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1684 - So grausam ist die Angst

1684 - So grausam ist die Angst

Titel: 1684 - So grausam ist die Angst
Autoren: Jason Dark
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zu dir. Und ich will auch weiterhin am Leben bleiben. Geh du deinen Weg, ich gehe den meinen.«
    Der feinstoffliche Körper zuckte leicht, dann war wieder die Stimme da.
    »Nein, es ist nicht so, wie du es dir vorstellst. Es gibt keinen anderen Weg mehr für dich. Du bist an einem Wendepunkt angelangt. Ich weiß, wie sehr du getrauert hast, als ich starb, jetzt aber hast du die Chance, wieder mit mir zusammen zu sein. Du wirst auch sterben müssen, und dabei wirst du erkennen, dass der Tod nicht mal so schlimm ist. Schon viele haben die Grenze überschritten. Einfach in die neue Welt gehen, das ist alles. Und wenn du bei mir bist, sind wir für immer vereint. Ja, Rosy, ich bin gekommen, um dich zu holen. Beide stehen wir an der Grenze.«
    Für Tamara waren die Worte normal, nicht aber für Rosy Mason. Panik schoss in ihr hoch. Wieder musste sie erleben, wie grausam die Angst sein konnte. Sie war nicht in der Lage, normal Luft zu holen. Ein dicker Kloß saß in ihrer Kehle. Sie bekam weiche Knie und wunderte sich, dass sie noch die Kraft fand, sich auf den Beinen zu halten.
    »Hast du alles gehört, Rosy?«
    Die Antwort bestand aus einem Nicken.
    »Dann muss ich nichts mehr sagen. Ich werde dich nur bitten, zu mir zu kommen.«
    »Und dann?«
    »Gehen wir.«
    »Aber ich bin nicht tot. Ich lebe, und du hast mir gesagt, nur mit einer Toten in deine Welt zu gehen. So habe ich es jedenfalls von dir verstanden!«
    »Das stimmt auch.«
    »Also kannst du mit einer lebenden Person nichts anfangen. Sie gehört nicht in deine Welt.«
    »Das ist wahr.«
    In Rosy baute sich der Widerstand stärker auf. »Dann bin ich nicht die Richtige für dich.«
    »Doch, das bist du!«
    Rosy gab nicht auf. »Aber ich lebe!«, zischte sie dem Schemen zu.
    »Noch, meine liebe Freundin. Der Schamane wird dafür sorgen, dass sich dies ändert.«
    Rosy wollte nicht fragen. Sie wusste die Antwort bereits. Sie wollte sie nur nicht wahrhaben. Schwach schüttelte sie den Kopf und hörte wieder die Stimme ihrer toten Freundin.
    »Darco Uvalde ist auch gekommen, um dich zu töten …«
    ***
    Jetzt war es heraus, und Rosy Mason wunderte sich, dass sie so ruhig blieb. Man hatte soeben ihr Todesurteil gesprochen, und sie stand da und tat nichts.
    Sie hatte nur den Blick gewechselt und konzentrierte sich auf den Schamanen.
    Der starrte sie an. In seinen Augen lag eine Kälte, die Gnadenlosigkeit ausdrückte, und sie war sich sicher, dass er um der Sache willen über Leichen gehen würde.
    Sie wollte es trotzdem nicht glauben und schüttelte den Kopf, während sie fragte: »Das ist doch nicht wahr – oder?«
    Der Schamane brauchte keine Antwort zu geben. Er nickte nur, und seine Augen nahmen dabei einen noch intensiveren Glanz an. Da wusste sie, dass er ihren Tod eingeplant hatte.
    »Du hast es so gewollt, Rosy!«
    Tamaras Geist hatte zu ihr gesprochen, und Rosy schüttelte den Kopf.
    »Nein, das habe ich nicht. Ich habe mich blenden lassen. Wir waren befreundet, das stimmt. Aber wir haben gelebt. Dein Tod hat unsere Freundschaft zerrissen.«
    »Das hat er nicht, und ich werde bei dir den Beweis antreten. Das wirst du erleben.«
    Rosy wusste, dass es keinen Sinn mehr hatte, der Toten zu widersprechen. Die andere Seite hatte sich entschlossen, den Plan auch gegen ihren Widerstand durchzuziehen.
    Zwei Gegner standen vor ihr. Beide wollten ihren Tod. Sie wusste nur nicht, wie dieser Uvalde sie umbringen wollte. Nichts deutete darauf hin, dass er eine Waffe zog. Wahrscheinlich würde das noch geschehen, und dann war es für sie zu spät.
    Oder nicht?
    Auf einmal zuckte eine wahnsinnige Idee durch ihren Kopf. Sie war vielleicht verrückt, aber sie war die einzige Möglichkeit, die ihr blieb, und Rosy Mason setzte die Idee in die Tat um …
    ***
    Suko und ich bewegten uns an Büschen und ein paar höheren Steinen vorbei, hinter denen wir uns duckten.
    Zum Schluss erreichten wir ein steinernes Wasserbecken. Von hier aus war der Blick optimal.
    Dass Rosy Mason am Grab stand, hatten wir längst mitbekommen, und auch, dass sie nicht allein war, denn Darco Uvalde hatte sich mit ihr getroffen. Er stand ihr gegenüber. Seine Beschwörung war bereits beendet. Der Klang der Trommel und der Schellen hatte einen Teil unseres Weges begleitet, doch jetzt war Ruhe eingetreten.
    In ihrem gelben Regenmantel war Rosy Mason nicht zu übersehen. Sie hatte sich wetterfest angezogen, aber noch hielt sich der Regen zurück.
    Suko und ich hatten zudem keinen Grund gesehen,
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