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1559 - Kleine böse Nathalie

1559 - Kleine böse Nathalie

Titel: 1559 - Kleine böse Nathalie
Autoren: Jason Dark
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deutlich auf.
    Sie war nicht mehr hell. Eine dünne blaue Haut hatte sich über die erste gelegt. Als wäre dort alles mit dieser Farbe angestrichen worden.
    Es gab keine Poren mehr. Selbst die feinen Haare waren verschwunden. Der Körper schien einen blauen Anstrich erhalten zu haben.
    Bis zum Haaransatz auf der Stirn zogen sich die Verbrennungen hin, und Nathalie war klar, dass auch die für sie nicht sichtbaren Stellen in Mitleidenschaft gezogen worden waren. So brauchte sie den Mann nicht erst herumzudrehen, um nachzuschauen.
    Sie schaute in seine Augen. Auch die hatten sich verändert. Die Pupillen waren mit blauer Farbe ausgefüllt und sahen aus wie Tintenkleckse.
    Leben gab es in ihnen nicht mehr. Der Totenschädel hatte sieh voll auf ihre Seite gestellt - wie versprochen.
    Nathalie lächelte dankbar und nahm den Schädel wieder an sich. Seine grüne Farbe hatte ebenfalls einen Blaustich angenommen.
    Zärtlich drückte sie den Totenkopf gegen ihre Brust und presste für einen Moment ihre Lippen auf die Schädeldecke.
    »Danke, Daddy. Danke, dass du mir, geholfen hast. Du wolltest ihn nicht und ich weiß, dass es gut für mich gewesen ist. Nur du kannst bestimmen, was gut oder was schlecht für mich ist. So wird es bis zu meinem Tod auch bleiben, wenn wir wieder richtig vereint sind. Ich werde ohne Angst durch mein Leben gehen, weil ich ja weiß, dass ich einen Beschützer an meiner Seite habe…«
    Sie ließ die Worte ausklingen und holte ihren Leinenbeutel, in den sie den Schädel verstaute. Den Blick auf den Toten gerichtet, zog sie mit einer gelassenen Bewegung den Reißverschluss ihres Kleides in die Höhe.
    Das Lächeln auf ihrem Gesicht zeigte an, dass sie sehr zufrieden war.
    Anschließen zog sie den Mantel über, warf einen letzten Blick durch das Innere des Wohnmobils, bevor sie die Tür öffnete.
    Der Parkplatz war noch immer leer, abgesehen von ihrem dreitürigen Opel Corsa.
    Sie wollte sich schon in Bewegung setzen und zu ihrem Wagen hinübergehen, als sich die Umgebung veränderte.
    Das Licht eines Scheinwerferpaars hellte den Regenvorhang auf. Sie sah, dass ein flacher Wagen auf den Parkplatz fuhr und ein Stück weiter neben ein paar Büschen gestoppt wurde. Das Scheinwerderlicht erlosch.
    Vorbei war es mit ihrer Euphorie.
    Ab jetzt hieß es, verdammt vorsichtig zu sein. Geduckt huschte sie über den Platz, warf sich in den Corsa, den sie nicht abgeschlossen hatte, und legte den Leinenbeutel mit dem Schädel auf den Beifahrersitz, wo dem Inhalt nichts passieren konnte.
    Dann steckte sie den Zündschlüssel ein, ließ den Motor kommen, setzte ein Stück zurück und fuhr mit durchdrehenden Rädern los, ohne das Licht einzuschalten…
    ***
    Wir waren nicht mal hundert Meter weit gefahren, als die ersten Tropfen fielen, die Sekunden später hart wie Hagelkörner auf den Porsche prasselten.
    »Auch das noch«, stöhnte Bill, »uns bleibt auch nichts erspart.«
    »Sei froh, dass es kein Schnee ist. Außerdem, mein Lieber, wer wollte denn unbedingt zu dieser Lesung? Ich nicht.«
    »Weiß ich.«
    »Dann darfst du dich auch nicht beschweren.«
    »Tue ich ja nicht. Mir fällt nur das Wetter auf die Nerven. Gerade jetzt hätten wir flitzen können, und was ist?«
    »Regen.«
    »Du sagst es, John.«
    Bill rollte ziemlich schnell in eine Kurve hinein. Aber der Wagen lag auf der Straße wie ein Brett. Zudem hatte der Regen zwar nicht aufgehört, aber er war dünner geworden und fiel jetzt in langen Fäden aus den Wolken, wobei er aussah wie Bänder auf einem Schnürboden.
    Wir befanden uns zwar noch in Groß-London, doch von einer Großstadt war nichts zu sehen. Um den Flughafen Croydon herum befand sich ländliches Gebiet. Bauern bestellten hier ihre Felder, und es gab auch Brachflächen und Wald.
    Ich schielte nach rechts und fragte: »Wolltest du nicht deine bessere Hälfte anrufen, Bill?«
    »Mach ich gleich.«
    »Wann?«
    »Wenn wir den Bumsplatz erreicht haben.«
    »Bitte?«
    Der Reporter lachte. »Ja, so wird der alte Parkplatz im Volksmund genannt. Den Namen habe ich nicht erfunden. Der existiert schon seit Jahrzehnten.«
    »Auch schon zu Zeiten vor deiner Hochzeit?«
    »He«, beschwerte er sich, »was willst du damit andeuten? Aber du hast recht. Ich bin damals auch schon mal hingefahren.«
    »Und es gibt ihn immer noch? Das weißt du genau?«
    »Ja.«
    Ich grinste süffisant. »Woher denn?«
    »Habe ich einen erwachsenen Sohn oder du?«
    »Ich habe nur einen Patensohn.«
    »Und er hat von mir den
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