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1552 - Erzfeind der Hölle

1552 - Erzfeind der Hölle

Titel: 1552 - Erzfeind der Hölle
Autoren: Jason Dark
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Volksgruppen zusammen. Man akzeptiert sich gegenseitig, aber man bleibt auch unter sich. Das ist auch bei uns Polen so. Viele fühlen sich noch ihrem Heimatland verbunden, obwohl sie nicht mehr dorthin zurück wollen. Aber die alten Wurzeln sind nicht vergessen, und hier sind sogar neue geschaffen worden. Es ist sogar eine polnische Kirche gebaut worden, und die Messe wird dort noch in Latein gehalten.«
    »Nun ja«, sagte ich, »in den Moscheen wird auch arabisch gesprochen.«
    »Das stimmt, Mr Sinclair. Haken wir das Thema ab.« Er räusperte sich und schaute nach draußen. »Ich möchte auf etwas anderes hinaus. Wir Polen halten zusammen. Wir wollen nicht, dass Menschen ausbrechen. Aber Menschen sind nun mal Menschen, besonders die jungen Leute, die andere Wege gehen wollen. Sie können gut sein aber auch schlecht, und ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, darüber zu wachen. Das heißt, ich bin von unserem Rat beauftragt worden.«
    »Da ist mir neu«, sagte ich. »Darf ich fragen, wie Sie Ihren Job sehen?«
    »Bitte, es ist kein Job. Es ist eine Aufgabe. Man kann sie am besten mit dem Begriff Streetworker umschreiben. Ich halte die Augen offen, und das besonders bei jungen Menschen. Ich versuche, sie schon vorher aufzufangen, ehe sie sich in einem fremden Netz verfangen.«
    »Und was ist mit Ellen Lissek?«
    Pisulski schaute mich traurig an. »Da ist es mir nicht gelungen. Leider«, flüsterte er.
    »Welchen Weg ist sie denn gegangen?«
    »Weg von uns.«
    »Was heißt das?«
    »Weg von der Familie und auch weg von der Kirche und vom Glauben. Sie hat sich der Gegenrichtung zugewandt. Muss ich noch deutlicher werden?«
    »Ja«, sagte ich. »Sie haben bei Ihrer Antwort nicht den Teufel erwähnt.«
    Er kniff die Lippen zusammen, ohne dass sie viel dünner wurden.
    »Das meinte ich.«
    Ich fragte noch mal nach. »Der Teufel also?«
    »Ja!«
    Bevor er sich aufregen konnte, fragte ich ihn weiter: »Gibt es den Teufel denn?«
    Tom Pisulski schaute mich an, als hätte ich ihn etwas sehr Böses gefragt.
    »Wie können Sie so etwas fragen? Glauben Sie denn nicht an ihn? Er ist auf dieser Welt. Ich weiß es. Er ist der große Verführer, der in zahlreichen Verkleidungen auftritt. Er ist der Lichtlose, er ist der Böse, und er ist das Böse überhaupt.«
    »Richtig, Tom«, bestätigte Suko. »Und Sie glauben jetzt, dass Ellen Lissek sich hat verführen lassen und den Weg in die Hölle gegangen ist.«
    »Ich glaube es nicht nur, ich weiß es.« Seine blassen Augen leuchteten plötzlich. »Ja, ich weiß es, denn ich habe sie verfolgt. Ich hielt sie unter Kontrolle, aber ich habe es leider nicht geschafft, sie wieder in den Schoß der Kirche zurückzuführen. Ich bin zu spät gekommen. Ich fand nur noch ihre Leiche.«
    »Ja«, sagte ich, »dann haben Sie auch das Kreuz gesehen, das in ihrem Mund steckte.«
    »Habe ich.«
    Ich sah ihn jetzt direkt an. »Und wie ich Sie kenne, haben Sie sich Gedanken darüber gemacht.«
    »Das blieb nicht aus.«
    »Dürfen wir erfahren, zu welchem Schluss Sie dabei gelangt sind?«
    Er überlegte. Er wischte über sein Gesicht, leckte sich auch die Lippen und sprach von einer Gegenkraft.
    »He, das ist uns neu«, sagte ich.
    »Ich weiß.«
    »Wissen Sie mehr darüber?«
    »Nein. Wenn das der Fall wäre, hätte ich mich nicht an Sie gewandt, sondern versucht, den Fall allein aufzuklären. Jetzt ist er mir leider über den Kopf gewachsen.«
    »Was muss man sich unter der Gegenkraft vorstellen?«, wollte Suko wissen.
    Pisulski holte tief Atem. »Einen Hasser«, flüsterte er mit scharfer Stimme. »Er ist ein Feind der Hölle. Einer, der den Teufel bis aufs Blut hasst. Er hat ihn bemerkt und eingegriffen.«
    »Also gemordet?«
    »Ja.«
    »Und Sie haben Ellen Lissek nicht retten können?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. Es war zu sehen, dass er schluckte. Es kam wieder alles in ihm hoch. Wahrscheinlich die schreckliche Szene, die er als Erster gesehen hatte. Er hielt die Hände auch noch geballt, als er sich über die Augen wischte.
    Ich schaute Suko an, der die Schultern hob.
    Wir fühlten uns beide irgendwie hilflos. Wir mussten noch mehr wissen, um reagieren zu können. Ich verstand auch Tom Pisulski. Er steckte in einer Zwickmühle. Auf der einen Seite hasste er das Böse, musste aber damit fertig werden, dass es jemanden gab, der es noch mehr hasste und deshalb zum Mörder geworden war.
    Ich stellte ihm eine für mich entscheidende Frage und ließ ihn dabei nicht aus den Augen.
    »Wer, Tom, könnte
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