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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten
Autoren: Unbekannt
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sollte ihre Heimat werden. Sie hatten zuviel Achtung vor der Natur, als daß sie ohne Not mit einem Landemanöver die Umwelt beschädigt hätten.
    Zwei Stunden später lagen am Strand die Container mit der Ausrüstung. Das Frachtschiff startete.
    Sie blieben allein zurück, nur noch per Funk mit der Hauptkolonie verbunden. Am selben Abend tauften die Siedler ihre Insel Nanam. Sie saßen lange beisammen, schmiedeten Pläne, lernten sich näher kennen.
    Vor Einbruch der Dunkelheit errichteten sie Zelte für die Familien. Für den nächsten Tag standen Erkundungen an.
     
    *
     
    „Aber bleibe in der Nähe, Kleine!"
    Sie schenkte Bludas Ermahnungen herzlich wenig Beachtung. Es gab nichts, was auf diesem Planeten hätte passieren können. Und der Nanameh-Archipel machte keine Ausnahme, dessen war sie sicher. Sollten die anderen nur anfangen, in der näheren Umgebung gute Plätze für Häuser zu suchen - sie hegte mehr Interesse für die Strande und das Inselinnere.
    Hagea wanderte ziellos durch die Landschaft.
    Einen Teil des Grüns ringsum machten kleine, knorrige Büsche aus, darüber erhoben sich in majestätischer Größe steinalte Bäume. Nirgendwo fand Hagea ein Exemplar, das kleiner war als sechzig Meter. Also war die Art im Aussterben begriffen, es gab keinen Nachwuchs.
    Ein paar Stellen im Inselinnern waren völlig kahl. Dort existierten nicht einmal die Blumen, die sonst überall in sämtlichen Formen und Farben zu finden waren.
    Aber etwas anderes flößte Hagea Unbehagen ein: Schon aus der Luft hatte sie die Unzahl roter Flecken gesehen. Von nahem betrachtet handelte es sich um schlanke, vielblättrige Gewächse, die erstaunlich biegsam waren. Offenbar verfügten sie über Laufwurzeln - denn Hagea sah selbst, wie ein sachter Windstoß die Wurzeln einer Pflanze aus dem Boden riß.
    Bei sich nannte sie ihre Entdeckung die Roten.
    Und noch etwas bemerkte sie. Je länger sie den Gewächsen zuschaute, desto klarer wurde ersichtlich, daß die Bewegung der Blätter nicht mit dem Rhythmus der Winde übereinstimmte. Hagea fand keine Erklärung dafür. Doch das mußte sie auch nicht. Nicht, solange sie diese Pflanzen nicht in ihren Gärten anbauen wollten.
    Ansonsten bot Nanam wenig, was zu untersuchen lohnte. Alles war wie auf Dauho-Mano. Hagea verspürte wenig Heimweh. Sie konnte auch hier am Strand herumlaufen, im bläulichen Sand spielen, sich später um die Ernte kümmern. Und sie konnte essen, soviel sie wollte, weil an vielen Sträuchern Früchte wuchsen.
    Die einzig nennenswerte Entdeckung machte sie am nördlichen Strand. Dort hatte das Wasser eine tiefe Bucht gegraben. Als sie darauf stieß, war gerade Ebbe; so hatte sie Gelegenheit, sich die Bodenformation genau anzusehen. Bei steigendem Wasser lief ein natürlicher, in den Bodenfels gegrabener Talkessel mit Wasser voll. Spuren vom letztenmal machte Hagea noch aus.
    Binnen weniger Minuten floß über dünne Kanäle der Rest des Wassers ab, so daß der Talkessel trocken dalag.
    Was an Pfützen geblieben war, trocknete bei der Hitze innerhalb weniger Minuten aus.
    Wäre ein Tier in diesen Talkessel gefallen, es wäre höchstwahrscheinlich mit der ersten Flut ertrunken. Der einzige Weg hinunter war steil, gangbar nur für gute Kletterer, wie es die Linguiden waren. Aber sie suchte nicht nach Skeletten. Ein größeres Tier hatte sie auf dieser Insel ohnehin nicht zu Gesicht bekommen, nur Insekten und winzige Nager.
    Hagea blieb nicht lange stehen. Sie hatte Durst bekommen und suchte sich den Rückweg.
     
    *
     
    Nach zwei Tagen standen drei Häuser. Wie gewöhnlich hatten sie mit ihren Geräten eine Bodenkruste von einem Meter Dicke vom Grund getrennt. Die Verbindung zur umgebenden Vegetation blieb dabei an einer Stelle erhalten. Dann entstanden halb im Erdreich, halb darüber Fußboden, Wände und eine Stahldecke. Ein solches Haus war mit der Umgebung so harmonisch verwachsen wie nur möglich.
    Aus purer Langeweile beteiligte sich Hagea an den Arbeiten. An kahlen Stellen entstanden Beete, ein spezieller Robot wandelte steinharten Boden in Ackerfläche um.
    Sie wußte, daß die anderen hinter ihrem Rücken tuschelten. Inzwischen hatte jede Familie ihre Faulheit bemerkt. Sie galt zu Recht als gefräßig - aber niemand kam auf den Gedanken, ihr diese kleine Unart übelzunehmen. Und seit sie die Wut über den Umzug verdrängt hatte, faßten die Leute wieder mehr Zuneigung zu ihr.
    Die einzige, die sie immer wieder drängte, die immer wieder ihre Fehler aufzeigte,
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