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1603 - Der Geistertänzer

1603 - Der Geistertänzer

Titel: 1603 - Der Geistertänzer
Autoren: Jason Dark
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folgenden Sekunden geschah nichts. Ich hatte schon vor, in den Flur zu gehen, als wir beide den Ruf der Tänzerin hörten.
    »Da bist du ja, Julius!«
    Das war der Augenblick, als wir uns in Bewegung setzten, zur Küchentür liefen, dann in den Flur, sodass wir mit eigenen Augen sahen, was sich dort verändert hatte.
    Isabel hatte sich nicht geirrt.
    Julius war da!
    ***
    »Das also ist er«, flüsterte Suko. Im Gegensatz zu mir sah er ihn zum ersten Mal.
    Ich kannte ihn und stellte sofort fest, dass er sich nicht verändert hatte.
    Seine menschliche Gestalt war geblieben, aber man konnte sie nicht mit der eines normalen Menschen vergleichen. Nach wie vor sah seine Gestalt bläulich aus, als wäre sie von innen her mit diesem Licht erfüllt.
    Er war wirklich nicht als normaler Geist zu bezeichnen. Da hatte ich meine Erfahrungen sammeln können und Suko ebenfalls. Normale Geister, wie wir sie erlebt hatten, waren durchsichtig, und genau das traf bei Julius nicht zu.
    Trotzdem war seine Gestalt nicht mit der eines normalen Menschen zu vergleichen. Das wusste besonders ich genau, denn ich hatte mich in seiner Nähe aufgehalten.
    Und jetzt?
    Suko tat nichts, ich hielt mich ebenfalls zurück. Wir beließen es bei unseren Statistenrollen und blieben in einem genügend großen Abstand stehen, denn das hier war eine Sache, die ausschließlich Isabel und Julius etwas anging.
    Der Geistertänzer hatte sich vor der Tür aufgebaut und schaute Isabel an. Beide standen sich so nah, dass sie sich hätten anfassen können, was sie jedoch nicht taten.
    Isabel suchte nach den richten Worten und fand sie auch.
    »Du bist endlich da«, sagte sie. »Und du bist nicht tot.«
    Jedenfalls sah sie es so. Wir hatten da eine andere Meinung. Aber die war im Moment nicht gefragt. Was jetzt geschah, war einzig und allein eine Sache zwischen den beiden, und ich dachte daran, dass ich wieder mal etwas Unwahrscheinliches erlebte.
    Der Geistertänzer nickte. Er hatte die Bemerkung so aufgefasst, wie er es wollte. Es blieb nicht bei dieser stummen Antwort, denn plötzlich hörten wir ihn sprechen.
    Es war keine normale Stimme. Das war etwas, das wie ein Funken zwischen zwei Welten hin und her zuckte. Sie schien uns aus einer weiten Entfernung zu erreichen, klang wie elektronisch verzerrt und dann wieder mehr wie ein Flüstern.
    »Ich bin noch nicht tot. Aber ich soll es werden, verstehst du? Die andere Seite und damit meine Feinde wollen es so. Noch konnte ich ihnen entkommen, aber das wird nicht ewig so weitergehen. Ich kann nicht mehr allein zurechtkommen. Ich brauche Hilfe, und ich weiß, dass ich mich nur an dich wenden kann…«
    Isabel hatte alles gehört, wir ebenfalls, aber wir verhielten uns ruhig und warteten auf eine Reaktion der Tänzerin, denn sie war direkt angesprochen worden.
    »Danke, Julius, danke. Aber ich weiß nicht, was ich tun kann. Ich bin zu schwach.«
    »Ja, ich weiß. Du hast ja schon versucht, mir zu helfen. Das Medium, diese Frau, hat Kontakt zu mir aufnehmen können. Ich habe ihren Ruf empfangen. Sie hat mir auch die Bahn bereitet, auf der ich zu dir gekommen wäre. Aber das war nicht möglich. Meine Feinde haben mir aufgelauert, und sie konnten die Frau töten.«
    »Wer sind sie denn? Ich habe sie nicht gesehen, Julius. Ich habe nur die Folgen erlebt.«
    »Sie sind überall. Sie nennen sich Totengeister. Sie irren durch andere Welten und sie greifen ein, wenn es ihnen passt. Ich weiß nicht, woher sie kommen…«
    »Hast du sie gesehen?«
    »Ja.«
    »Wie sehen sie aus?«
    »Sie haben keine richtige Gestalt. Sie sind einfach nur dunkel und böse. Sie fangen die Seelen der Verstorbenen ab, um sie irgendwohin zu bringen, wo es absolut dunkel ist.«
    »Meinst du die Hölle?«
    »Nein - ich weiß nicht…«
    Die Frage der Tänzerin hatte auf der Hand gelegen. Es hätte eigentlich nur die Hölle sein können. Auch ich hätte da keine Bedenken gehabt, aber da gab es etwas, was mich hatte aufhorchen lassen.
    Die Geister wurden dorthin geschafft, wo es absolut dunkel war. Okay, das konnte die Hölle sein, aber es gab auch einen anderen Ort, der infrage kam.
    »Was können wir denn tun?«
    »Mich von ihnen befreien. Ich weiß, wie gering meine Möglichkeiten sind, aber ich hoffe auf dich und auf die beiden Männer, die hinter dir stehen. Ich sehe sie genau. Sie sind nicht falsch. Du kannst ihnen vertrauen, Isabel. Ich habe den blonden Mann schon erlebt. Es war auf der Eisbahn. Ich wollte ihn locken, und mein Plan ist aufgegangen.
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