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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten
Autoren: Jo Zybell
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fehlprogrammierte Baumaschine war auf der Jagd nach dem Erdmann in Utopia eingefallen und hatte eine Spur der Verwüstung hinter sich hergezogen.
    Neunundzwanzig Tote und über hundert Verletzte.
    »Das haben wir der Ratspräsidentin zu verdanken!«, rief eine Frau in seiner Nähe. Andere schlugen einen ähnlichen Ton an.
    »Sie muss zurücktreten!«, hieß es ein paar Minuten später, und als Felsspalter den Menschenauflauf hinter sich ließ, hörte er noch lange die Sprechchöre auf dem Festplatz.
    »Weg mit Cansu Alison Tsuyoshi! Weg mit Cansu Alison Tsuyoshi…!«
    ***
    Lange nach Mitternacht saß Reza Gundol Gonzales auf dem Rand eines Wasserspiels vor dem Regierungsgebäude Utopias.
    Zu seinen Füßen kauerte Barcon Petero auf den roten Marmorfliesen des Platzes. Dessen linker Arm reichte nur noch von der Schulter bis knapp über den Ellenbogen. Darunter gab es weiter nichts als ein feuchtes rotes Knäuel aus einem Leinenunterhemd. Der Testpilot zuckte, sein kahler Schädel war schwarz von Ruß, die Kleider seiner rechten Körperseite verkohlt. Reza Gundol hatte ihm ein Betäubungsmittel gespritzt. Doch der Mann brauchte dringend einen Mediziner.
    Menschen liefen schreiend über den Platz. Exekutivquartette hetzten in die Richtung, in welche der Hybride gezogen war.
    Drei mobile Kliniken am Rande des Platzes kümmerten sich um Tote und Verletzte. Reza Gundols Hand zitterte, als er seinen PAC aktivierte. Sonst fehlte ihm nichts. Nur die gewohnte Ruhe seiner Hand. Und sein Waldläufer eben; und die Besatzung seines Waldläufers – bis auf den Testpiloten waren ja alle tot –; und die Spur irgendeines Gefühls in der Brust.
    Das Gesicht eines Greisen erschien auf dem Bildschirm.
    »Bei allen Sternen des Kosmos – wie konnte das geschehen, Reza Gundol…?«
    »Ich weiß es nicht, Großvater.« Er griff nach der Hand, die der verletzte Petero von unten nach ihm ausstreckte. Sie fühlte sich kalt und feucht an. »Vielleicht eine Fehlfunktion, vielleicht Schicksal…« Eine Ambulanz fuhr quer über den Platz auf sie zu. Hilfe für Petero. »Vielleicht konnte unser Sicherungsprogramm sich nicht durchsetzen…«
    »Wie kommst zurück nach Elysium?«
    »Keine Ahnung, Großvater.«
    »Melde dich bei mir, sobald du wieder in der Stadt bist…«
    ***
    Mit der Geschwindigkeitsanzeige auf dem Instrumentenfeld konnte Matt zwar noch immer nichts anfangen, aber er spürte das Tempo, mit dem sie unterwegs wären. Diesmal saß er auf der Armlehne des zu engen Sessels, und er fand das durchaus angemessen. Aquarius hockte an der Wand der elliptischen Transportzelle, ungefähr dort, wo drei oder vier Tage zuvor Schwarzstein gesessen hatte. Drax hatte sich geschworen, den Burschen mit den hundert weißen Zöpfen nie zu vergessen. Vor der untersten Stufe des Instrumentenpodestes standen Chandra und Windtänzer, und auf dem Monitor von Chandras PAC war das Gesicht der PHOBOS-Expeditionsleiterin zu sehen.
    »Wir sind an einem sicheren Ort im Wald«, sagte Maya Joy.
    »Starkholz behandelt uns wie verdiente Mitglieder seiner Sippe. In den Städten jedoch herrscht das reinste Chaos, wenn man den Nachrichten glauben darf. Fast vierhundert Menschen sind in den letzten dreißig Stunden ums Leben gekommen. Nachdem er in Utopia gewütet und das Marschland durchquert hat, nähert er sich nun Hope. Es ist so schrecklich. Aber sagen Sie – wie geht’s Ihnen? Wo stecken Sie? Wann werden Sie Elysium erreichen?«
    Chandra – sie trug einen Verband um den Kopf – berichtete das Notwendigste. Einen Tag lang hatten sie in irgendeiner Grotte ihre Wunden versorgt, waren dann durch die verwüsteten Straßen von Utopia bis zur Station der unterirdischen Vakuumröhrenbahn marschiert und jetzt auf halber Strecke in die Hauptstadt. Matt spürte noch immer die Nachwirkungen der Paralyse in den Beinen.
    »Gib mir Maya Joy, bitte«, sagte er. Chandra reichte ihm den armbandlosen PAC. »Guten Tag, Maya Joy. Wie geht es Ihnen?«
    »Besser als Ihnen, wenn ich richtig informiert bin, Maddrax.«
    »Ich hatte gute Therapeuten.«
    »Sind Sie sicher, dass sie den Kampf wagen wollen?«
    »Ganz sicher, Maya Joy. Allerdings brauche ich dazu die Hilfe von Leto Jolar Angelis.«
    »Letos Hilfe?«
    »Sie entsinnen sich vermutlich, dass ich noch einen Wunsch bei ihm offen habe.« [3]
    »Stimmt, ich erinnere mich.«
    »Dann richten Sie ihm bitte Folgendes aus…«
    ***
    Vor dem Regierungsturm von Elysium lagerten trotz der Nachtkälte Tausende von Menschen. Die Sonne ging
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