Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1606 - Die Zeit-Bande

1606 - Die Zeit-Bande

Titel: 1606 - Die Zeit-Bande
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
einzige Waffe, die er in der Nähe sah, war ein hölzerner Besucherstuhl.
    Dessen Lehne packte er mit beiden Händen. Dann riss er den Stuhl hoch, schwang ihn herum und schlug in dem Moment zu, als Randolf seine Waffe wieder herumschwang.
    Er traf nicht Godwin, sondern den Stuhl.
    Die Wucht des Aufpralls hätte ihm das Möbelstück beinahe aus den Händen geschlagen. Aber Godwin hielt es fest und schaute nur zu, wie es die Beine verlor.
    Zugleich ging er zum Gegenangriff über. Er rammte den beinlosen Stuhl gegen den Körper seines Angreifers und traf damit auch noch die untere Hälfte des Gesichts.
    Ritter Randolf verlor das Gleichgewicht. Er stolperte gegen die Wand.
    Seine Waffe hielt er weiterhin fest, aber er sah nicht aus, als würde er aufgeben.
    Aus den Augenwinkeln bemerkte der Templer, dass sich noch immer dieser seltsame Lichtstrahl in seinem Zimmer befand. Er musste so etwas wie eine Kraftquelle für den Angreifer sein.
    Randolf raffte sich wieder hoch.
    Noch immer war Godwin nicht dazu gekommen, sich die Pistole zu holen. Das musste er auch jetzt verschieben, weil er sich einem erneuten Angriff gegenüber sah.
    Aus seinem Mund drang ein tiefes Knurren. Er kam schwankend näher und ließ den Templer dabei nicht aus den Augen.
    Die Pistole war so nah und trotzdem weit weg. Godwin hätte erst die Schublade öffnen müssen, und das würde ihm Zeit kosten. Es war eine fast aussichtslose Lage, und er machte sich zum ersten Mal Gedanken über einen Fluchtweg. Da gab es das Fenster, da gab es die Tür und…
    Sie wurde geöffnet.
    Der Templer sah es nicht, denn sie befand sich hinter ihm. Aber das Fenster stand offen, es wehte ein Luftzug in den Raum hinein und das konnte nur etwas Bestimmtes bedeuten.
    »Godwin!«
    De Salier zuckte zusammen. Er hatte die Stimme seiner Frau Sophie gehört.
    Aber nicht nur er, auch der Angreifer hatte sie vernommen, stoppte Beinen Vorwärtsdrang und starrte auf die blonde Krau, die jetzt hellwach auf der Schwelle stand und vor Entsetzen große Augen bekommen hatte…
    ***
    Ich wusste nicht, ob ich dem Degenstich entgangen wäre, wenn der UBahnzug nicht mit einer harten Bewegung gestoppt hätte, und das war meine Rettung.
    Durch meine liegende Haltung hatte ich es besser. Der Schwung erfasste Lord Lipton und schleuderte ihn nach links und zum Glück nicht auf mich zu. So fiel er zwischen die Sitze und verlor den Überblick. Es war ein schon fast komisches Bild, das er bot. Seine Waffe zeigte jetzt mit der Spitze nach oben, und ich hatte Zeit, wieder auf die Beine zu kommen.
    Der Zug ruckte noch ein paar Mal nach, bevor er stand. Da war ich bereits zurückgewichen und hatte meine Beretta gezogen.
    Mir blieb nur der Schuss. Dass sich mein Kreuz noch nicht gemeldet hatte, darüber machte ich mir im Moment keine Gedanken.
    Genau zu dem Zeitpunkt, als sich die Türen öffneten, passierte etwas Seltsames und für mich Unerklärliches.
    Woher der helle Strahl so plötzlich erschienen war, konnte ich nicht sagen. Aber er war da und er erfasste die Gestalt des GentlemanKillers.
    Für eine kurze Zeitspanne schien seine Gestalt innerhalb des Strahls aufzuglühen. Sie erstrahlte in einem hellen Gelb und war schon verschwunden, bevor ich es schaffte, auf diesen Lord Lipton zu zielen.
    Ich war wieder allein im Abteil. Nein, nicht ganz, denn zwei ältere Frauen waren eingestiegen. Sie schleppten große Taschen, schauten mich sekundenlang an, sahen mein Lächeln, waren beruhigt und ließen sich auf die Sitze fallen.
    Die Bahn ruckte wieder an. Ich hielt mich rasch fest. Die Beretta hatte ich wieder verschwinden lassen.
    Als ich mich auf meinen Platz niederließ, da spürte ich, dass mir die Kleidung am Körper klebte. Der Vorgang hatte mir den Schweiß aus den Poren getrieben. Und wenn ich jetzt in meine leere Umgebung schaute die beiden Frauen saßen hinter mir - dann war es kaum vorstellbar, dass ich so etwas erlebt hatte.
    Etwas stand fest.
    Das war ein Angriff auf mich und mein Leben gewesen. Und das von einer Gestalt, die tot sein musste, aber trotzdem noch vorhanden war und in einer Ebene oder Dimension existierte, die mir verschlossen blieb. Es war nicht leicht für mich, den Tatsachen ins Auge zu sehen und eine Erklärung zu finden. Zu vieles war offen, und so fragte ich mich, ob diese Gestalt aus eigenem Antrieb gehandelt hatte oder ob jemand sie geschickt hatte.
    Dahin tendierte ich eher, aber auf irgendwelche Namen wollte ich mich nicht festlegen. Da gab es einfach zu viele, die mich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher