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1683 - Aus der Hölle entlassen

1683 - Aus der Hölle entlassen

Titel: 1683 - Aus der Hölle entlassen
Autoren: Jason Dark
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zuvor wirst du noch die weltlichen Schmerzen spüren. Ich weiß, dass du meinen Freund getötet hast. Aber so einfach werde ich es dir nicht machen. Du erlebst einen besonderen Tod. Wir werden dich vierteilen lassen. Vier Pferde werden deinen Körper zerreißen. Aber es wird nicht schnell gehen, sondern sehr, sehr langsam. Erst wenn deine Glieder an die Grenze gekommen sind, an der sie sich nicht mehr weiter dehnen können, wirst du in vier Teile zerrissen  …«
    Mir ging es zwar nicht gut, aber auch nicht so schlecht, als dass ich die Worte nicht verstanden hätte. Die Vorstellung, auf eine derartigen Weise sein Leben zu verlieren, war einfach grauenhaft. Ich kannte die Todesart, die früher angewendet wurde. Ich hatte darüber gelesen, und mir war schon beim Lesen immer eine Gänsehaut über den Rücken gelaufen. Jetzt selbst vor einem solchen Ende zu stehen, das war schon unfassbar und hätte mich eigentlich durchdrehen lassen müssen.
    Moreno hielt den Mund offen, die Zunge halb herausgestreckt, und lachte leise. Ich wusste nicht, warum er noch immer neben mir hockte. Möglicherweise wartete er auf einen Kommentar meinerseits, doch den Gefallen tat ich ihm nicht. Stattdessen fragte ich ihn: »Wer bist du?«
    »Einer, der mal in einem Kloster im Süden gelebt hat, nun aber die Pfaffen hasst. Ich habe einen anderen Weg eingeschlagen. Ich tue Böses, was für mich das Gute ist, und ich denke, dass mich die Hölle dafür belohnen wird.«
    »Oder auch nicht.«
    »Ach, was weißt du schon von der Hölle?«
    »Nicht wenig. Ich kenne ihren Herrscher. Ich habe Asmodis schon gegenübergestanden. Ich weiß, wie er aussieht. Ich kenne viele seiner Tricks, und ich weiß auch, dass er den Menschen in verschiedenen Verkleidungen erscheint. Er kann Menschen wunderbar für sich einnehmen. Er ist in vielem perfekt, das gebe ich zu, denn auch in meiner Zeit gelingt es ihm immer wieder, Menschen auf seine Seite zu ziehen. Und trotzdem ist er nicht der große Gewinner. Er kann die Menschen und die Welt nicht völlig unter seine Kontrolle bringen, weil es immer wieder Menschen gibt, die ihm seine Grenzen aufzeigen.«
    Andreas Moreno hatte zugehört. Das eine Auge hatte einen starren Blick bekommen. Die Lippen hatten sich verzogen, blieben jedoch offen, und so spie er mir sein Gegenargument förmlich ins Gesicht.
    »Er hat mich aufgenommen. Er hat mich vor meinen eigenen Brüdern gerettet. Es war im Kloster, wo man mich festhielt und bestrafen wollte, weil ich mir die Frau des Bürgermeisters geholt habe. Sie selbst wurde verstoßen, mich aber wollte man anders bestrafen, indem man mich blendete. Die ach so frommen Brüder haben über mich gerichtet und ihren Entschluss einstimmig gefasst. Aber ich hatte Zeit genug, mich darauf einzustellen. Fliehen konnte ich nicht, aber ich habe etwas getan, womit keiner rechnete. Ich habe mich an den Teufel gewandt und ihm meine Dienste versprochen, wenn er mich rettet. Es sah nicht so aus, aber dann hatte ich Glück.« Er musste einige Male nach Luft schnappen, um wieder die Kontrolle über sich zu bekommen. »Ich wurde auf den Klosterhof gezerrt, um dort meine Strafe zu empfangen. Ich habe damit gerechnet, geblendet zu werden, doch es kam anders. Sie wollten mir die Augen ausstechen, und mit dem rechten haben sie begonnen. Ich habe gelitten, ich habe mich schreien gehört, ich habe gefleht und gebettelt, aber sie kannten keine Gnade. Ich verlor mein rechtes Auge. Danach war das linke an der Reihe, aber das schafften sie nicht mehr. Plötzlich spalteten Blitze die Düsternis der Nacht. Ich hörte die Schreie meiner Peiniger um mich herum. Ich sah sie zucken, ich sah sie tanzen, und ich sah sie zu Boden fallen. Manche brannten, andere zuckten nur noch, und das war die Möglichkeit zur Flucht für mich. Der Teufel hatte sie mir gegeben, und genau darauf habe ich gesetzt.«
    »Du konntest fliehen.«
    »Ja, das konnte ich. Von diesem Moment an habe ich mich voll und ganz ihm angeschlossen. Ich habe die Verlogenheit meiner ehemaligen Brüder erkannt und sie gejagt, wo es möglich war. Und ich bin noch immer auf der Jagd.«
    »Bis zu deinem Ende.«
    »Genau. Und davor habe ich keine Angst, denn ich weiß genau, wer mich auffangen wird.«
    »Der Teufel?«
    »Wer sonst?«
    »Da hast du dich getäuscht!«, flüsterte ich. »Er wird dich nicht so auffangen, wie du es dir vorgestellt hast. Du wirst die Hölle sehen, aber er wird dich aus ihr entlassen. Er wird dich rauswerfen. Nicht heute, nicht morgen,
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