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1688 - Joker Nummer Sieben

Titel: 1688 - Joker Nummer Sieben
Autoren: Unbekannt
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ragten weit hervor, das Kinn war spitz und stand nach vorn. Er sah aus, als sei er zwischen 80 und 100 Jahre alt. „Bringt ihn in sein Quartier", bat Siankow mit heiserer Stimme. „Und laßt ihn keine Sekunde aus den Augen."
     
    *
     
    Stunden- und tagelang hockte er gemeinsam mit Pordy Stuuhn vor den Beobachtungsoptiken. Dabei hätte er sich wahrlich bessere Gesellschaft gewünscht. Pordy hatte nicht die Angewohnheit, auf anderer Leute Meinung viel zu geben. Und Siankow hatte keine Lust auf Streit um Bagatellen.
    Siankow war ein Nexialist; einer, der von allem etwas verstand, aber von nichts wirklich genug, um ein vollwertiger Experte zu sein. Das hatte den Vorteil, daß er eine Menge Wissensgebiete überblickte. Er war imstande, ungewöhnliche Schlüsse zu ziehen, zu völlig anderen Ergebnissen zu kommen als die sogenannten Experten, wie Pordy fraglos eine davon war.
    Siankow beherrschte laterales Denken. Er warf seine Blicke auch zu den Seiten, konzentrierte sich nicht auf ein einzelnes Problem, sondern auf tausend zugleich. Und wenn er Lösungen anbot, so sahen diese oft gänzlich anders aus, als man erwarten durfte.
    Pordy Stuuhn beherrschte Hyperphysik und Psychologie. Darauf, daß diese Gebiete weit auseinanderlagen, bildete sie sich eine Menge ein. Sie hielt sich für ein Allroundgenie - was natürlich Unfug war. Rhodan hat sie dir mit Absicht mitgegeben. Als Kontrolleurin. Nüchtern, schrecklich. „Nummer Sieben entwickelt sich gut", stellte sie nach sechs Tagen fest. „Er begreifst schnell.
    Es wird Zeit für spezielle Kenntnisse."
    „Stimmt", gab .Siankow widerwillig zu. Mit beiden Händen verwüstete er weiter seine schwarze Strohfrisur, soweit das noch möglich war. „Ich werde nochmals mit ihm reden. Mal sehen, wie und ob er sich an mich erinnert."
    Sie hatten die Wahl gehabt, ihren „Joker" durch Menschen oder durch Roboter erziehen zu lassen. Die Wahl war auf Roboter gefallen, weil Menschen niemals so schnell lehren konnten, wie Sieben lernte. Bei einem Informationsschub dieser Art kam es auf Präzision an. Und die erreichten ebenfalls nur Maschinen. Das Spindelwesen bewohnte zwei großzügige Räume im Zentralbau. Der eine diente als Schlaf- und Wohnzimmer, im anderen standen das Terminal und die Besuchersessel. Als der Nexialist eintrat, fuhr das Wesen schnell herum. Die Bewegung verriet mühsam beherrschtes Temperament. „Ich bin's, Siankow", sagte er lauernd. „Hallo, Boris", begrüßte ihn Sieben. „Du hast lange auf dich warten lassen. Es ist der zweite Besuch. Die Logik sagt mir, daß auch andere Menschen in der Nähe sein müssen. Warum bekomme ich nichts von ihnen zu sehen?"
    „Vertrau mir einfach", bat Siankow. „Du hast immerhin mich."
    „Ja."
    Das Gesicht des Mannes war hart und wirkte unbewegt; und wenn er wie in diesem Fall eigentlich gereizt war, stellten sich verräterische Zuckungen ein. „Ich bin gekommen, um über deine weitere Ausbildung zu sprechen. Du sollst einen gewissen Einfluß darauf bekommen."
    „Immerhin", gab Sieben mit ätzendem Spott zurück. Daß er alles andere als zufrieden war, hätte selbst ein völlig Fremder bemerkt. „Man hat mir beigebracht, daß jeder Mensch ein Recht auf Selbstbestimmung hat. Weshalb nicht ich?"
    „Du bist kein Mensch", antwortete Siankow mit entwaffnender Logik. „Wir müssen erst herausfinden, ob du eine Gefahr darstellst... oder was."
    „Ich kann es selbst nicht sagen." Sieben kniff berechnend die Augen zusammen, das Kinn schob er weiter vor. „Du hast mich >Sieben< genannt. Sogar ein Idiot würde daraus den Schluß ziehen, daß die Nummern Eins bis Sechs ebenfalls existieren."
    „Darüber kann ich nichts sagen."
    Siankow ärgerte sich, dem Spindelwesen einen solchen Hinweis gegeben zu haben. Völlig unnötig. Heilige Einfalt. Idiotenfehler. Mit normalen Eigennamen wären sie besser gefahren. „Bringe mich mit den anderen zusammen, Boris. Dann beweise ich, daß von mir keine Gefahr droht. Was auch immer ihr als Gefahr anseht. Jedenfalls wäre meine Einsamkeit beendet."
    „Eins bis Sechs sollen dich nicht interessieren. Aber ich verspreche dir, daß du sehr bald die übrige Besatzung kennenlernst und die Station besichtigen wirst. Vorausgesetzt, die Dinge laufen gut."
    Der Nexialist sah sich einem durchdringenden Blick ausgesetzt, der bis auf den Grund seiner Seele reichte. Er ist kein Telepath. Davon wüßten wir. Dann müßte er mir auch keine Fragen stellen. „Weiter im Text", beeilte er sich zu sagen. „Ich
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