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1684 - So grausam ist die Angst

1684 - So grausam ist die Angst

Titel: 1684 - So grausam ist die Angst
Autoren: Jason Dark
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einzugreifen. Uvalde und Rosy Mason standen sich gegenüber, es roch nicht nach Gewalt. Sie schienen sich zu unterhalten, aber wenn wir genauer hinschauten, war doch etwas zu erkennen.
    Neben dem Schamanen war die Luft nicht mehr klar. Da schienen sich so etwas wie schmale Dunstschleier gebildet zu haben. Das konnte durchaus Einbildung sein, musste aber nicht.
    Auch Suko hatte es gesehen und sprach mich darauf an. »Da ist was, John.«
    »Sehe ich auch. Aber was?«
    Er hob die Schultern. »Keine Ahnung. Aber es könnte sich um einen feinstofflichen Körper handeln.«
    Ich nickte. »Diese Schamanen sind in der Lage, mit dem Jenseits oder der Anderswelt zu kommunizieren, und dabei muss ja etwas herauskommen. Diese Wesen müssen eine Grenze überwinden, und so etwas ist nur zu schaffen, wenn der Schamane seine Beschwörungen spricht.«
    »Und du meinst, dass er das getan hat?«
    »Ja.«
    »Dann könnte es sich doch um eine feinstoffliche Gestalt handeln. Der Geist der toten Tamara.«
    Nachdem dieser Satz gesprochen worden war, schwiegen wir. Jeder hing seinen Gedanken nach. Es war schwer für uns, einen Entschluss zu fassen. Noch fühlten wir uns als Beobachter und es sah nicht so aus, als befände sich Rosy Mason in einer lebensgefährlichen Lage.
    »Was machen wir?«
    Suko hob die Schultern. »Ich denke, wir sollten sie nicht zu lange dort allein lassen.«
    »Okay.«
    Es war ein letzter Blick, den wir noch nach vorn warfen. Eigentlich war damit zu rechnen, dass nichts Bedrohliches passierte, und das war auch jetzt nicht der Fall, obwohl sich Rosy Mason bewegte. Sie ging am Rand des Grabs etwas zur Seite, und dann bewegte sie den rechten Arm, der in der Tasche ihres gelben Mantels verschwand …
    ***
    Ich habe noch die Handgranaten!
    Wie ein Blitzstrahl war ihr diese Idee durch den Kopf gezuckt.
    Es war verrückt. Es war der reine Wahnsinn, aber Rosy konnte an nichts anderes mehr denken.
    Eine Waffe!
    Ja, sie brauchte eine Waffe, um ihr Leben zu verteidigen. Sie befand ich in einer extremen Lage. Nie zuvor hatte sie sich mit einem derartigen Gedanken beschäftigt. Waffen – egal welcher Art – waren ihr stets suspekt gewesen.
    Jetzt nicht mehr.
    Hier war alles anders, und hier ging es um ihr Leben. Sie konnte von der anderen Seite keine Gnade erwarten. Genau deshalb ließ sie ihre rechte Hand in der Tasche des Regenmantels verschwinden und dachte zugleich daran, dass das Auffinden der Kiste ihr im Nachhinein wie ein Geschenk des Himmels vorgekommen war.
    Ihre kleine Hand umfasste den Wulst der Handgranate. Die Oberfläche war geriffelt, damit man sie besser anfassen konnte und sie nicht so rutschig war.
    Sie ließ die Hand in der Tasche und schaute nach vorn. Es war ihr einfach unmöglich, in diesem Schemen ihre Freundin Tamara Chakow zu sehen. Das Gebilde war für sie ein unerklärliches Etwas, das sie nicht akzeptieren wollte.
    Sie zog die Hand aus der Tasche. Die Finger hatten sich um das Ei geschlossen. Noch war sie nicht scharf gemacht. Der Abzugsring ragte noch an einer Seite hervor, aber ihre andere Hand hatte sich ihm schon genähert.
    »Du wirst mich nicht töten!«, flüsterte sie mit bebender Stimme. »Du nicht, hast du verstanden?«
    Der Schamane starrte auf die Handgranate, seine Lippen zuckten, was vielleicht ein Lächeln darstellen sollte, aber er sagte zunächst nichts.
    Das machte Rosy nervös.
    »Glaubst du, dass ich bluffe?«
    »Woher hast du das Ding?«
    »Ist doch egal.«
    »Du kannst damit nicht umgehen!«
    »Ich werde dir das Gegenteil beweisen. Eines verspreche ich dir«, flüsterte sie. »Du bringst mich nicht um. Eher werden wir beide in die Hölle fahren, das schwöre ich dir! Aber töten wirst du mich nicht, Uvalde.«
    Nach diesen Worten war er sprachlos geworden. Seinem Gesicht war anzusehen, dass er nach einer Möglichkeit suchte, aus dieser Lage herauszukommen. Sein Pech war, dass er einen normalen Körper besaß und keinen feinstofflichen wie Tamara.
    Uvalde war immer jemand gewesen, der anderen Menschen seinen Willen aufgezwungen hatte. Das hatte sich auch in dieser Lage nicht geändert. Er dachte nicht daran, aufzugeben, machte eine wegwerfende Handbewegung und sagte spöttisch: »Das traust du dich nicht.«
    »Meinst du?«
    Uvalde überlegte. Plötzlich war er sich nicht mehr sicher. Aus seinem Mund drang ein böses Geräusch.
    Das hätte auch ein Tier ausstoßen können.
    Für Rosy war dieses Geräusch so etwas wie das Signal zum Angriff, und den wollte sie auf keinen Fall
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