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157 - Das Erbe der Alten

157 - Das Erbe der Alten

Titel: 157 - Das Erbe der Alten
Autoren: Jo Zybell
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Rauch, die Gedanken an den armen Schwarzstein und natürlich an die Freunde auf der Erde…
    Die Nacht war kalt gewesen, das kam noch hinzu; so kalt, dass sie gegenseitige Ressentiments überwunden und dicht aneinander gedrängt in einer Erdkuhle gelegen hatten. Chandra hatte geschlafen. Sie schnarchte anders als Aruula.
    »Kommen Sie schon«, sagte sie jetzt. »Nutzen wir den Schutz der Dämmerung für den Abstieg nach Utopia.« Matthew nickte, starrte aber weiter auf den rauchenden Wald. Er hatte nicht vor, zu Fuß nach Utopia hinunter zu steigen.
    Wieder loderten Flammen auf, diesmal an drei oder vier Stellen zugleich. Glutregen sprühte ein paar hundert Meter unter ihnen aus der Asche des Unterholzes und flog in das schwarze Geäst eines toten Baumes. Wind kam auf. Im Norden türmten sich schwarze Wolken, wie die letzten Trümmer der zu Ende gegangenen Nacht.
    »Jetzt kommen Sie endlich, Maddrax, oder wollen Sie sich ein paar Würmer über der Glut garen?« Matt riss sich vom Anblick des rauchenden Waldes los und folgte Chandra Hang aufwärts.
    Im Schutz niedriger Weißhölzer erreichten sie zehn Minuten später den Kamm. Die Morgensonne leuchtete nicht heller als sonst – ein ungewöhnlich großer Stern eben – dennoch schloss Drax für einen Moment die Augen, so abrupt war der Wechsel zwischen der Dämmerung unterhalb des Kraterkamms und dem Morgenlicht am plötzlich sichtbaren Osthorizont.
    Sie liefen zur Taxitrasse. Chandra wollte der Trasse entlang nach Utopia hinabwandern. Kein unvernünftiger Gedanke an sich, doch Matthew Drax hatte eine bessere Idee, wie er glaubte. »Wir nehmen einen Magnetschweber«, erklärte er der verdutzten Chandra.
    »Ausgeschlossen! Die sind an dieser Stelle mit über fünfzig Stundenkilometern unterwegs!«
    »Trotzdem…« Er erklärte ihr seinen Plan, und obwohl sie noch immer Bedenken hatte, half sie ihm, Geäst und Gestrüpp auf der Trasse anzuhäufen.
    Von Maya Joy Tsuyoshi wusste Matt, dass die Magnetschwebetaxen mit Lasersensoren ausgerüstet waren. Vor Hindernissen hielten sie automatisch.
    Der erste Magnetschweber, der das tat, kam dummerweise aus Elysium. Drei Frauen und ein Mann saßen in der Kabine, ältere Herrschaften alle vier. Sie aktivierten sofort die Innenverriegelung ihres Fahrzeugs, und als nächstes aktivierten zumindest zwei von ihnen ihre PACs…
    »Wir müssen weg hier!«, rief Chandra. »Sie haben uns erkannt und rufen Hilfe herbei!«
    »Mist!« Matt schlug gegen das transparente Dach des Taxis.
    Im Inneren warfen sich die Fahrgäste in die Fußräume. Wie um sich zu schützen, hielten sie die Arme über ihre Köpfe. Drax konnte das Entsetzen in ihren Mienen sehen. »Was glaubt ihr, wer ich bin? King Kong?« Er versetzte dem Fahrzeug einen Tritt.
    Vom äußeren Hang fuhr ein Magnetschweber herauf. Er kam aus der Strahlgrotte und war unbesetzt. Zwei Schritte vor dem Gestrüpphaufen hielt er an. Matthew Drax klatschte noch einmal mit der flachen Hand auf das Dach des besetzten Gleiters. Die Passagiere zuckten zusammen und schrien auf.
    »Vorsicht!«, rief Chandra plötzlich. »Der Spinnenrobot…!«
    Der Mann von der Erde fuhr herum und ließ sich zugleich fallen. Etwa dreihundert Meter entfernt sah er den Spinnenkörper des Cyborgs auftauchen, etwa dort, wo die Trasse vom Kuppelplateau aus den Kamm erreichte. Hatte er sie also genau hier gesucht!
    »Rein in das Taxi!«, brüllte Matt. Hinter ihm hechtete Chandra nach rechts über die Trasse, um aus der Schusslinie des Cyborgs zu gelangen. Drax richtete sich auf den Knien auf und griff in das Geäst, um den Weg frei zu räumen. »Steigen Sie ein und versuchen Sie den Wagen aufzuhalten, bis ich…«
    Es zischte hässlich, ein Lichtblitz blendete ihn, er kniff die Augen zu, und im nächsten Moment schrie er auf und riss die Hände aus dem Geäst – es stand in hellen Flammen!
    Matthew sprang links von der Trasse. Hinter der Cockpitkuppel des Taxis sah er Chandras Gesicht. Irgendwas wollte sie ihm sagen.
    Plötzlich durchzuckte ihn stechender Schmerz von den Kniekehlen aufwärts. Es tat höllisch weh. Er wollte aufspringen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Er wollte bäuchlings über die Trasse robben, doch seine Beine waren weiter nichts als eine bleischwere Last.
    Hatte der Spinnenrobot ihn mit einer Neuronenblockerladung erwischt? Drax blickte am brennenden Gestrüpphaufen und am Taxi mit Chandra vorbei – der Cyborg bewegte sich, und er bewegte sich verdammt schnell. Er blickte nach rechts, weil
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