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1567 - Die Auserwählten

Titel: 1567 - Die Auserwählten
Autoren: Unbekannt
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stieg schwitzend vor Aufregung und Hitze an den Geröllbrocken hoch. Riffo stand oben am Himmel, kaum eine Wolke zog über den Himmel.
    Von hier aus hatte Hagea den besten Überblick. Sie drehte sich langsam, suchte mit den Augen jedes sichtbare Detail nach einem Hinweis auf den verschwundenen Jungen ab. Und als sie ihre Drehung vollendet hatte, waren die rotgefärbten Anteile im umgebenden Wald deutlich größer geworden.
    In diesem Augenblick begriff Hagea. Die Roten waren wirklich bewegungsfähig. Und nicht nur das: Sie hatten Hagea bemerkt und umzingelten sie regelrecht. Wenn sie genau hinsah, erkannte sie im Unterholz kaum sichtbare Bewegungen.
    Angst kroch in ihr hoch.
    Bisher hatte sie noch geglaubt, sie habe alles im Griff, was immer auch geschehe. Doch jetzt brachte sie das Rätsel der Roten mit dem verschwundenen Jungen zusammen. Und sie erkannte die Verbindung. Eine zeitliche Übereinstimmung dieser Art beruhte nie und nimmer auf Zufall.
    Hagea stieß zischende Geräusche aus. Mit zitternden Fingern kletterte sie nach unten, setzte zunächst einen Fuß vor den anderen, rannte dann in blinder Panik los. Da war eine Lücke im Rot.
    Bevor sie den Kordon der Pflanzen jedoch durchbrechen konnte, ruckten aus dem Unterholz Rote nach.
    Hagea wechselte die Richtung. Sie rannte über den unbewachsenen Platz zur anderen Seite.
    Tatsächlich überraschte das Manöver die Pflanzenarmee. Rote Zweige reckten sich nach ihren Füßen, langten aber nicht heran. Sie machte sich keine Gedanken über den Weg. Mit beiden Armen drückte sie Äste beiseite, die in ihrem Weg hingen, ihre Beine suchten sich wie von allein einen Pfad durch dichte Büschinseln. „Hilfe!" schrie sie. „Helft mir!"
    Es hatte keinen Sinn, sie wußte es. Niemand war in der Nähe. Und wenn, dann hatten die Suchkommandos jetzt dieselben Schwierigkeiten wie sie.
    Sie befreite ihren linken Fuß aus einer Astgabel, nahm ein paar Meter Anlauf und sprang mit einem Satz über die Barriere aus Steinen, die vor ihr lag. Dahinter blieb die junge Linguidin wie angewurzelt stehen. Sie sah sich einer wahren Phalanx aus Roten gegenüber. Es waren mindestens hundert der bis zu einem Meter großen, fein verästelten Pflanzen.
    Die anderen bemerkten sie, daran gab es nicht den geringsten Zweifel, obwohl es sich nur um Pflanzen handelte. Auf einmal rückten sie vor - und Hagea spürte, daß von hinten der Rest der Verfolger näher kam. Dennoch blieb sie ein paar Sekunden lang stehen. Die Roten hatten sich wie ein Wall vor einem Baum aufgebaut, dessen Art sie kannte.
    Es war einer der seltenen Riesen, sechzig Meter hoch, mit sacht sich wiegender Krone.
    Vor ihren Augen entstand ein Muster in den Blättern - ein Muster, das nur sie allein erkennen konnte.
    Der Baum kommunizierte mit den Roten. Er gab ihnen die Anweisungen. Allein waren die Roten nichts, das wußte sie mit einemmal, nur der Baum gab ihnen die Fähigkeit zur Zusammenarbeit.
    Hagea spürte eine Berührung an der rechten Ferse. „Nein!" schrie sie.
    Mit heftigem Ruck zerriß sie den pflanzlichen Tentakel, der sich um ihr Bein hatte schlingen wollen.
    Die verletzte Pflanze schrie. Aber nicht laut wie ein Linguide, sondern auf eine Art und Weise, die sie paradoxerweise riechen konnte. Wo war der Ausweg? Sie wirbelte voller Furcht um die eigene Achse. Da, links von ihr! Mit schnellen Sprüngen rannte sie auf die letzte Lücke zu. Ob es Hunderte oder Tausende von Verfolgern waren, wußte sie nicht, und es war ihr auch egal. In diesem Augenblick zählte nur, daß sie den Pflanzen entkommen konnte.
    Die Lücke war gerade breit genug.
    Ein langer Sprung brachte sie direkt hindurch, wieder zurück in Richtung Felsen. Immer wieder drehte sich Hagea in schnellem Lauf. Sie suchte den Baum; zu jeder Zeit war mindestens der Wipfel sichtbar. Auf diese Art, so dachte sie, hielt der Riese einen weiten Umkreis unter Kontrolle.
    Da ragte der erste Felsen auf, mitten im Grün einer Buschinsel. Hoffentlich stimmte ihre Theorie. Sie war noch so jung, sie hatte so wenig gelernt. Aber trotzdem war sie sicher, daß keiner der anderen die Muster des Baumes gesehen hatte. Wenn sie den Baum nicht überlisten konnte, war niemand dazu imstande.
    Mit einem Satz brachte sie sich hinter dem Felsen in Sicherheit. Hier war sie der direkten Wahrnehmung des Riesen entzogen.
    Von einer Sekunde zur anderen stand Hagea still, mit klopfendem Herzen, tränenden Augen. Ihre Lider flatterten, die Finger waren in heftiges Zittern ausgebrochen.
    Und da
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