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1631 - Die Taiga-Göttin

1631 - Die Taiga-Göttin

Titel: 1631 - Die Taiga-Göttin
Autoren: Jason Dark
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so lange nicht losließ, bis wir das Haus erreicht hatten…
    ***
    Wir waren recht schnell marschiert und schon ein wenig außer Atem, als wir auf die bleiche Holzfassade schauten, die sich trotz der Dämmerung deutlich abhob.
    Die Stille war normal. In diesem Fall allerdings empfanden wir sie als bedrückend, was auch an Helens Reaktion lag, die sich unruhig auf der Stelle bewegte.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte ich leise.
    »Ich weiß nicht.«
    »Wieso?«
    »Warum öffnet niemand?«
    »Weil man uns nicht gesehen hat.«
    »Aber Pavel schaut oft durch das Fenster. Er wartet sicherlich auf unsere Rückkehr.«
    »Dann lassen Sie uns ins Haus gehen«, schlug Suko vor. »Wir werden den Anfang machen und nachschauen. Wenn alles in Ordnung ist, können Sie nachkommen. Ist das okay?«
    Sie lächelte knapp. »Ja, das ist gut. Danke. Ich muss immer an Pavel denken und…«
    Wir waren auf das Haus zugegangen, und in diesem Augenblick öffnete sich die Tür.
    Helen Sarow gab einen leisen Schrei ab, stoppte ihren Schritt, und wir sahen, dass sich beim Öffnen der Tür der Flur dahinter erhellte. Jemand musste dort das Licht eingeschaltet haben.
    Die Tür war nicht von allein aufgezogen worden. Das hatte jemand getan, der sich jetzt zeigte.
    »Pavel«, rief Helen Sarow und rannte mit langen Schritten auf ihren Sohn zu.
    Natürlich hatten auch wir alles mitbekommen. Sicherlich nicht nur mir fiel ein Stein vom Herzen, meinen Begleitern erging es ebenso.
    Langsam schlenderten wir auf das Holzhaus zu. Die große Spannung war von uns genommen worden, und Helen Sarow wollte ihren Sohn gar nicht mehr loslassen. Sie küsste ihn und ließ erst von Pavel ab, als wir neben ihnen standen.
    »Er lebt! Mein Gott, er lebt! Ist das nicht wunderbar? Pavel lebt. Sie haben ihm nichts getan.«
    »Das ist wunderbar«, pflichtete ihr Karina bei. »Hat er denn etwas gesagt?«
    »Nein, das noch nicht.«
    »Dann sollten wir ihn fragen und dazu ins Haus gehen.«
    »Gut, ja…«
    Karina, Helen und der Junge machten den Anfang. Suko und ich folgten. Es sah zwar alles so aus wie immer, aber wir hatten es gelernt, misstrauisch zu sein. Oft wurde die Normalität brutal zerrissen.
    Von Igor Sarow war noch nicht gesprochen worden. Doch gefade er war das wichtigste Thema.
    Wir betraten einen geräumigen Wohnraum, in dem wir alle einen Sitzplatz fanden. Helen setzte sich auf die Sesselkante. Ihr Sohn stand vor ihr, und sie umfasste mit beiden Händen seine Hüften. Dabei schaute sie in sein Gesicht.
    »Geht es dir gut?«
    »Hm…«
    »Ich lasse dich jetzt nicht mehr allein hier im Haus. Das ist versprochen.«
    »Aber ich bin nicht allein gewesen, Mum. Nicht die ganze Zeit über. Ehrlich.«
    Helen bemühte sich, ihr Erschrecken nicht zu zeigen. »War jemand bei dir?«
    »Klar, ich habe Besuch bekommen.«
    »Und sagst du mir auch, wer es gewesen ist?«
    Plötzlich strahlte der Junge.
    »Es war Dad…«
    Die Antwort schlug ein wie die berühmte Bombe. Keiner von uns sagte auch nur ein Wort. Wir standen oder saßen da wie die Ölgötzen und schauten uns nur an.
    Helen lachte leicht schrill. Dann fragte sie: »Bitte, was hast du gesagt?«
    »Dad war hier.«
    »Und weiter?«
    Der Junge hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob er wieder gegangen ist. Kann sein, dass er noch im Haus wartet. Vor der Tür habe ich ihn nicht gesehen.«
    »Hat er denn etwas zu dir gesagt, Pavel?«
    »Ja, ja. Er hat gesagt, dass alles okay ist. Es ist wieder alles gut geworden.«
    »Und das stimmt auch?«
    »Klar. Warum sollte Dad es sonst sagen?«
    »Danke, Süßer, danke.« Helen hauchte ihrem Sohn einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sich an uns wandte. »Haben Sie das alles mitbekommen?«
    »Haben wir«, sagte ich.
    »Und? Was sagen Sie?«
    Karina stand auf. »Wenn das alles so stimmt, dann könnte er sich noch hier im Haus aufhalten, oder?«
    »Das wäre möglich«, gab ich zu.
    »Dann sollten wir ihn suchen.«
    Keiner widersprach. Auch Helen nicht. Sie wollte jedoch nicht mitgehen und bei ihrem Sohn bleiben.
    Plötzlich hörten wir die fremde Männerstimme.
    »Es ist nicht nötig, dass Sie mich suchen. Ich bin hier, und zwar hier im Haus.«
    Wir alle schauten zur Tür hin, denn von dort hatten wir die Stimme vernommen.
    Sie stand halb offen, aber in diesem Spalt malte sich niemand ab.
    Das war auch nicht nötig. Einer wie Igor Sarow brauchte keine Tür. Er kam direkt durch die Wand. Und das war ein Vorgang, der uns sprachlos machte und uns staunen ließ.
    Pavel jubelte und freute sich
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