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1614 - Beauloshairs Netz

Titel: 1614 - Beauloshairs Netz
Autoren: Unbekannt
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genommen hatte, war ihnen ein Rätsel, denn niemals war irgendwo etwas abhanden gekommen.
    Alles gehörte allen. Die Roach benutzten die fliegenden Nester, die Energieerzeuger und andere Maschinen gerade so, wie sie es wollten. Aber nie wäre einer auf den Gedanken gekommen, sich etwas anzueignen. Die Frauen, die Brut, die Jungen, die Rivalen und Nebenbuhler, das Land, die Höhlen und Nester. Einfach alles. Rangordnungen gab es nur unterschwellig und nie für längere Zeit. Einer, der stärker war als alle anderen, wurde garantiert irgendwann von einem besiegt, der noch mehr Kräfte entwickelte, weil er jünger und unverbrauchter war.
    Die Roach lebten das Leben so, wie die Natur es ihnen von Anfang an eingerichtet hatte.
    Und sie fühlten sich wohl dabei.
    Allein Grender paßte nicht in diesen Rahmen. Er kehrte nie wieder zurück, und auch das Hochtal mit der letzten verbliebenen Fauna und Flora tauchten nie wieder auf.
    Sie schrieben es einem Unfall zu, einem Experiment, das schiefgelaufen war.
    Daß sie daheim auf Bourasha hätten nachsehen sollen, darauf kamen die Roach vom Ersten Kontinent und von ganz Noumantra nicht.
     
    *
     
    Raura, die Nackte, erwartete ihn schon. Sie hatte an den Klippen geruht und ihre letzten Haare für ihn gelassen. Im Glanz ihres öligen Körpers empfing sie ihn, aber er beachtete sie kaum. Er richtete seine Aufmerksamkeit auf die Wächter, die aus ihren Verstecken strömten und einen weiten Halbkreis um ihn bildeten. Als sie ihn erkannten, produzierten sie mit ihren Zangen ein lautes Knattern.
    Grender antwortete, indem er das untere Armpaar gegeneinanderrieb. Er ließ sie herankommen und tauschte Informationen mit ihnen aus. Die Wächter eilten an ihm vorbei zwischen die aufragenden Felsbastionen.
    Jetzt endlich glitt Grender in Rauras Arme, und die beiden versanken für lange Zeit in ihrem Liebesspiel, aus dem sie erst die Wächter aufscheuchten, als sie keuchend und mit dicken Wänsten zurückkehrten und ihm bedeuteten, daß er erwartet wurde.
    Er machte sich auf und eilte zu dem Stollen hinab, tastete sich in die Kammer hinein und berührte den Kontakt. Ein leises Summen klang auf, dann blendete ihn gleißende Helle. Er fand sich in einem Saal mit blinkenden Wänden und Aggregaten aus schneeweißem Metall. Nacheinander betrachtete er die Hofhalter. Sie hatten ihre Körper in silberne Bänder gehüllt, die bei jeder Bewegung raschelten. An seinen Bewegungen erkannten sie, daß er erfolgreich gewesen war.
    Die Rekonstruktion der Urheimat, das hatte er ihnen bei seinen Besuchen versprochen, und sie hatten ihn auf die Probe gestellt.
    Jetzt führte er sie hinauf zwischen die Felsen, wo das fruchtbare Tal lag. Über Bourasha ballten sich dichte Wolkenbänke zusammen und ließen warmen, lebenbringenden Regen fallen. Grender zeigte ihnen alles, was vorhanden war. Wie er es gemacht hatte, verriet er nicht, aber die notwendigen Berechnungen hatte er seinen Schülern weitergegeben, die sich bei seinen Aufenthalten auf Bourasha um ihn scharten. Das Trippeln der Regentropfen auf seinem Körper reizte ihn und ließ ihn die schlechten Zeiten in seiner eigenen Heimat vergessen. Eng schmiegte er sich an den Leib seiner Geliebten.
    Von diesem Hochtal sollte Fruchtbarkeit für den gesamten Planeten ausgehen.
    Das war die Rekonstruktion, von der er träumte.
    Am Glitzern in den Augenpaaren seiner Artgenossen merkte er, daß sie an alles andere dachten, nur nicht an einen Traum. Beim nächsten Sonnenlauf machten sie sich endgültig auf in das Paradies. Eine halbe Million Roach würdigten ihn keines Blickes, als sie die unterirdischen Kolonien verließen und die Schacht- und Röhrensysteme unter dem Ozean aufgaben, um in das fruchtbare Hochland zu eilen. Sie taten es mit der Vehemenz, die allen Roach eigen war. Sie achteten nicht auf die anderen, jeder war nur für sich selbst da.
    Es dauerte keine acht Sonnenläufe, dann hatten sie alles Leben in dem fruchtbaren Hochtal ausgerottet, die Tiere gefressen und alle Pflanzen zerkaut. Nur kahle Stämme ragten noch in den Venro, und der wieder einsetzende Regen spülte den fruchtbaren Boden davon und verteilte ihn zwischen den Schrunden und Rissen des nackten Gebirges.
    Der Traum war vorüber, die Rekonstruktion vorbei. Alles war so wie vorher, nur nicht für Grender.
    Für den Mann von Noumantra zerbrach die Welt. Er taumelte halb besinnungslos in die Tiefe zu den Maschinen, zu denen er im Lauf der Zeit neue hinzugefügt hatte. Er sperrte sich ein, und
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