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1572 - Der Menschenzoo

Titel: 1572 - Der Menschenzoo
Autoren: Unbekannt
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seinen Speer in die Brust bohrte.
    Von daher kannte er den Talkessel - und den Gang, durch den er entkommen war. Das konnte heute sein Vorteil sein. Wenn er es wieder schaffte, die Fesseln rechtzeitig zu lösen, dann wußte er genau, wohin er mußte.
    Er bewegte die Arme und zog vorsichtig an den Lianensträngen.
    Der Monk hatte anscheinend gelernt. Da war kein Nachgeben.
    Plötzlich begann Alavan zu schwitzen. Das tat sein Körper in der herrschenden Schwüle zwar ohnehin schon, aber jetzt schoß die salzige Flüssigkeit förmlich aus allen Poren.
    Alavan zwang sich zum ruhigeren Atmen. Die Fesseln waren so fest, daß er sich wie mit dem Baum verwachsen vorkam.
    Seine vor Schmerzen tränenden Augen starrten auf das dunkel Oval der Höhle am gegenüberliegenden Grund des Kessels, in den jetzt die ersten Strahlen der Sonne durch die wenigen Lücken des Blätterdachs hineinstachen.
    Wann kam der Monk? Warum ließ er so lange auf sich warten?
    Dies konnte der Tag sein. Alavans Träume sagten ihm schon lange, daß der Tag nahe war. Die Träume und die kosmischen Stimmen, die seine Stunden der Meditation erfüllten und ihre Botschaft in jede Zelle des sterblichen Körpers trugen.
    Des sterblichen Körpers?
    Alavan lachte nicht, als ihm seine Situation klar wurde, als er plötzlich wieder heftig an seinen Fesseln zu zerren begann und vor Schmerzen im Nacken fast schrie; als er den Höhleneingang anstarrte und sich plötzlich wünschte, an jedem anderen Ort des Universums zu sein, nur nicht hier.
    Oft hatte er sich gewünscht, zu sterben. Endlich sterben zu können.
    Und immer, wenn es darauf ankam, war es so gewesen wie jetzt.
    Als er den Tod wirklich auf sich zukommen sah, vergaß er alle kosmischen Eingebungen und Schwingungen und hörte andere Stimmen.
    Sie schrien nach Leben.
    Alavan schrie auch, und zwar laut, als er den Monk aus seiner Höhle kommen und den Talkessel betreten sah.
    Die Kreatur hatte sich ihren seltsamen Federschmuck aufgesetzt, was so gar nicht zum nackten, zottig behaarten Körper des anderthalb Meter großen Wesens paßte. Und in der rechten Klauenhand hielt sie den Speer .......
    Nein! schrie es in Alavan.
    Er brüllte es laut hinaus, dem mit stampfenden und wie in einem lächerlichen Zeremoniell tanzenden Schritten langsam näher kommenden Monk entgegen. „Nein! Hörst du nicht? Warte! Monk, warte! Laß uns reden! Ich weiß, du verstehst mich! Ich ..."
    Der Tag ...
    Er hatte die Vision gehabt.
    Nur war es nicht so gewesen. Er hatte sich vorbereiten wollen. Er hatte sich einen anderen Abschied von diesem Leben vorgestellt - von dieser gottverdammten Ewigkeit.
    Der Monk war kurz stehengeblieben.
    Jetzt kam er wieder heran, den Kopf mit dem lächerlichen Schmuck wie in Neugier geneigt und den Arm mit dem Speer erhoben.
    Die Federn stammten von einem indianischen Krieger. Kiowa, wußte Alavan. Er hatte über die nordamerikanischen Rothäute eine Arbeit geschrieben.
    Der Krieger aus der Prärie hatte den Krieger aus der Höhle zu seinem Pech unterschätzt. Er hatte sich schon seinen Skalp genommen, als der Monk aufstand und ihn von hinten erschlug. Seitdem hatte er seinen Namen, von keinem anderen als Alavan selbst. Monk, der Mönch mit der kahlen Stelle oben auf dem häßlichen Schädel. „Wir sind doch Freunde!" hörte er seine Stimme. Sie klang heiser und schrill. „Hörst du, Monk?
    Wie oft haben wir das Spiel schon gespielt? Ich habe immer gewonnen! Ich habe dich wieder laufen lassen, weil ich ... weil wir doch ..."
    Der Monk hielt noch einmal an, nur noch zehn Meter vor dem Gefesselten.
    Trotz des roten Dämmerlichts sah Alavan seine Augen - und die tiefe, nicht zu beschreibende Traurigkeit darin.
    Alavan drehte den Kopf und begann leise zu schluchzen. Sein Körper bebte und zuckte.
    Für ihn war das immer ein Spiel gewesen. Überlegene Intelligenz gegen Urinstinkte und rohe, brutale Kraft.
    Für den Monk war es das nicht.
    Er tötete und fraß seine Opfer. Er hatte es nie anders gekannt.
    Mach wenigstens schnell, flehte Alavan stumm.
     
    2.
     
    17. April 1173NGZ, Halpora-System Andromeda.
    Seit fast zwei Wochen operierte die ATLANTIS jetzt schon in der großen Nachbargalaxis.
    Dennoch kam es immer wieder vor, daß Atlan beim Blick auf die Sternkonstellationen dort draußen von Gefühlen und Erinnerungen eingeholt wurde, die in einem zu logischem und zweckbestimmtem Denken geschulten Gehirn nichts zu suchen haben sollten.
    Du wärst ein armer Tor! vernahm er die Einflüsterung seines
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