Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1605 - Besucher aus dem Irgendwo

Titel: 1605 - Besucher aus dem Irgendwo
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bekommen wir dadurch eine neue künstliche Schwerkraft."
    „Und wie hoch wäre die?"
    Nora Bierer zuckte die Schultern. „Keine Ahnung", sagte sie. „Mit einem funktionsfähigen Syntron könnte man es ausrechnen, aber wir haben keinen Syntron mehr." Eine Aufzählung dessen, was es nicht mehr gab und nicht mehr zur Verfügung stand, hätte Stunden gedauert. „Wir werden es experimentell herausfinden müssen. Es wird davon abhängen, wie schnell wir uns drehen werden - ich schätze, daß wir bei 0,5 bis 0,8 der Einheitsgravitation herauskommen werden."
    Kiraah wandte den Kopf und sah Tyler an; der Hagere zuckte mit keiner Wimper. Als einziger schien er in der ganzen Zeit nicht bemerkt zu haben, wie hübsch Kiraah war. Jedenfalls gönnte er ihr nie einen Blick, der mehr verriet als die Tatsache, daß er ihre Anwesenheit bemerkt hatte. „Und du bist dagegen? Warum?"
    Tyler kratzte sich im Nacken. „Weil diese Lösung für das Problem ihrerseits Probleme aufwirft", sagte er. „Grundsätzlich hat Nora natürlich recht, wir bekämen neue Schwerkraft, und das wäre positiv für alle an Bord. Wir könnten wieder normal gehen, liegen, schlafen, Dinge absetzen und aufnehmen, Hebel bewegen und dergleichen mehr. Dazu reichen die 0,5 g, die Nora mindestens zu erzielen hofft, durchaus aus. Nur..."
    Die anderen sahen ihn an. „Nur ist es so, daß diese Schwerkraft gewissermaßen variabel ist. Am stärksten wird sie in den Decks unterhalb von uns sein, nahe der Außenwand der NEPTUN ORBITER."
    Während er sprach, beobachtete er die Gesichter. Es waren durchweg qualifizierte Wissenschaftler, die ihn ansahen, kundige und kompetente Leute - aber sie hatten ganz offensichtlich große Probleme damit, die ziemlich einfache Physik und Mathematik zu begreifen, die zur Zeit gültig war. Ohne die Hilfe durch moderne Technik und die schnelle Schaltlogik des Syntrons schienen sie geistig wie amputiert zu sein. „Es ist wie auf einem Karussell - je weiter man vom Mittelpunkt entfernt ist, um so größer ist die Rotationsgeschwindigkeit und damit der Schwerkrafteffekt. Zum Mittelpunkt hin wird diese Zentrifugalkraft immer schwächer, und das wird zur Folge haben, daß sich an den Zuständen hier, in der Zentrale unserer NEPTUN ORBITER, praktisch gar nichts ändern wird. Hier werden wir so schwerelos sein wie jetzt auch." Jemand murmelte einen Fluch. „Aber es kommt noch schlimmer", sagte Tyler Danning gedehnt. „Die alte künstliche Schwerkraft war überall an Bord vektorgleich. Sie hat uns jeweils auf den Boden herabgedrückt, und das in jeder Schicht der NEPTUN ORBITER. Vom obersten Deck bis hinab zum untersten, Schicht um Schicht gewissermaßen, immer zeigte der Kraftvektor nach unten, auf den Boden. Die neue Schwerkraft aber ist nicht überall vektorgleich - ihre Vektoren gehen von der Rotationsachse aus, die mitten in unserer Zentrale liegt. Und das heißt, Freunde?"
    Kiraah hatte als erste begriffen. Sie deutete nach oben, dorthin, wo jene Decks lagen, die sich auf den Plänen oberhalb der Zentrale befanden. „Heißt das, daß wir in den alten oberen Decks auch eine Schwerkraft haben, aber zur Decke hin?"
    Tyler Danning nickte. „Genau so ist es", sagte er. „Die Kraft, die auf uns wirkt, wird von der Rotationsachse ausgehen, die längs durch das Schiff läuft. Aber das Schiff ist nicht rotationssymmetrisch, und folglich hat Kiraah recht."
    Nora Bierer ließ ein unwilliges Schnauben hören. „Natürlich habe ich das bedacht", sagte sie. „Aber wir brauchen Schwerkraft. Die Schwerelosigkeit ist nicht mehr auszuhalten. Und wir können in diesem Zustand nicht richtig arbeiten und zupacken."
    Tyler Danning breitete die Arme aus. „Verstehe ich", sagte er. „Aber wir müssen uns darüber klar sein - in dem Maß, in dem alle Handgriffe unterhalb der Zentrale leichter werden im Vergleich zu jetzt, im gleichen Maß wird es über unseren Köpfen schwieriger werden, etwas zu unternehmen. In den oberhalb liegenden Decks wird nicht nur alles auf dem Kopf stehen, sondern die gesamte Einrichtung des jeweiligen Decks wird weitgehend an der Decke kleben. Und damit umzugehen, ist nach meiner Einschätzung so schwierig und problematisch, daß es die Vorteile des Manövers bei weitem aufwiegt."
    Nora preßte die Lippen aufeinander. „Dein Vorschlag ist also, alles so zu lassen, wie es ist?"
    „Zumindest was die Schwerkraft angeht", antwortete Tyler ruhig. Er konnte es sehen, die anderen hatten ihn zwar verstanden, halbwegs, aber sie hatten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher