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1700 - Möbius

Titel: 1700 - Möbius
Autoren: Unbekannt
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ihren Abgang zurück.
    „Dieser Haß in ihrem Blick, ist das nicht furchtbar für dich, Voltago?"
    Das Gesicht des Kyberklons, das stets völlig unbewegt und wie aus Onyxquarz gemeißelt wirkte, zeigte in diesem Augenblick zumindest eine Spur von Regung. Aber der Moment verging so rasch, wie er gekommen war.
    „Furchtbar, Perry Rhodan? Nein. Es ist mir vollkommen gleichgültig."
    Eine Uhr fängt zu ticken an.
    Eine Bedrohung, die zwei Millionen Jahre gebannt war, erwacht von neuem. Und die Geschehnisse werden sich bis zu einem Punkt, der damals nicht erreicht wurde, wiederholen.
     
    *
     
    Zehn war eine Frau von knabenhafter Statur, mit grauen Augen und braunen Haaren. Das derbe, blasse Gesicht verlieh ihr einen Hauch von Ausstrahlung.
    Für den Körper, den sie besaß, konnte sie jedoch nichts. Auf das Innere kam es an, und dieses Innere war absolut auf ein einziges Ziel fixiert. Charon stellte einen Schritt in die richtige Richtung dar. Sie erkannte das mit einer Mischung aus Gespür und nüchterner Logik, in der menschliche Regung nichts zu suchen hatte.
    Sie schwebte durch das Eis, sank tiefer und erreichte schließlich eine Region scheinbar magischer Anziehungskraft.
    Es war ein mineralischer, starrkrustiger Bereich des Bodens.
    Charon besaß keine Sonne.
    Deshalb schien es kein Wunder zu sein, wenn kein Sonnenlicht den Grund erreichte.
    Ihre knabenhafte Gestalt schwang sich über Gräben aus Schwefel zu natürlich gewachsenen Metallstrukturen. Und da war doch eine Sonne. Nicht hier auf Charon, sondern an jenem Ort, den sie wie durch milchiges Glas sehen konnte. Das Licht erreichte den Boden deshalb nicht, weil eine dichte Wolkendecke dies verhinderte. Statt dessen war die Oberfläche einem Bombardement harter Strahlung ausgesetzt.
    Unmöglich! Dies ist eine Dunkelwelt! Ein schreckliches Gefühl stieg allmählich in ihr auf. Zehn hatte nicht geahnt, daß sie fähig war, solche Qualen zu empfinden.
    Sie konnte alles sehen, die scheinbare Nähe einer fremden Welt fühlen.
    Eigentlich hätte sie jubeln sollen.
    Aber sie und diese Bilder - beides paßte einfach nicht zusammen.
    Durch das halbmaterielle Eis bewegten sich ebenso halbmaterielle Schemen. Gepanzerte Buckelwesen, dem Leben unter Wolken angepaßt... Über der Wolkendecke schwebten Symbionten, die primitiven Flugdrachen ähnelten. Sie akkumulierten Energie und schickten diese als Strahlimpulse hinunter. Davon ernährten sich die Buckelwesen. Die Draken bildeten ihre Lebensader.
    Zehn fühlte Intelligenz. Es waren philosophische Wesen voller Einsicht in die Natur des Kosmos, offensichtlich Noman-Draken. Sie haßte dieset Wesen jedoch auf Anhieb, ohne sie zu erkennen und ohne daß sie dazu einen Grund brauchte.
    Die Vision verblaßte. Etwas war entsetzlich falsch gelaufen.
    Zehn begriff in diesem Augenblick, daß es nicht an diesem Wesen oder am Planeten lag.
    Sie selbst war eine Fehlkonstruktion! Vielleicht schlug das genetische Erbe der Terraner doch durch.
    Sie bezweifelte nicht, daß Voltago sie wirklich von Noman geborgen hatte - und spürte doch, daß sie keine Chance besaß, hier ihren Auftrag zu erfüllen.
    Nummer Zehn gefährdete so den großen Plan. Sie wußte das, konnte sich aber nicht dagegen wehren.
    Als sie zur Oberfläche des Sees aufstieg, umfing sie endgültig die lichtlose Realität des Planeten Charon. Und irgendwo dort, im Hintergrund nicht sichtbar, lauerte Voltago, der Kyberklon. Ihm hatte sie die Vision zu verdanken. Oder er trug die Schuld daran - wie man wollte. Seine Ausstrahlung war so beschaffen, daß sie bestimmte Informationspotentiale löste, die in diesem See begraben lagen.
    Sie versuchte, mit ihren leistungsfähigen Augen das Dunkel zu erleuchten.
    Noch mehr, als daß sie Voltago jedoch sehen konnte, spürte sie ihn.
    Sie fühlte sein Mißtrauen, als wüßte er ganz genau, was ihr zugestoßen war, und spare sich die Erkenntnis lediglich als Druckmittel auf.
    Fehlkonstruktion. Lebensgefahrlich.
    Nummer Zehn wandte sich mit steifen Bewegungen ab. Sie hatte lange damit zu tun, ihre Erfahrung zu verarbeiten, und traf erst Stunden später mit den anderen in der STYX zusammen.
    Jedes der Spindelwesen hatte ein ähnliches Erlebnis gehabt. Über die Sprache ihrer Augen tauschten sie sich aus, so gut es ging. Sie mußten jedoch feststellen, daß es Dinge gab, für die selbst die exakteste Sprache nicht taugte. Ihre Empfindungen blieben absolut individuell.
    Eines wurde allerdings klar: Zehn und Fünf waren die einzigen, die ihre
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