückte. Dabei kam mir wieder Wladimir Golenkows Schicksal in den Sinn. Er war Karinas Partner und im Kampf von einer Kugel getroffen worden, die ihm das Rückenmark so verletzt hatte, dass er in einem Rollstuhl sitzen musste.
    Wladimir befand sich jetzt in der Rehabilitation und kämpfte mit all seinen Kräften dafür, wieder laufen zu können. Die Chancen allerdings standen schlecht, aber das war ihm nicht gesagt worden, um ihm nicht den Mut zu nehmen.
    Karina hatte mir ab und zu einen Seitenblick zugeworfen. »Du denkst an Wladimir?«
    »Meinst du?«
    »Das sehe ich dir an.«
    »Dann stimmt es.«
    Karina Grischin holte tief Atem. »Was soll ich dazu sagen? Ich bin hin und wieder bei ihm und muntere ihn auf.«
    »Ohne ihm die Wahrheit zu sagen?«
    »Genau, John. Er fragt auch nicht danach. Wir reden zumeist über den Job, und Wladimir will so schnell wie möglich wieder mitmischen.« Sie hob die Schultern. »Nur eben auf einer anderen Ebene. Er wird seine Arbeit im Rollstuhl verrichten müssen, und man kann ihn dann mit deinem Chef Sir James vergleichen.«
    »Was das Organisatorische angeht, ist das schon richtig.«
    Karina Grischin beendete das Thema und streckte ihren Arm nach vorn. »Wir sind gleich da.«
    »Super.«
    »Mal sehen, ob es so super werden wird.«
    Schon bald strahlte das Fernlicht gegen die Mauern des Klosters, und wir sahen mit einem Blick, dass an diesem Bau der Zahn der Zeit sehr genagt hatte.
    Ein Teil des Klosters war zerfallen. Es standen nur noch Reste, und die Mauern wirkten, als wären sie zusammengeschossen worden.
    »Und dort leben Mönche?«
    »Nein, John, nur einer. Die anderen Mitbrüder haben das Kloster schon vor längerer Zeit verlassen. Aber dieser eine Mönch, der Abt, hat etwas erfahren, das mich elektrisierte. Er weiß etwas, davon bin ich überzeugt. Ein Bote brachte mir das kurz gefasste Schreiben, das mich in Alarmbereitschaft versetzte. Mein Gefühl sagt mir, dass wir uns auf der richtigen Spur befinden. Manchmal muss man eben auf so glückliche Umstände warten.«
    »Wie meinst du das?«
    »Das kannst du dir doch denken. Ich habe mit normalen Mitteln der Kommunikation versucht, dieser Bande auf die Spur zu kommen. Es ist mir nicht gelungen. Aber irgendwie muss dieser Abt erfahren haben, womit ich mich beschäftige, und hat mir die Nachricht zukommen lassen. Wir werden bald mehr wissen, hoffe ich.«
    Nachdem sie diesen Satz gesagt hatte, bremste sie den Wagen ab, bis er stand. Die aufgewirbelte Schneewolke senkte sich, und wir stiegen aus.
    Die Luft über dem Schnee war eiskalt. Aber sie ließ sich ertragen, weil so gut wie kein Wind wehte. Dennoch setzten wir die Fellmützen auf, die sogar Ohrenklappen hatten.
    Karina hatte mir zum Flughafen eine dicke Jacke mitgebracht, die von innen mit Fell gefüttert war, das sich auch im Innern der Kapuze befand.
    Ich drückte die Wagentür zu und suchte bereits nach dem Eingang des Klosters. An das ungewöhnliche Nachtlicht hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Mit der Orientierung würden wir keine Probleme haben.
    Karina kannte sich
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