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1702 - Rückkehr der Verdammten

1702 - Rückkehr der Verdammten

Titel: 1702 - Rückkehr der Verdammten
Autoren: Jason Dark
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dass ihn die beiden Männer umbringen würden. Jetzt war er sich dessen nicht mehr so sicher. Es konnte durchaus sein, dass sie etwas Besonderes mit ihm vorhatten, und er fragte sich, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er …
    Seine Gedanken brachen ab.
    Der Kopf des Weißhaarigen zielte nach vorn. Dabei blieb der Mund auch weiterhin offen wie bei einem blutgierigen Vampir, doch das war der Weißhaarige nicht, er war ein Mensch, wenn auch kein normaler.
    Und dann passierte es.
    Obwohl er damit gerechnet hatte, wurde Amos Burke völlig überrascht. Die Lippen des Weißhaarigen pressten sich auf seinen Mund. Und es war tatsächlich ein Kuss, der sehr schnell vorbeiging, weil sich der Mund wieder löste.
    Amos Burke war so überrascht, dass er nichts mehr sagen konnte, auch wenn sein Mund wieder freilag. Das Reden übernahm der Weißhaarige. Er erklärte ihm, warum er ihm den Kuss gegeben hatte.
    »Es ist der Pestkuss gewesen, mein Freund. Wir haben dich infiziert. Du gehörst jetzt zu uns. Wir sind die Pestbringer, die Verdammten, und wir sind zurückgekehrt, um unsere Zeichen zu hinterlassen. Und genau dafür haben wir dich gebraucht. Es hätte auch einen anderen Menschen treffen können, eine Frau, zum Beispiel, aber du bist uns über den Weg gelaufen …«
    Amos Burke hatte die Worte in sich aufgesaugt. Er wollte noch eine Frage stellen. Doch dazu kam er nicht mehr, denn erneut presste der Weißhaarige seine Lippen auf Burkes Mund.
    Diesmal länger.
    Er blies den warmen und fauligen Atem in die Mundhöhle des Mannes, wobei Burke sich nicht wehren konnte, weil er so stark gehalten wurde.
    Es gab für ihn kein Entrinnen mehr. Er musste sich seinem Schicksal ergeben. Die Lippen drückten gegen seinen Mund. Er hatte das Gefühl, die Fäulnis in sich aufnehmen zu müssen, was für ihn einfach grauenhaft war. Aber er konnte sich nicht dagegen wehren und war dann heilfroh, als sich der Weißhaarige wieder von ihm löste. Der Oberkörper schwang langsam in eine normale Haltung zurück, wobei der Blick starr auf den liegenden Mann gerichtet blieb.
    Amos Burke war nicht bewusstlos geworden. Er lag auf dem Rücken und starrte in die Höhe. In den Augen des fremden Gesichts funkelte es. So sah ein triumphaler Ausdruck aus und nicht anders. Um den Mund herum lag jetzt ein kaltes Lächeln. Es war der Genuss, den der Sieger spürte.
    Der Druck von seinen Beinen verschwand. Turner blieb neben der Bank stehen und schaute ebenfalls auf ihn herab. Auf seinem Gesicht lag ein satter und zufriedener Ausdruck, der sich auch in seinen Augen wiederfand. Sie ließen ihn in Ruhe. Und Burke war froh darüber. So konnte er sich wieder fangen.
    Sie ließen es sogar zu, dass er sich aufrichtete, und fingen dann an zu sprechen, wobei sie sich gegenseitig ablösten.
    »Du bist jetzt unser Bote!«, erklärte Sir Edward Turner.
    »Und du wirst unseren Auftrag ausführen.«
    »Du wirst einen bestimmten Mann aufsuchen.«
    Der Weißhaarige nickte. »Merke dir seinen Namen gut. Er heißt Sinclair. John Sinclair. Er lebt in London. In dir steckt jetzt der Keim der Pest. Du bist von nun an in unserem Kreis und wirst in der Lage sein, diesen Keim weiterzugeben.«
    »An Sinclair!«, sagte Turner.
    Die beiden hatten genug gesprochen. Jetzt warteten sie auf eine Reaktion. Amos Burke war nicht in der Lage, etwas zu sagen. Es war einfach zu viel über ihn gekommen. Diese schrecklichen Neuigkeiten waren so leicht nicht zu verkraften, doch dann freute er sich darüber, dass er es schaffte, eine Antwort zu geben.
    »Ich – ich – kenne keinen John Sinclair.«
    »Das wissen wir«, sagte der Marquis. »Du wirst ihn leicht finden. Du kannst dir auch Zeit lassen. Wir sagen dir noch, wo er arbeitet. Bei Scotland Yard. Dort ist er eine wichtige Person, und du wirst derjenige sein, der ihm den Keim überbringt. Gib ihm den Pestkuss, so wie du ihn von uns bekommen hast …«
    Burke hatte alles gehört, aber fassen konnte er es nicht. Er glaubte, in einer verkehrten Welt zu sein. Sein Gesichtsausdruck zeigte Unglaube, ein Nichtbegreifen. Er konnte nicht reagieren, weder etwas sagen oder lachen.
    »John Sinclair!«, flüsterte Turner. »Merke dir den Namen gut. Fahre nach London und beobachte ihn und denke nicht mal daran, unseren Befehl zu missachten. Wir halten dich unter Kontrolle. Solltest du deine eigenen Wege gehen wollen, wäre das tödlich für dich.«
    Der Weißhaarige sprach weiter: »Und vergiss niemals, welcher Keim in dir steckt. Hast du gehört?
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