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1711 - Der Mond-Mönch

1711 - Der Mond-Mönch

Titel: 1711 - Der Mond-Mönch
Autoren: Jason Dark
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denn der Abt regte sich wieder.
    Er stöhnte, er würgte, er krächzte und fasste nach seiner Kehle. Der Mönch schaute ungerührt zu, denn er wartete auf einen bestimmten Zeitpunkt.
    Es vergingen schon mehrere Minuten, bis der Abt wieder in der Lage war, sich zurechtzufinden. Er versuchte zu reden, was ihm nicht gelang.
    Bis er gerüttelt wurde. Eine der breiten Hände hatte sich auf seine Schulter gelegt und schüttelte ihn durch.
    »He, du bist nicht tot, noch nicht …«
    Die Worte wurden gehört. Allerdings nur schwach und wie durch Watte gefiltert. Der Abt schnappte nach Luft. Das Schütteln ließ Übelkeit in ihm hochsteigen. Zum Glück hörte es auf, und er öffnete weit den Mund, um die Luft tief in seine Lunge zu saugen.
    »Du kannst mich hören?«
    Der Abt nickte.
    »Du kannst mich auch sehen?«
    »Ja …«
    »Dann sieh und höre.« Der Mönch griff unter seine Kutte, etwa dort, wo ein breiter Gürtel die Kutte umschlang. Es war nicht genau zu erkennen, was er hervorholte. Wenig später jedoch bekam der Abt große Augen.
    Da sah er das Messer in der Hand!
    Er hörte das Lachen, das so bösartig klang, als würde es vom Teufel persönlich stammen. Und die Gestalt, die jetzt vor ihm stand, war ein Teufel.
    Einer, der keine Gnade kannte.
    Der nur kurz ausholte und zustach!
    Der Abt kam nicht mal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen. Die Klinge hatte ihn in der Körpermitte getroffen und steckte tief.
    Der Mönch hielt den Griff noch fest und schaute dabei in das Gesicht des anderen.
    Es war blass geworden. Schweiß lag auf der Stirn. Die Haut wirkte eingefallen, und in den Augen des Mannes lag ein ungläubiger Ausdruck.
    Der Mond-Mönch ließ die Klinge los, die im Körper stecken blieb. Er trat einige Schritte zurück und flüsterte: »Stirb langsam, mein Freund …«
    ***
    Es war eigentlich nicht zu fassen, aber mein Job stellte das Leben oft genug auf den Kopf.
    Vor Kurzem hatte ich mich noch mit einer Keltin aus der Vergangenheit und einem Seeungeheuer herumschlagen müssen, und jetzt saß ich in einem Geländewagen und fuhr durch eine mit Schnee bedeckte Hochebene, die von den Eisgipfeln des Uralgebirges begrenzt wurde.
    Ja, das war schon verrückt, fast unglaublich. Aber wenn ich nach links schaute, dann sah ich eine Frau am Steuer, die im Laufe der Zeit zu einer guten Freundin geworden war.
    Sie war Russin, sie war auch Agentin, und sie hieß Karina Grischin. Zudem war sie noch hübsch, und kaum jemand sah ihr an, dass sie sich in bestimmten Situationen in eine Kampfmaschine verwandeln konnte.
    Sie hatte sich beim Yard gemeldet, und Sir James hatte mir freie Hand gegeben. Es ging um einen Fall, der zwar in Russland seinen Ursprung gehabt hatte, den ich allerdings auch schon in London hatte erleben müssen.
    Rasputins Erben!
    Und das war etwas, was mich hatte aufhorchen lassen. Ich wusste um die Gefährlichkeit dieser Gruppe, die danach strebte, Teile der Welt unter ihre Kontrolle zu bringen. Dank der Globalisierung beschränkte sich dies leider nicht nur auf ein Land, doch hier in Russland lag der Ursprung.
    Den größten Teil der Strecke hatten wir hinter uns. Von Moskau aus waren wir zu einem kleinen Militärflugplatz geflogen und dort in den bereitstehenden Geländewagen umgestiegen. Unser Ziel lag ungefähr dreißig Kilometer entfernt. Bei normalen Verhältnissen keine Entfernung und kein Problem, aber es war viel Schnee gefallen, der alle Straßen und Wege bedeckte, sodass es aussah, als würden wir uns quer durch das Gelände kämpfen.
    Das traf nicht ganz zu, denn man hatte Stangen in die Erde gerammt. Sie waren die Orientierungspunkte und zeigten uns den Straßenverlauf an.
    Unterwegs waren nur wir, und das in einer Nacht, die sehr hell war. Der volle Mond kam mir größer vor als in London, und auch sein Licht erschien mir kräftiger zu sein. Um ihn herum funkelten die Sterne, als hätte jemand Diamanten gegen den bläulichen Himmel geschleudert.
    Die beiden Scheinwerfer hinter dem Gitter strahlten ihr Fernlicht ab, das den Schnee zusätzlich hellgelb übermalte.
    Karina hatte mich natürlich eingeweiht. Wir würden zu einem alten Kloster fahren, in dem jemand lebte, der mehr über Rasputins Erben zu berichten wusste.
    Karina war von diesem Mann überzeugt gewesen, obwohl sie ihn nie in ihrem Leben gesehen hatte, allein die geschriebene Nachricht hatte sie elektrisiert. Woher der Abt diese Informationen besaß, hatte er nicht verraten.
    »Meinst du, dass wir es rechtzeitig genug
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