1570 - Jackpot für den Teufel
John?« Sie ging zum vertraulichen Du über.
Ich hob die Schultern. »Ich weiß nicht so recht. Kann ich es mir nicht noch mal überlegen?«
»Nein. Dein Weg ist endgültig. Jeder, der den Schritt bis hierher gemacht hat, kann nicht mehr zurück. Es ist auch nicht sicher, ob du den Jackpot holst. Deine Chancen stehen zwar gut, aber man gibt dir eine halbe Stunde. Wenn du es bis dahin nicht geschafft hast, ist das Spiel vorbei.«
»Ich verstehe. Und was wird dann aus mir?«
»Du kannst wieder zurück ins Casino und dort ganz normal weiterspielen.«
So sollte ich es glauben, und ich warf ihr einen leicht ungläubigen Blick zu. Alles roch nach einer Falle, und ich konnte mich nicht so geben, wie es in Wirklichkeit in mir aussah. Sie hätte meinen Antworten entnommen, dass ich auf der Hut war.
Ich war ein wenig darüber verwundert, dass sich mein Kreuz noch nicht gemeldet hatte, und auch bei Alexa King gab es keine abwehrende Haltung mir gegenüber wie bei Terry Moran.
»Komm, du darfst eintreten in die Glückshalle.«
Um uns herum war alles dunkel. Ich hatte die Stimme zwar gehört, aber sie war mir sehr weit entfernt vorgekommen, und als ich nach ihr Ausschau hielt, war sie nicht mehr zu sehen. Ich glaubte, hinter mir ein Geräusch zu hören, mit dem die Tür schloss. Aber das konnte auch nur Einbildung gewesen sein.
Niemand hatte mich nach Waffen durchsucht. War es die reine Vergesslichkeit gewesen oder die Arroganz, dass in diesem Bereich andere Regeln galten und sowieso niemand mehr etwas gegen die Kraft ausrichten konnte, die hier herrschte?
Ich überlegte, ob ich meine Leuchte hervorholen sollte, um mir die Umgebung genauer anzuschauen, aber das ließ ich zunächst mal bleiben. Auch weil ich hoffte, dass sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnen würden.
Die Warterei dauerte nicht lange. Es wurde plötzlich hell, aber nicht mit einem Schlag, und auch nur an einem bestimmten Platz, der sich vor mir befand.
Das Licht fiel als Pyramide von der Decke herab. Es bildete ein fast schon goldenes Dreieck, und es hatte den Mittelpunkt dieses Raumes hervorgeholt.
Auf einem hölzernen Podest stand der Automat. Ein schlichtes Gerät, das es sonst kaum noch gab. Zumindest nicht in den Spielhallen. Aber hier stand es und wartete darauf, gefüttert zu werden.
Mir kam plötzlich in den Sinn, dass ich so gut wie kein Kleingeld bei mir hatte, aber wer konnte schon damit rechnen, mit einem derartigen Apparat konfrontiert zu werden?
Einladend stand der Hocker mit seiner schmalen Rückenlehne davor. Ich nahm ihn als Ziel, setzte mich allerdings noch nicht, sondern schaute mir erst den Apparat an.
Drei Walzen, bedruckt mit Zahlen. Wenn drei bestimmte in einer Reihe standen, gab es den Jackpot.
Ich wollte nicht glauben, dass es bei allen Zahlen der Fall war. In mir hatte sich ein bestimmter Verdacht gefestigt, über den ich aber nicht länger nachdenken wollte.
Ich warf noch einen letzten Blick in die Runde und setzte mich auf den Hocker. Er war dem menschlichen Hinterteil gut angepasst. Der Spieler konnte es also lange darauf aushalten, was letztendlich auch Sinn der Sache war.
Aus dem Nichts hörte ich wieder die Stimme der Frau.
»Na, sitzt du bequem?«
»Ich kann mich nicht beklagen.«
»Sehr schön. Und wie fühlst du dich?«
»Allmählich gewöhne ich mich an meine Umgebung. Nur der Apparat und ich, das hat etwas.«
»Meine ich auch.«
»Dann hätte ich noch eine Frage«, rief ich ins Dunkel hinein. »Bitte, ich höre.«
»Ich bin zwar kein großer Spieler, aber ich weiß, dass Münzen dazugehören, um einen solchen Automaten in Bewegung zu setzen.«
Die Antwort bestand aus einem Lachen. »Das ist normalerweise noch immer so, aber nicht, wo du bist. Hier gelten andere Gesetze, denen auch du folgen musst.«
»Dann sage sie mir.«
»Gut. Schnippe einfach mit den Fingern.«
»Und dann?«
»Tu es!«
Ich schnippte mit den Fingern der rechten Hand, und als wäre dieses Geräusch ein akustisches Signal, so setzten sich plötzlich die drei Walzen in Bewegung.
»Viel Spaß beim Spiel, John Sinclair!«
Ein hartes Lachen, dann war es still bis auf das Geräusch der rotierenden Walzen.
Mich aber durchzuckte ein ganz anderer Gedanke. Alexa King hatte mich mit meinem vollen Namen angesprochen, und den hatte ich ihr nicht genannt…
***
Die Walzen waren in diesem Moment uninteressant für mich. Sie machten auch nicht viel Krach, sie liefen surrend hinter den Fenstern aus Glas, und ich schaute sie auch nicht
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