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1631 - Die Taiga-Göttin

1631 - Die Taiga-Göttin

Titel: 1631 - Die Taiga-Göttin
Autoren: Jason Dark
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damit umzugehen.
    Er setzte seinen Vorsatz sofort in die Tat um. Er hatte sich leicht geduckt und schlich auf mich zu.
    Das Rattengesicht passte zu dem schmalen Kopf, auf dem die dunklen Haare dicht angeklatscht lagen. Ein Mund war kaum zu erkennen, dafür die Augen umso besser. Je länger ich sie sah, umso deutlicher wurde mir, dass sie nicht zu einem Menschen passten. Die wären perfekt für ein Raubtier gewesen, und in mir stieg plötzlich ein bestimmter Gedanke hoch, den ich jedoch verwarf.
    »Hast du Angst?«
    »Habe ich nicht.«
    Er schritt schleichend auf mich zu. »Aber mein Messer kann breite und tiefe Wunden reißen.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Er lachte. Dabei riss er den Mund weit auf und ließ seine Zunge vorschnellen.
    Der nächste Sprung brachte ihn näher an mich heran. Sein Springen hatte ausgesehen wie die Bewegung eines Tieres, und er rammte den Arm mit dem Messer vor.
    Ich wich aus.
    Ich hatte keine Lust, mich auf einen langen Fight einzulassen. Ein Messer mochte gefährlich sein, auch tödlich, aber eine Pistole war effektiver und einer Klinge überlegen.
    Deshalb zog ich meine Beretta und ließ den Mann in die Mündung schauen.
    »Alles klar?«, fragte ich.
    Das Rattengesicht zeigte ein Grinsen. »Ja, ich habe begriffen.«
    »Das freut mich. Dann wäre es gut, wenn du dein Messer auf den Boden wirfst.« Der Typ starrte mich an und überlegte.
    Er grinste auch. Doch das nahm ich nur schwach wahr. Am ausgeprägtesten waren bei ihm die Augen, die das Rattenartige in seinem Gesicht noch unterstrichen.
    »Die Waffe weg!«
    »Ja, ja, ist schon gut. Du sitzt am längeren Hebel. Ich tue, was du willst.« Er ging leicht in die Knie und streckte seinen rechten Arm zur Seite. Dabei schwebte er über dem Boden, auf dem schließlich auch das Messer landete.
    »Zufrieden?«
    »Vorerst.«
    Er kam wieder hoch.
    »Was ist denn jetzt noch?«
    »Jetzt machen wir es wie im Film. Du legst in Höhe der Hintertür deine Hände auf das Wagendach. Oder besser noch, du legst dich bäuchlings auf den Boden und nimmst deine Hände auf den Rücken.«
    »Was hast du vor?«
    »Leg dich hin!«
    Er tat es noch nicht. Wieder glotzte er mich an.
    Ich ging davon aus, dass dieser Typ noch nicht aufgegeben hatte.
    Einige Sekunden vergingen, dann bewegte er sich und ließ sich zunächst auf die Knie fallen. Dabei sagte er: »Du machst einen Fehler.«
    »Tatsächlich? Indem ich gleich jemandem Handschellen anlegen werde, der einen anderen Menschen töten wollte?«
    »Du machst trotzdem einen Fehler, obwohl du ein Bulle bist. Du weißt nicht, wer ich bin und wer hinter mir steht. Es ist meine erste und meine letzte Warnung. Du solltest dich vor mir hüten.«
    »Auf den Bauch!«
    »Willst du sterben?«
    »Leg dich hin!«
    »Gut!« Diesmal bewegte er sich langsamer. Er drückte seinen Oberkörper nach vorn. Automatisch streckte er dabei seine Hände nach vorn, und so sah alles sehr normal aus.
    Mit der linken Hand stützte er sich ab. Die rechte musste folgen, aber sie folgte nicht. Sie bewegte sich auf eine Stelle seines Gürtels zu, der unter dem Jackett verborgen lag.
    In der nächsten Sekunde war es so weit. Ein Schrei, der Schwung nach rechts, die glatte Handbewegung, mit der der Mann eine Pistole zog, die auf mich zielte, kaum dass er den Boden berührt hatte.
    Er lachte und schoss.
    Ich war schneller.
    In der Kürze der Zeit hatte ich nicht genau zielen können. Einfach nur abdrücken, um mein Leben zu retten, und ich hatte Glück, denn mein geweihtes Silbergeschoss traf das Ziel.
    Noch halb in der Luft liegend zuckte der Körper. Aus seinem Mund drang ein gurgelnder Schrei.
    Seine Kugel war in den Nachthimmel gejagt, und zu einem zweiten Schuss kam er nicht mehr, denn er brach auf der Stelle zusammen. Er zuckte noch einige Male mit den Beinen, bevor er leblos liegen blieb.
    Auch ohne ihn zu untersuchen, wusste ich, dass er tot war.
    Trotzdem wollte ich zu ihm gehen, warf aber zuvor noch einen Blick auf den Passat. In der offenen Tür saß der Fahrer. Er sah mich an, aber er sagte kein Wort.
    Ich nickte ihm zu, näherte mich dem Toten und hielt neben ihm an. Ich wollte mich bücken, um mir Gewissheit zu verschaffen, als etwas Unglaubliches passierte, sodass selbst mir der Atem stockte.
    Über dem Gesicht des Toten schwebte plötzlich eine dünne feinstoffliche Schicht, und in ihr malte sich das Gesicht einer Frau ab…
    ***
    Ich wollte es zunächst nicht glauben, weil es einfach so unwahrscheinlich war.
    Ich glaubte an
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