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1626 - Die Nymphe

1626 - Die Nymphe

Titel: 1626 - Die Nymphe
Autoren: Jason Dark
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hängenden Äste der Bäume den Wagen fast berührten, und richtete mich auf eine Wartezeit ein, bis mein Informant eintreffen würde.
    Eigentlich war es eine Informantin, das hatte ich an der Stimme erkannt.
    Sie hatte es geschafft, bis zu mir vorzudringen, ohne ihren Namen zu nennen. Ich wusste nur, dass ich es mit einer Nonne zu tun hatte. Jetzt war ich wirklich gespannt auf dieses Treffen, das ich schon als sehr ungewöhnlich einstufte.
    Auch das war nicht neu für mich. Oft genug hatte ich mich auf ungewöhnliche Treffen einlassen müssen. Meine innere Stimme sagte mir, dass es nicht um mein Leben ging.
    Die Nonne versprach sich Hilfe von mir. Sie hatte von einer uralten Gefahr geredet und sich leider nicht weiter darüber ausgelassen.
    Zudem war es ein Anruf gewesen, der mich außerhalb der Dienstzeit erreicht hatte. Eben bei mir zu Hause, und ich wunderte mich noch jetzt darüber, woher die seltsame Nonne meine Telefonnummer kannte.
    Andererseits hatte ich es gelernt, mit dem Unnormalen und Spektakulären zu leben, sodass es mich nicht so leicht aus der Fassung brachte, wenn man mich mitten in der Nacht an einen einsamen Ort bestellte.
    Das Licht hatte ich ausgeschaltet. Der Wagen stand im Dunkeln und schien vom noch dunkleren Wald verschluckt worden zu sein. So wartete ich ab und hoffte, nicht zu lange im Rover sitzen zu müssen, denn das war auf die Dauer langweilig.
    Das hier war eine kleine Welt für sich. Eine Natur, die sich zum Schlafen gelegt hatte und trotzdem nicht ruhig war, denn durch das offene Seitenfenster wurden mir Laute aus dem dichten Wald zugetragen.
    Ein Rascheln und Flüstern. Mal ein leiser Schrei, dann wieder die Stille, und ich zuckte zusammen, als in meiner Nähe ein Nachtvogel vorbei strich, der auf der Suche nach Beute war.
    Ein Kauz oder eine Eule. So schnell hatte ich den Vogel nicht erkannt. Er war auch bald verschwunden. Ich sah ihn noch wie eine Schattengestalt über den Hang fliegen.
    Mir wurde allmählich langweilig. Ich wollte nicht länger im Auto hocken.
    Ich zählte zu den Menschen, die sich gern die Beine vertraten, und das tat ich auch jetzt.
    Ich stieg aus und atmete die klare kühle Nachtluft tief ein. Das war eine andere Luft als die, die sich in der Großstadt London ausbreitete. Hier wünschte man sich, dreimal so viel Nasenlöcher zu haben. Ich schaute erst mal nach, wie spät oder früh wir hatten. Mitternacht war noch nicht erreicht. Da blieben noch fünf Minuten. Zwar war mir keine genaue Zeit genannt worden, ich konnte mir trotzdem vorstellen, dass die geheimnisvolle Anruferin Punkt Mitternacht auftauchte.
    Vom Hang her würde sie bestimmt nicht kommen. Ich rechnete damit, dass sie den Wald durchquerte, sonst hätte sie mich nicht hier unten halten lassen.
    Aber es gab auch den Weg. Wohin er führte, war mir unbekannt.
    Möglicherweise zu einem Kloster. Die Anruferin hatte sich als Nonne bezeichnet, und diese frommen Frauen lebten normalerweise in einem Kloster. Aber das waren Spekulationen. Eigentlich zählte nur, dass sie kam und ich den Weg nicht umsonst gemacht hatte.
    Plötzlich war sie da!
    Ich hatte nicht genau gesehen, woher sie gekommen war. Allerdings nicht aus dem Wald, zumindest nicht direkt, denn ich sah sie vor mir auf dem Weg.
    Man konnte von einer dunklen Gestalt sprechen, denn so war sie auch gekleidet. Sie trug eine Haube und so etwas wie einen langen Mantel.
    Von ihrem Gesicht sah ich nichts. Es war nur ein hellerer Fleck.
    Ich überlegte, ob eine Gefahr von ihr ausging oder sie mir eine Falle gestellt hatte. Deshalb drehte ich mich auch um, weil ich in die andere Richtung schauen wollte. Zwar war meine Sicht nicht besonders weit, aber ich bekam niemanden zu sehen.
    So konzentrierte ich mich wieder auf die Nonne, die noch einige Schritte ging und dann stehen blieb. Zwischen uns befand sich noch eine Distanz, und ich überlegte, ob ich sie überwinden sollte. Vorsichtshalber ließ ich es bleiben.
    Beide schauten wir uns an. Beide sagten wir nichts. Ich wollte auch nicht als Erster das Wort ergreifen. Schließlich hatte sie mich angerufen, und so wartete ich ab.
    Sie sprach mich an. Sie sagte nur meinen Namen, und ich wunderte mich über ihre helle und klare Stimme.
    »John Sinclair?«
    »Das bin ich.«
    »Dann freue ich mich, dass du gekommen bist, denn es ist wirklich höchste Zeit.«
    Das brachte mich auch nicht weiter, und so fragte ich sie nach ihrem Namen.
    »Ich heiße Melissa.«
    »Danke. Und jetzt wäre ich froh, wenn du mir sagen
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