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1545 - Vampirtränen

1545 - Vampirtränen

Titel: 1545 - Vampirtränen
Autoren: Jason Dark
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schabte es unter unseren Sohlen, denn es lagen sehr viele kleine Steine auf dem Boden.
    Auf Friedhöfen herrscht eigentlich immer eine gewisse Stille. Das war auch hier nicht anders. Es war zudem kein Autoverkehr von außerhalb zu hören.
    Alles wirkte auf uns wie in dichte Watte gepackt.
    Wir hingen zwar unseren Gedanken nach, hielten allerdings auch die Augen offen und suchten nach irgendwelchen Leuten, die ebenfalls das Gelände betreten hatten.
    Nein, wir waren allein. Jedenfalls sahen wir niemanden.
    »Ob sie trotzdem hier ist?«, fragte Jane. »Ein besseres Versteck kann es für sie nicht geben.«
    »Hier findet sie kein Blut.«
    »Ha, das wird sie sich erst holen, wenn es dunkel und ihre Zeit angebrochen ist.«
    »Kann auch sein.«
    »Und zwischendurch hält sie sich versteckt.«
    »Du wirst sie locken müssen, Jane.« Ich hatte lange gewartet und rückte erst jetzt mit der Sprache heraus.
    »Wie meinst du das?«
    »Wie ich sagte. Den Lockvogel spielen. Wenn sie dich sieht, wird sie dich, so sehe ich das, nicht einfach laufen lassen.«
    »Ja, denn sie hasst mich.«
    »Sie liebt dich auch, Jane, denn sie will dein Blut.«
    »Das kann sie versuchen. Ich bin gewarnt, und ich werde sie auf keinen Fall unterschätzen.«
    Wir hatten den größten Teil des Friedhofs hinter uns gelassen.
    Donald Hurley blieb stehen, und wir sahen, dass er dicht vor der Mauer haltgemacht hatte. Allerdings waren es bis zu ihr noch immer einige Schritte, doch diese Stelle hielt er für gut.
    Der Dunst war noch dichter geworden. Er hing als Gespinst in der Luft, und wenn wir in die Höhe zu den kahlen Ästen der Bäume schauten, sahen wir dort so gerade noch die Vögel auf den Zweigen hocken. Sie wirkten wie undeutliche Klumpen. Sie krächzten nicht. Sie glotzten nur nach unten und erinnerten mich an stumme Wächter.
    Hurley zog die Nase hoch und drehte sich um. Dabei nickte er. »Hier ist es.«
    »Wo genau?«, fragte ich.
    Er deutete schräg zur Seite. »Auf den Zentimeter genau kann ich das nicht sagen, aber das hier ist das Gebiet, in dem Galina damals verscharrt wurde.«
    »Liegen hier noch andere Personen begraben?«, wollte ich wissen.
    »Ja. Wir hatten mal einen Selbstmörder im Nachbarort. Der wurde auch hier verscharrt. Das war schon zu meinen Lebzeiten. Was in den Jahren zuvor geschah, weiß ich nicht. Es kann sein, dass man noch mehr Gräber hier findet.«
    Jane hatte uns allein gelassen. Sie war ein paar Schritte zur Seite gegangen. Dort stand sie, blickte aber nicht auf die Mauer, sondern zu Boden.
    »Kommt mal her, ich möchte euch etwas zeigen.«
    Wir gingen hin. Jane brauchte uns nichts zu zeigen, wir sahen es mit eigenen Augen. Der Boden vor unseren Füßen war aufgewühlt, als hätte hier jemand gegraben.
    »Sie war hier«, flüsterte der ehemalige Polizist. »Verdammt noch mal, das sehe ich jetzt auch.«
    Ich nickte. »Sieht ganz so aus.« Es war aber nur ein Versuch gewesen, der allerdings nicht viel gebracht hatte. Um den hart gefrorenen Boden aufzubrechen und an die Reste der Vampirin zu gelangen, hätte man schon das entsprechende Werkzeug haben müssen, das Clara wohl nicht zur Hand gehabt hatte. Gras und einige Pflanzen waren aus dem Untergrund gerissen und zur Seite geschleudert worden.
    Weitere Spuren gab es nicht.
    »Sie hat aufgegeben«, sagte Jane, »und hat sich wieder zurückgezogen.« Die Detektivin lachte. »Wie schön, dass auch Vampire an ihre Grenzen gelangen.«
    »Was nicht heißt, dass sie nicht noch mal hierher zurückkehren wird«, sagte ich. »Dann aber mit dem entsprechenden Werkzeug. Ich gehe davon aus, dass sie wie ein Mensch denkt.«
    »Willst du hier warten?«
    »Ich nicht.«
    Jane hatte verstanden. »Aber ich soll warten.«
    »Denk an den Lockvogel.«
    »Jetzt schon?«
    Die Frage war berechtigt. Vampire gehören zu den Geschöpfen der Nacht oder der Dunkelheit. Hier schien zwar nicht die Sonne, aber dunkel war es auch nicht. Nicht mal dämmrig. So würde sich die Blutsaugerin noch zurückhalten. Und sie würde auch erst auf Blutjagd gehen, wenn es finster war.
    »Wir können wieder zurückgehen«, schlug Jane vor, nachdem sie auf ihre Uhr geschaut hatte.
    Ich grinste sie an. »Willst du dich noch aufwärmen?«
    »Klar.«
    »Wie wäre es mit einer Runde durch den Ort?«, schlug Donald Hurley vor.
    »Würde es etwas bringen?«
    »Das müssen Sie wissen, Mr Sinclair. Sie sind schließlich der Experte.«
    »Die Dunkelheit ist wichtig.«
    »Dann warten wir.« Hurley schüttelte den Kopf. »Nie
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