Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1552 - Tolots Terror

Titel: 1552 - Tolots Terror
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
nicht zum Instrument machen, sich von ihm etwas erhoffen.
    Aramus Shaenor war dazu bestimmt, zu nehmen. Jedenfalls noch ein paar Jahre lang, bis er den Linguiden vielleicht tausendfach zurückzahlen konnte, was sie gegeben hatten.
    Ein paar Minuten Zeit blieben noch.
    Rasch schaute sie zu Baron hinein, der in seinem Bett lag. Durch das linke Fenster fiel letztes Sonnenlicht, und am Rand des rechten breitete sich ein Meer von Sternen aus. Ein Luftzug aus der Klimaanlage bewegte die halb durchsichtigen Vorhänge.
    Aber sie schaffte es nicht, das romantische Bild zu genießen. Baron hatte seine Decke auf den Boden gewühlt. Die kurzen Arme zuckten immer wieder. Schweiß perlte von den Stirnhaaren herab und wurde vom Bettzeug aufgesogen.
    Prina setzte sich zu ihm, ihre Hände fuhren besänftigend über den Gesichtsflaum des Kleinen. „Schlafe ruhig, mein Liebling", murmelte sie. „Ich bin hier bei dir, merkst du das nicht? Dir kann nichts geschehen. „ Alle Überzeugungskraft legte sie in diese Worte, und doch ließ sich Baron kaum beruhigen. Vielleicht lag es daran, daß sie mit ihren Gedanken woanders war. Sie dachte zu sehr an Aramus.
    Fast gewaltsam drängte sie den Gedanken beiseite. Nur der Kleine in ihrem Arm zählte jetzt. Seit sein Vater gestorben war, hatte Baron nur noch sie. Er verdiente ihre ganze Aufmerksamkeit. Wäre nur Pero noch dagewesen - dann hätte sie die ganze Verantwortung nicht allein tragen müssen.
    Aber Pero war nicht da. Er hatte nur acht Tage länger als seine Frau durchgehalten.
    Prina kniff die Lippen zusammen. Zehn Minuten brauchte sie, bis sich Baron etwas ruhiger in ihrem Arm zusammenkuschelte. Die Atemzüge wurden länger. Der Mund stand entspannt ein wenig offen, und mit einem Tuch tupfte sie ihm den Schweiß von der Stirn.
    Dann erhob sich Prina leise und trat hinaus.
    Ein paar Minuten blieben noch. Sie wußte nicht, was sie tun sollte, also setzte sich die Frau in ihren Lieblingsstuhl am Eingang und sah hinaus auf die Straßen. Um diese Zeit waren viele Cifftons unterwegs.
    Prina betrachtete das Bild voll mütterlichem Stolz. All ihr Ehrgeiz und ein großer Teil ihrer Liebe war auf die Stadt konzentriert.
    Es war der Traum ihres Lebens, in Sagno Ciff eine Sprachschule zu eröffnen.
    Eigentlich waren große Träume nicht die Sache der Linguiden, denn im allgemeinen fügten sich die Mitglieder ihres Volkes in ihr Schicksal. Und sie waren glücklich damit.
    Sie aber hatte einen Traum. Einen Traum zumal, den zu realisieren völlig unmöglich schien. Im Teshaar-System galt sie als die verrückte Prina Mauenhaudi; die, die man in Verdacht hatte, ein wenig aus der Art geschlagen zu sein. Aber es war .auch die Art der Linguiden, daß sich soziale Belange immer von allein regulierten.
    Durch ihre Neigung zu Organisation und Systematik stand ihr Platz von vornherein fest. Im Lingo gab es kein Wort dafür: Doch Fremde hätten sie eine „Bürgermeisterin" genannt. Sie sorgte dafür, daß in der Mondstadt Sagno Ciff niemals Versorgungsmangel herrschte, sie koordinierte den Flug der Lieferfähren und trieb den Ausbau der Randgebäude voran.
    Alles in allem ein Pensum, dem außer ihr kein anderer Linguide gewachsen wäre.
    Und die anderen wußten das ganz genau. Niemand hatte je versucht, ihre Kompetenzen zu beschneiden, und trotz ihres Rufs als Sonderling war Prina in der ganzen Gemeinde geachtet und beliebt.
    Nur einer wagte es, ihr hin und wieder entgegenzutreten, und das war ausgerechnet Honn der Schlichter. Eine Ironie des Schicksals lag darin, daß sie Honn ebensosehr brauchte, wie sie ihn ablehnte.
    Wer außer einem Schlichter hätte eine Sprachschule auf Sagno Ciff begründen sollen? Dazu war nur ein Linguide imstande, der das Talent besaß. Solche Linguiden waren rar gesät. Honn gehörte nicht unbedingt zur obersten Riege der Glücklichen, sicher; doch er war alles, was sie hatten.
    Prina kannte seine Geschichte.
    Geboren war der Schlichter auf Lingora. Man hatte sehr früh sein Talent erkannt, und eine Sprachschule hatte aus Talent echtes Genie geformt. Einer der Friedensstifter hatte Honn als seinen Schüler akzeptiert.
    Aber die Geschichte ging nicht gut aus, denn eines Tages ging dem jungen Mann das Talent einfach verloren.
    So etwas kam vor, es war immer wieder vorgekommen. Und Honn war eines der Opfer. Aus potentiellen Friedensstiftern wurden Schlichter - oder, im schlimmsten Fall, einfache Bauern und Handwerker.
    Honn jedoch hatte einen Teil seiner Fähigkeiten behalten. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher