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1550 - Die Frau aus der Knochengrube

1550 - Die Frau aus der Knochengrube

Titel: 1550 - Die Frau aus der Knochengrube
Autoren: Jason Dark
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fotografieren, aber sie war vorhanden.
    Nun gehörten diese Zeugen nicht zu den Menschen, die sofort wegliefen, wenn etwas Ungewöhnliches geschah. Es waren alles gestandene Männer, und dazu zählte auch Jim Braddock, Chef des Bautrupps. Er konnte die Aussagen seiner Leute bestätigen und hatte sich an die Polizei gewandt.
    So waren seine Aussagen auf Sir James Powells Schreibtisch gelandet, und da es städtisches Gelände war, mussten wir eingreifen und waren losgeschickt worden, um uns mit Braddock zu treffen.
    »Schauen Sie sich die Sache an, damit ich den Leuten in der Stadt etwas erzählen kann.«
    Begeistert waren wir nicht gewesen, aber wir konnten uns unsere Fälle nun mal nicht aussuchen. Zudem war ich gedanklich noch in Südfrankreich gewesen, wo ich den Todesengel erlebt hatte. Ich hatte ihn vernichten können, aber es war ein Fall gewesen, der mir noch lange nachhängen würde, und ich konnte mir gut vorstellen, dass ich davon noch etwas hören würde.
    Wir kamen gut voran, und dann tauchten auch schon die ersten Hinweisschilder auf. Man hatte eine Piste errichtet, auf der die Bauwagen rollten, die schwere Erdmassen transportierten. Es war hier eine künstliche Landschaft entstanden, die aus flachen Hügeln bestand.
    Wir sahen im letzten Licht des Tages schweres Gerät, aber auch einige Toilettenhäuser und eine Baracke aus Fertigteilen, die schnell auf-und wieder abgebaut werden konnte.
    Hier war es heller als in der übrigen Umgebung. Scheinwerfer oder Laternen beleuchteten das Gelände um die Baracke herum. Wahrscheinlich war die Insel für uns geschaffen worden, damit wir sie nicht übersahen. Wir rollten dorthin, wo schon einige Pkws parkten, und hielten ebenfalls an.
    In der Baracke brannte Licht. Durch die kleinen Fenster warf es seinen Schein nach draußen.
    Jim Braddock hatte uns bereits gehört oder gesehen. Noch bevor wir den Eingang der Baracke erreichten, wurde die Tür geöffnet, und die Gestalt des Bauchefs erschien im offenen Viereck.
    »Scotland Yard?«
    »Ja.«
    »Kommen Sie rein.«
    In der Baracke war es hell. Computer, Tische mit Zeichnungen, ein Schrank mit Akten, zwei halb gefüllte Aschenbecher und Arbeitskleidung füllten den Raum.
    Es gab auch zwei leere Stühle, die Braddock uns ebenso anbot wie einen Kaffee.
    Ich stimmte zu, Suko nicht, und wir nannten ihm unsere Namen. Dafür bekamen wir von Braddock einen kräftigen Händedruck. Seinen Händen war anzusehen, dass er in seinem Leben auch körperlich schwer gearbeitet hatte.
    Er war ein Mann um die fünfzig. Breite Schultern. Dichtes Haar, eine ebenfalls breite Stirn und ein straffes, leicht gebräuntes Gesicht. Er trug eine Arbeitshose, Arbeitsschuhe und einen brauen Pullover mit Staubflecken.
    »Dann nehmen Sie mal Platz, meine Herren. Ich möchte Ihnen zuvor einiges erklären.«
    Wir nickten. Ebenso wie ich trank Braddock einen Schluck Kaffee und stemmte die Enden der Ellbogen auf die Platte eines Schreibtisches, der mehr einem Tapeziertisch ähnelte.
    Aus seinen graublauen Augen musterte er uns und fuhr sich über sein kurz geschnittene Haar, das einen Farbton aufwies wie das Fell eines Löwen.
    »Ich weiß ja nicht, wie Sie zu bestimmten Vorgängen stehen, die normal nicht zu erklären sind«, begann er, »aber hier ist etwas geschehen, über das ich vor zwei Wochen noch gelacht hätte. Hätte mir damals einer meiner Mitarbeiter das alles erzählt, ich hätte ihn zum Arzt geschickt, aber so habe ich es mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    »Was sahen Sie?«, fragte Suko.
    »Knochen.« Er lachte scharf auf und schaute dabei zur Decke. »Ja, ich sah Knochen, aber ich sah dort auch eine Gestalt, die sich zwischen den Knochen bewegte.«
    »Kein lebendes Skelett?«, fragte Suko.
    »Nein, Inspektor, das ist kein Skelett gewesen. Das war ein Mensch und es war eine Frau. Sie - sie - schritt durch die Masse an Gebeinen, als wäre dies das Normalste der Welt. Das müssen Sie sich mal vorstellen. Eine lebende Person in dieser Knochengrube.«
    »Aber Sie haben nicht versucht, sie aufzuhalten?«, wollte ich von ihm wissen.
    »Das habe ich nicht.« Er schüttelte den Kopf. Sein Lachen endete in einem Prusten. »Es ging nicht. Diese Gestalt war plötzlich verschwunden.« Er deutete mit dem Finger auf seine Brust. »Und schauen Sie mich an, meine Herren. Ich bin nicht eben der Schwächste und lasse mir auch sonst nichts vormachen. Aber was ich dort gesehen habe, das ging mir an die Substanz. Das war genau der Tick zu viel. Ich habe diese
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