1681 - Tödliche Fata Morgana
sein.«
Ich nickte und sagte dann: »Wenn das stimmt, dann hat er sich ein Kuckucksei ins Nest gelegt.«
Suko schwächte ab. »Nun ja, wenn man es recht bedenkt, hat er sich ja nicht diese Fata Morgana geholt, sondern etwas, das dieser Luke Stadler transportiert hat.«
»Daran denke ich auch, aber Stadler weiß nicht, was in dieser Kiste steckte, die er auch als Sarkophag angesehen hat.«
»Warum tat er das?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Dann muss die Kiste Ähnlichkeit damit gehabt haben.«
Clint Allister kehrte zurück. In der Hand hielt er eine kleine Tüte. Sie war zwar aus Papier, aber sie reichte uns aus.
»Eine andere Tüte konnte ich nicht auftreiben.«
»Ist schon okay«, sagte ich und nahm sie ihm aus der Hand. Ich öffnete sie und führte den Rand in den Ascherest am Boden. Eine Fingerspitze reichte für eine Analyse aus. Ich knickte das Papier zusammen und steckte die Tüte in die Tasche. Clint Allister wollte wissen, wie es weiterging. »Können wir die Zelle wieder benutzen, wenn wir sie gereinigt haben?«
»Ja, das können Sie, nur nicht sofort. Warten Sie, bis wir den Raum freigegeben haben.«
»Okay.«
Suko und ich schauten uns ein letztes Mal um, ohne jedoch etwas zu finden. Wir hatten hier nichts mehr zu suchen und bedankten uns bei dem Kollegen für die Hilfe.
»Keine Ursache. Ich habe nur noch eine Frage.«
»Bitte.«
Er stellte sich vor mich und schaute mich an. »Können Sie mir sagen, was hier passiert ist?«
»Nein.«
Allister schloss für einen Moment die Augen. Er musste sich seine nächsten Worte zurechtlegen.
»Hier ist jemand eingeliefert worden, von dem am anderen Tag nichts mehr zu sehen ist. Fliehen kann er nicht. Wir finden Asche, aber es hat kein Feuer gegeben, in dem der Mann verbrannt wäre. Mir ist das ein Rätsel. Und Ihnen?«
»Uns auch«, sagte Suko. »Wir hoffen allerdings, das Rätsel lösen zu können.«
Allister stellte keine Frage mehr. Er schaute uns nur skeptisch an, als könne er nicht so recht glauben, was wir ihm da gesagt haben. Er gab sich damit zufrieden und stellte keine weitere Frage mehr.
Wir verließen den Bereich. Bevor wir den Weg ins Büro einschlugen, gaben wir noch die Probe im Labor ab mit der Bitte zur Untersuchung. Wir wollten sicher sein, dass die Asche von einem Menschen stammte, der auf schreckliche Weise ums Leben gekommen war.
Danach freute ich mich auf einen frisch gekochten Kaffee.
***
Die Vorfreude war nicht umsonst gewesen. Glenda hielt sich an diesem sonnigen Sommermorgen bereits im Büro auf. Sie war früher gekommen und lächelte uns entgegen, als wir ihr Vorzimmer betraten. Dabei hob sie die Augenbrauen.
»He, so früh schon?«
»Wir hatten schon zu tun.«
»Hört sich nicht gut an.«
»Wie man's nimmt.« Ich schaute Glenda an, die natürlich sommerlich gekleidet war. Zu ihrer roten wadenlangen Hose trug sie eine schlichte weiße Bluse, die lässig bis zum Gürtel hing. Ihre Füße steckten in flachen Schuhen.
»Was schaust du so?«
»Du siehst mal wieder stark aus.«
Glenda winkte ab und verzog dabei die Lippen. Dann wurde sie sachlich und wollte wissen, ob etwas anlag.
Da ich damit beschäftigt war, meine Tasse zu füllen, sprach Suko. Er bat sie, über einen Mann namens Sahib Bandur Informationen einzuholen.
»Der Name hört sich arabisch an.«
»Das ist er auch. Angeblich soll er Libanese sein, aber das spielt bei ihm keine Rolle. Typen wie er sind international.«
»Gehört er zur anderen Seite?«
»Kann sein, aber da musst du John fragen.«
Ich stand noch an der Kaffeemaschine. Mit der vollen Tasse in der Hand drehte ich mich um.
»Ja, Glenda, er gehört zur anderen Seite, aber wir sollten ihn nicht als Dämon oder dämonisch einschätzen. Allerdings muss er Kontakt zur anderen Seite haben.«
»Gehört er denn zur Unterwelt?«
»Möglich.«
Glenda nickte. »Gut, ich kümmere mich mal darum.«
»Was ist mit Sir James? Hast du ihn schon zu Gesicht bekommen?«
»Nein, aber er müsste im Büro sein. Von seiner Seite aus liegt ja nichts an.«
Ich nickte. Wäre es anders gewesen, hätten wir schon längst Bescheid bekommen. Glenda setzte sich an ihren Schreibtisch vor den Bildschirm. Bestimmt würde sie einiges über diesen Libanesen erfahren. Es gab heute kaum noch einen Menschen, über den nichts im Internet stand. Und seien es nur zwei oder drei Sätze. Ich trank meinen Kaffee. Vor dem Fenster hing das breite Rollo. Glenda hatte es nach unten gezogen, und durch die Lücken zwischen den
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