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1554 - Der Zombie-Mönch

1554 - Der Zombie-Mönch

Titel: 1554 - Der Zombie-Mönch
Autoren: Jason Dark
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uns nicht gesehen hatte.
    Um uns herum wuchs das Gras recht hoch.
    Aber es gab auch Lücken, und die nutzten wir aus. So sahen wir, dass die Hintertür geöffnet wurde. Zuerst nur einen Spalt, aber es war zu erkennen, dass Basilius nach draußen schaute, ob die Luft auch rein war.
    »Der ist gar nicht so dumm«, flüsterte Suko.
    »Hast du etwas anderes erwartet?«
    Er lachte leise. »Aber wir sind schlauer.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    »Lieber nicht.«
    Wir warteten ab, und wir rechneten damit, dass etwas Wichtiges geschehen würde.
    Und wir irrten uns nicht, denn die Tür wurde weiter aufgestoßen, um jemand durchzulassen. Nicht nur eine Person, sondern zwei.
    Wir sahen nicht nur den Abt.
    Zum ersten Mal bekamen wir den Zombie-Mönch in natura zu Gesicht. Von seinem Aussehen war ich zumindest ein wenig überrascht. Ich hatte mir einen mächtigen Kerl vorgestellt, nur war er das nicht. Er kam mir eher klein und sogar ein wenig rundlich vor. Wie man so manch sinnesfreudigen Mönch auf alten Bildern betrachten konnte. Auch sein Haarschnitt entsprach dieser Vorstellung, denn die Haare wuchsen auf seinem Kopf als grauer Kranz.
    »Das soll er sein?«, fragte Suko und hatte Mühe, ein Lachen zu unterdrücken.
    »Täusche dich nicht. Ich denke, da hat schon mancher so reagiert wie du, und dann kam das böse Erwachen.«
    »Bei uns wird das nicht so sein.«
    Ich gab keine Antwort mehr, weil ich mich konzentrieren musste. Der Zombie-Mönch und sein Abt hatten das Kloster jetzt verlassen. Sie verhielten sich nicht normal. Sie kamen mir mehr vor wie zwei Diebe, die ihre Beute schon geholt hatten und sich jetzt auf dem Rückzug befanden. Sie schauten sich immer wieder um, ob die Luft auch rein war, und da wir auf der Erde und somit in guter Deckung lagen, waren wir nicht zu sehen.
    Wohin würden sie sich wenden?
    Ich hoffte nicht, dass sie in unsere Richtung gehen würden. So schnell und ungesehen würden wir von hier nicht wegkommen. Wir mussten jetzt auf unser Glück vertrauen.
    Und das verließ uns nicht, denn die beiden gingen in die entgegengesetzte Richtung.
    Was gab es dort an Verstecken?
    Zu sehen war nichts. Nur ein recht dichter Gestrüppgürtel, der so etwas wie eine quer laufende Wand bildete. Alles wies darauf hin, dass die beiden ihn überwinden und sich dahinter verbergen wollten.
    Wir rückten mit den Köpfen ein wenig höher und konnten sehen, wie sie stehen blieben.
    »Das ist dicht vor dem Gestrüpp!«, flüsterte Suko. »Jetzt bin ich mal gespannt.«
    »Ich auch.«
    Unsere Spannung hielt nicht lange an, denn sie taten genau das, was wir erwartet hatten. Das Gestrüpp bildete für sie kein unüberwindliches Hindernis. Sie bogen einige Zweige zur Seite und trampelten dann hinein.
    Wir richteten uns auf, blieben aber in der Hocke. Von der anderen Seite her konnte ein erwachsener Mensch über das Hindernis hinwegschauen, und deshalb konnten wir leicht entdeckt werden. Die recht freie Fläche zu überwinden war riskant.
    Suko hatte die gleiche Idee wie ich, denn er deutete zu den Bäumen hin, die wir auf dem Weg dort hinüber als Deckung nehmen konnten.
    »Schnell!«, flüsterte ich.
    Wie zwei Schattengestalten huschten wir auf die ersten Baumstämme zu und pressten uns gegen die harte Rinde. Dort blieben wir zunächst stehen, um Luft zu holen.
    Wir sahen die beiden und sahen sie eigentlich nicht. Es waren mehr schattenhafte Bewegungen, die wir hinter dem Gestrüpp wahrnahmen. Ob sich dort ein Versteck befand, wussten wir nicht. Und David Hume, der uns hätte Auskunft geben können, wartete im Wagen.
    Ein knappes Nicken reichte, und wir starteten. Lautlos huschten wir vor, und wir sprangen dabei von Baum zu Baum. Wir hörten den Abt sogar sprechen, und deshalb gingen wir davon aus, dass er und der Zombie-Mönch ihr Ziel erreicht hatten.
    Wir aber auch.
    Noch auf dem Weg zum Gebüsch hörten wir das Knacken der Zweige von der anderen Seite her, und einen Moment später brach der Abt vor uns aus dem Gebüsch hervor.
    Er sah uns, und wir sahen ihn!
    ***
    In diesem Moment zeigte er, dass auch er nur ein Mensch war.
    Überraschung und Entsetzen zeichneten sein Gesicht.
    Ich hatte schon oft bei einem Menschen einen derartigen Zustand erlebt. Er musste erst damit klar kommen, und so waren wir im Vorteil.
    »Hol ihn dir, Suko.«
    Mein Freund stellte keine Frage. Er griff sofort zu. Mit einer schnellen und harten Bewegung zerrte er den Abt zu sich heran und schleuderte ihn so wuchtig herum, dass er zu Boden fiel.
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