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1550 - Die neue Bestimmung

Titel: 1550 - Die neue Bestimmung
Autoren: Unbekannt
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schmalen Felsritzen.
    Es roch seltsam. Dichte Nebelschwaden stiegen vom Wasser auf.
    Als sie die Stelle erreichten, die Atlans Aufmerksamkeit erregt hatte, blickten sie plötzlich in einen tiefen, pechschwarzen Schlund hinab.
    Von unten drangen Geräusche herauf: Ein Röhren, das nach einem überdrehten Motor klang, ein Klirren von gegeneinanderstoßenden Metallteilen, ein Zischen und Pfeifen, als würde soeben ein überhitzter Dampfkessel geöffnet. Lichtpunkte krochen wie winzige Leuchtkäfer in der Tiefe umher.
    Carrom Durok ging auf Informationssuche und kehrte mit zufriedener Miene zurück. „Ausgrabungen!" verkündete er fröhlich. „Man wollte einen Schacht ausheben, und dabei hat man metallene Spuren gefunden.
    Keine Erze, das steht fest. Es sieht so aus, als hätte irgend jemand vor langer Zeit dort unten einen Stützpunkt errichten wollen."
    „Weiß man, was für Wesen das waren?" fragte Atlan mit mäßigem Interesse. „Nein. Aber vielleicht waren es die Raumfahrer aus der Himmelskuppel."
    Atlan sah den Linguiden überrascht an. „Himmelskuppel?" wiederholte er erstaunt. „Was hat man sich unter so einem Ding vorzustellen?"
    „Es ist ein Ausdruck, den wir als Kinder gebraucht haben", erklärte Carrom Durok ohne die geringste Spur von Verlegenheit. „Erst viel später hat sich herausgestellt, daß der Name sogar sehr zutreffend war. Was wir als eine Himmelskuppel bezeichneten, das war vor langer Zeit einmal ein Raumschiff."
    „Könntest du mir dieses Raumschiff zeigen?"
    „Selbstverständlich. Es ist nur ein kurzer Flug dorthin."
    Und das war gut so, denn wahrscheinlich war es reine Zeitverschwendung.
    Aber Atlan war bereit, notfalls noch viel mehr Zeit zu investieren, wenn es ihm auf diese Weise nur gelang, diesen Carrom Durok bei Laune zu halten.
    Denn wenn es überhaupt eine Möglichkeit gab, an einen der Friedenstifter heranzukommen, dann konnte der Weg nur über das Vertrauen eines solchen Schülers führen.
     
    *
     
    Der Flug führte nach Norden, weit über den Rand der Stadt hinweg, auf die Fläche des ausgetrockneten Meeres hinaus.
    Hier herrschte noch immer der Schlamm. Der Boden war stellenweise noch überflutet, aber das Wasser war sehr flach. Es hatte eine seltsame Farbe - offensichtlich war es mit allerlei Salzen gesättigt.
    Die Schlammfläche war von schmalen, tiefen Rinnsalen durchzogen, von niedrigen Erhebungen aus schwarzem Gestein und gelegentlichen Sandzungen, an deren Rändern krebsartige Wesen unermüdlich mit dem Bau ihrer Höhlen beschäftigt waren. Der Schlamm selbst war keineswegs von einheitlichem Grau, sondern er schillerte in allen möglichen Tönungen. So gesehen bot dieses ausgetrocknete Urmeer bisweilen überraschend farbenfrohe Aussichten.
    Mitten in diesem relativ flachen Gelände erhoben sich hier und da winzige Inseln, die jetzt die Grundlage für kleine linguidische Siedlungen und allerlei Verarbeitungsstätten bildeten.
    Fast alle Inseln waren von schroffen, steilen Ufern umgeben. Sie ragten wie seltsame Burgen aus dem Schlamm des Meeres hervor.
    Ihre Klippen bestanden größtenteils aus vulkanischem Gestein.
    Hier und da ragten Korallenstöcke auf. Gewaltige Muschelschalen klafften wie hungrige Mäuler weit auseinander und erweckten den Eindruck, als würden die Felsen von Tausenden gieriger Ungeheuer bewacht.
    Stellenweise waren all diese Überreste einstigen Meereslebens von dünnen, klebrigen Schleimschichten bedeckt, den amöbenhaften Plasmodien seltsamer Pilze, die sich von den Resten organischer Substanzen ernährten. Sie waren teilweise sehr bunt gefärbt, und ihre Sporangien, groß wie Kinderköpfe, bedeckten die Felsen oft so dicht, daß der Untergrund zwischen ihnen nicht mehr erkennbar war.
    Wenn diese Fruchtkörper platzten, gab es einen weithin hörbaren Knall. Die Sporen wehten wie Nebelstreifen davon.
    Auf den Schlammflächen unterhalb der Inseln krochen Ernteroboter herum und sammelten Pflanzen auf, die wie Melonen oder wie stachellose Kakteen aussahen. In kleinen, quietschenden Seilbahnen wurde die Ernte auf die felsigen Höhen der Insel hinaufbefördert.
    Diese Art der Landwirtschaft in halbüberschwemmtem, schlammigem Gelände war trotz der Hilfe der Maschinen eine überaus schwere Arbeit. Das ließ darauf schließen, daß die Pflanzen ganz besonders wertvoll waren. „Wonach schmecken diese Dinger?" fragte Atlan in der Erwartung, etwas über eine ganz spezielle Delikatesse zu erfahren.
    Die Antwort war ernüchternd. „Stell dir alles
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