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1684 - So grausam ist die Angst

1684 - So grausam ist die Angst

Titel: 1684 - So grausam ist die Angst
Autoren: Jason Dark
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Gleichgewicht des Mantels gesorgt.
    Alles war weiterhin okay. Rosy dachte nicht mal darüber nach, warum sie es getan hatte. Sie richtete sich wieder auf, blieb für einige Sekunden stehen, sah dabei nachdenklich aus und musste zugeben, dass sie gar nicht nachdachte. Ihr Blick wanderte zwischen dem Erdboden und der offenen Kiste hin und her, und sie sah auf die Waffen. Ihr fiel ein, dass dort noch Pistolen lagen.
    Rosy bückte sich und nahm eine an sich. Zwar hatte sie noch nie in ihrem Leben mit einer solchen Waffe geschossen, aber sie hatte genügend Actionfilme gesehen und hoffte, dass es reichte, um mit einer Schusswaffe umzugehen.
    Dann blies sie die Luft aus. Die Waffe steckte sie an der linken Seite in ihren Hosengürtel.
    Bevor sie sich abwandte, warf sie einen letzten Blick auf das Fundstück. Sie würde die Kiste so liegen lassen und später den Scotland-Yard-Leuten Bescheid geben.
    Danach setzte sie ihren Weg fort und ging in die Richtung, in der es etwas heller war, weil die Natur dort nicht so stark gewuchert war. Es kam ihr wenig später wie ein kleines Wunder vor. Sie kam aus dem Düstern und trat tatsächlich in eine hellere Umgebung, zudem eine, die sie kannte, denn sie befand sich jetzt in dem Gebiet, in dem auch das Grab ihrer Freundin frisch ausgehoben und danach wieder zugeschüttet worden war. Als sie daran dachte, bildete sich ein Kloß in ihrer Kehle. Er erschwerte das Atmen, hinzu kam die feuchte Luft, und sie hatte das Gefühl, es nicht mehr zu schaffen, weil die Äußerlichkeiten zu widrig waren.
    Das Grab ihrer Freundin war zwar noch nicht zu sehen, doch Rosy wusste genau, in welche Richtung sie gehen musste. Auf diesem Teil des Friedhofs wuchsen zwar Bäume und Sträucher, aber längst nicht so hoch, als dass sie einen freien Blick behindert hätten. Den brauchte sie auch, um zu erkennen, dass sich kein weiterer Besucher auf diesem Teil des Friedhofs befand.
    Sie war allein …
    Tamara Chakows Grab war zwar noch nicht zu erkennen, aber Rosy wusste jetzt wieder genau, welchen Weg sie einschlagen musste. Sie ging langsam, sie war hellwach und musste sich zusammenreißen, um das Zittern ihrer Glieder zu unterdrücken.
    Wetterleuchten im Westen spaltete das dichte Grau der Wolken. Der Himmel schien noch weiter nach unten gesunken zu sein. Feuchtigkeit hatte dünne Schwaden gebildet, die an verschiedenen Stellen über das Gräberfeld trieben.
    Noch immer sah sie nichts von Darco Uvalde. Das beruhigte sie nicht, wenn sie daran dachte, mit welchen Kräften dieser Schamane ausgestattet war.
    Je mehr sie sich Tamaras Grab näherte, umso nervöser wurde sie. Zugleich wurde auch die Angst stärker und sie dachte daran, welches Versprechen ihr der Schamane gegeben hatte. Er wollte sie dazu bringen, dass sie Kontakt mit ihrer toten Freundin bekam. Sie würde sie unter Umständen sehen und mit ihr sprechen können, obwohl sie daran nicht glaubte. Aber sie traute Uvalde alles zu.
    Mit zittrigen Knien setzte Rosy ihren Weg fort – und konnte bald darauf einen Blick auf das frische Grab werfen. Es bildete einen Hügel, in dem allerdings kein Kreuz steckte, wie es normalerweise der Fall war. Feldblumen lagen auf der lehmigen Erde. Hinzu kamen einige Feldfrüchte. Die letzten Gaben, die der Toten mit auf die Reise gegeben worden waren.
    Sie legte die letzten Schritte zurück und blieb neben dem Grab stehen. Wer sie aus der Ferne gesehen hätte, der hätte sie für ein gelbes Gespenst halten können.
    Der Wind war aufgefrischt, aber nicht kühler geworden. Er ließ die Schöße des Mantels flattern.
    Nichts hatte sich verändert. Es war alles normal geblieben. Es gab keinen weiteren Besucher, sodass sie sich fragte, ob sie nicht umsonst hergekommen war.
    Plötzlich schrak sie zusammen. Sie hatte etwas gehört. Es war kein Donner, obwohl eine Ähnlichkeit schon vorhanden war. Jemand schlug auf einer Trommel, aber dieser Jemand war nicht zu sehen. Er hielt sich im Hintergrund verborgen, und Rosy kam ein bestimmter Gedanke.
    Das war er.
    Er war zwar nicht zu sehen, aber das musste er einfach sein. Der Trommelklang schwebte ihr entgegen. Er machte sie schon nervös, und dann sah sie ihn.
    Darco Uvalde war plötzlich da. Wie aus dem Nichts war er aufgetaucht, aber das kannte sie ja bereis bei ihm, und deshalb wunderte sie sich darüber auch nicht weiter.
    Er kam näher.
    Ging er oder schwebte er?
    Rosy konnte es nicht genau sagen. Erst als er das Grab erreichte und ihr gegenüberstand, blieb er stehen. In
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