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1699 - Wolfshatz

1699 - Wolfshatz

Titel: 1699 - Wolfshatz
Autoren: Jason Dark
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Folter. »Kannst du dir das nicht denken?«
    Jetzt fing sie an, nachzudenken. Zuerst weiteten sich ihre Augen, dann flüsterte sie: »Nein, nein, du meinst doch nicht Carlotta?«
    »Doch.«
    Maxine verdrehte für einen Moment die Augen. »Und? Was hat sie getan?«
    »Ich denke, sie hat jemandem das Leben gerettet. Sie hat ihn aus den Klauen des Werwolfs befreit, der hier neben uns liegt.«
    »Kannst du den Mann beschreiben?«
    »Nur schwer, es war einfach zu dunkel. Aber er war bewaffnet. Sein Gewehr liegt noch draußen. Ich bin nicht dazu gekommen, es an mich zu nehmen.«
    »Gewehr, sagst du?«
    »Genau!«
    »Dann habe ich einen Verdacht. Tim Hatcher, der Ranger, nimmt stets ein Gewehr mit, wenn er unterwegs ist. Ich glaube, dass er den Weg zu uns hier gefunden hat.« Sie musste lachen. »Das ist wie im Finale eines Bühnenstücks. Im letzten Akt finden alle Akteure zusammen.« Sie kam wieder auf ihre Ziehtochter zu sprechen. »Und wo steckt Carlotta jetzt?«
    »Ich denke, dass sie einen guten Beobachtungsposten eingenommen hat. Und zwar dort, wo man sie nicht sieht.« Ich deutete gegen die Decke. »Irgendwo dort oben in der Dunkelheit.«
    Maxine verdrehte die Augen. »Hoffentlich greift sie nicht ein.«
    Ich wirkte ab. »Und wenn, können wir es auch nicht ändern. Sie wird zudem genau wissen, was sie will. Und sie wird darauf achten, dass man sie nicht sieht.«
    »Ich hoffe es.«
    »Okay, Max.« Ich war wieder beim Thema. »Wir haben es noch mit drei Gegnern zu tun. Wobei ich diesen Nathan Boyle als äußerst gefährlich einschätze. Gefährlich und raffiniert. Er trägt die Verantwortung für die vier Veränderten, und er ist auch nicht so harmlos wie sie.«
    »Okay, was schlägst du vor?«
    »Bleib du mal im Hintergrund.«
    »Willst du raus?«
    »Klar, ich werde mir das Gewehr holen.«
    Maxine verzog das Gesicht. »Willst du es gegen einen Werwolf einsetzen?«
    »Zur Not auch, es ist besser als gar nichts. Ich werde ihn zwar mit einer normalen Kugel nicht vernichten können, aber ich kann ihn damit aus dem Konzept bringen.«
    »Gut, ich warte dann hier.«
    Erneut übergab ich ihr das Kreuz. Dann öffnete ich die Tür und trat vorsichtig ins Freie.
    Der Platz vor dem Stall und auch dem Wohnhaus war leer. Von Carlotta entdeckte ich nichts. Dafür fiel mir der Mann auf dem Dach auf, der mich ebenfalls sah, weil er am Rand stand.
    »Was ist denn da los?«, rief er mir zu.
    Ich ging ein paar Schritte weiter und kam näher an das Gewehr heran. »Bitte, Mr Hatcher, bleiben Sie, wo Sie sind. Überlassen Sie alles uns. Verstanden?«
    »Ja, schon. Aber wer sind Sie?«
    Ich winkte ab. »Das spielt im Moment keine Rolle.«
    »Sind Sie Maxines Helfer?«
    »Ja.«
    »Dann bin ich zufrieden. Ich weiß nur nicht, wie ich auf das Dach gekommen bin.«
    »Nehmen Sie es einfach hin und denken Sie nicht weiter darüber nach. Es wird sich alles aufklären.«
    »Ja, ja, aber …«
    Ich schaute nicht mehr hin und legte den letzten Rest der Strecke zurück. Neben dem Gewehr blieb ich stehen und schaute mir die Waffe genauer an.
    Es war ein Jagdgewehr, mit dem ich umzugehen wusste. Es war auch durchgeladen. Ich würde damit schießen können, wenn es darauf ankam.
    Ich hob es an. Es war ein komisches Gefühl, das mich erfasste. Obwohl ich mich jetzt im Besitz einer Waffe befand, spürte ich das Kribbeln auf dem Rücken. Man konnte auch sagen, dass ich wie auf dem Präsentierteller stand.
    Drei Werwölfe noch. Einer davon eine Bestie. Er würde die anderen beiden losschicken. Aber wo hielt sich das Trio auf?
    Es gab für mich nur eine Lösung. Im Stall hatte ich sie nicht entdeckt. So kam eigentlich nur das Wohnhaus in Betracht, falls sie sich nicht im Freien versteckt hielten und hinter den Kühen Deckung gefunden hatten.
    Bevor ich losging, legte ich noch den Kopf leicht zurück, um besser in den Himmel schauen zu können. Das geschah nicht grundlos, denn ich wollte eine Spur von Carlotta entdecken.
    Sie musste mich beobachtet haben, denn plötzlich sah ich über mir eine Bewegung. Und für einen Moment sogar erschien sie vor dem Umriss des Vollmonds. Sie winkte mir kurz zu und tauchte schnell wieder ab.
    Es war schon ein Risiko, sich so zu zeigen. Ich konnte nur hoffen, dass Tim Hatcher sie nicht gesehen hatte. Aber wenn, dann hätte er sie auch für einen großen Vogel halten können.
    Ich schritt auf das dunkle Haus zu. Es bereitete mir schon ein gewisses Unbehagen. Kein Fenster war erleuchtet. Nur in Umrissen waren sie zu erkennen,
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