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1677 - Durchgang zur Spiegelwelt

Titel: 1677 - Durchgang zur Spiegelwelt
Autoren: Unbekannt
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Von der selbstmörderischen Art und Weise, wie sie die Spindel beschafft hatten, erwähnte sie nichts. Auch nichts davon, daß sie im Schlaf die Zuneigung ihrer Schwester gespürt hatte -in dem Augenblick, als Mila die Augen öffnete und Nadja wieder ihre Arroganz spürte, war das ohnehin vorbei.
    Du bist zu stolz, Mila. Das war keine Heldentat, sondern gefährlicher Blödsinn. Komm von deinem hohen Roß herunter!
    Voltago hatte die ganze Zeit unbewegt dagestanden, wie eine Statue aus schwarzem Onyxquarz. Nun setzte er sich mit seiner Traube von Pyramidenprismen, über dem Kopf per Fesselfeld verankert, wieder in Bewegung. Er auf seinen Wadenblöcken, Mila und Nadja mit den SERUNS, so schwebten sie zur Mitte des Sees. Voltago zog die beiden unter die Oberfläche.
    Erneut fiel alle Technik aus, erneut legte sich das Tonnengewicht auf die beiden Schwestern. Es dauerte fast eine halbe Stunde, dann hatte der Kyberklon sie zum Durchgang von Tornister dirigiert. Das Gefühl leichter Benommenheit war dasselbe wie immer.
    Und auf der anderen Seite erwartete sie, ebenfalls wie immer, eine völlig neue Umgebung.
    Nadja erkannte nichts von dem halb- bis nichtmateriellen Labyrinth, das sie umgab. Sie kamen inmitten einer trichterartigen Vertiefung heraus, deren kreisförmiger Sockel zehn Meter durchmaß. Die schwarzen Wände boten keinerlei Halt, ließen keinen Schluß auf ihre Herkunft zu. Voltago packte erst Milas, dann Nadjas Anzug an den Hüften und schwebte mit den Zwillingsschwestern hoch. Dort, etwa dreißig Meter über dem Boden, wuchs der Durchmesser des Trichters auf das Zehnfache. Am Rand der Vertiefung ließ er die beiden nieder. Ringsum erstreckte sich eine schier endlose Ebene. Der Untergrund schien völlig farblos; von den Wänden des Trichters unterschied er sich jedoch insofern, als ein spiralförmiges, feines Muster die gesamte Ebene bedeckte. Jedenfalls erstreckte sich das Muster bis an den Rand ihres Sichtbereichs. „Trantar!" rief Nadja impulsiv. „Das muß Trantar sein! Die Scheibe!"
    „Genau das", bestätigte Mila beinahe geschäftsmäßig. „Bringen wir es möglichst schnell hinter uns. Holen wir die Spindel, und dann nichts wie weiter!"
    Nadja konnte sich gut erinnern, wie sie vor mehr als zehn Monaten, im Januar, Trantar entdeckt hatten. Zunächst die Irrfahrt durch die Welt des kurzen Horizonts, dann die Entdeckung des Tafelberges und der Bunkersysteme. Und schließlich die Scheibe; eine kreisrunde Platte aus unbekanntem Material, fünfzig Meter im Durchmesser, die, von einem ebenso unbekannten Feld gehalten, über dem Boden ruhte. Was hatten sie nicht alles versucht, um die Scheibe zu erkunden: Robotsonden, syntronische Messungen, sogar Voltago war ins Innere der Scheibe vorgestoßen. Auf der Scheibe herrschten paradoxe Zustände. Zwar konnte man sich bewegen, legte vielleicht viele Kilometer zurück - doch für die Beobachter draußen sah es aus, als habe man nur wenige Meter geschafft. Die Wissenschaftler führten das Phänomen auf eine starke Raumkrümmung im Bereich der Scheibe zurück. Und wenn sich ein Objekt weit genug vom Rand entfernte, verschwand es hinter einem unsichtbaren Horizont. Deshalb hieß sie auch Ereignisscheibe; weil der Vorgang an Schwarze Löcher erinnerte. Lediglich Voltago hatte es geschafft, hinter den Horizont vorzustoßen und trotzdem wohlbehalten zurückzukehren. Alle Sonden waren verschollen oder Schrott. „Kommt!"
    Voltago nahm sie bei den Händen und führte sie vom Trichter weg. Die Richtung war beliebig. Es kam nur darauf an, zwischen das unsichtbare Labyrinth und Nadja mehr als neunhundert Meter zu bringen, damit Milas Gabe wirksam wurde.
    Nadja ließ ihren Blick über den endlosen, seltsam verschleierten Horizont wandern. Und plötzlich stieß sie auf eine Unterbrechung. „Voltago. Da vorn liegt etwas."
    Der Kyberklon folgte ihrem Blick. Sonderbar, daß er es nicht selbst gesehen hatte. Müßiger Gedanke. Das Objekt wurde deutlicher sichtbar, je näher sie rückten. Es befand sich in tausend Metern Entfernung vom Trichter. „Das ist nicht ein Objekt", sagte Mila, „das sind zwei" Kurz darauf blieben sie stehen, zu ihren Füßen zwei absolut Unterschiedliche Körper. Beim ersten handelte es sich um eine Robotsonde. Das Kürzel OD.NNHU 123 bewies, daß die Sonde zur ODIN gehörte. Da, wo am oberen Ende des Kegelkörpers die Syntronik saß, gähnte ein ausgefranstes Loch, Ergebnis einer kleinen Explosion. Der Computer hatte sich selbst vernichtet.
    Der zweite
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