Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1536 - Ghoul-Parade

1536 - Ghoul-Parade

Titel: 1536 - Ghoul-Parade
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Vorflur, in dem kaum zwei Personen genügend Platz fanden. Aber etwas fiel uns sofort auf. Der Gestank hatte sich verstärkt, was nur zu der Annahme führen konnte, dass der Ghoul zum Greifen nahe war.
    Und beim zweiten Hinsehen sahen wir auch die schmale Tür, die nicht ganz geschlossen war, denn innerhalb des Spalts zeichnete sich ein heller Streifen ab.
    Beide brauchten wir nur einen halben Schritt zu gehen, um die Tür zu erreichen. Ich zog sie auf und konnte so einen ersten Blick in den dahinter liegenden Raum werfen.
    Er war klein. Es war ein Bad mit holzgetäfelten Wänden. Und wie es sich für ein Bad gehörte, gab es einen Spiegel an der Wand. Davor stand ein Mann.
    Das musste Ken Crichton sein, doch das war für mich im Moment uninteressant, denn mein Blick klebte an dem, was ich innerhalb der Spiegelfläche sah.
    Es war schlimm. Mit Mühe unterdrückte ich eine Bemerkung, denn der Mann, der sich vor dem Spiegel aufgebaut hatte, war dabei, seine Gesichtshaut von der Stirn her nach unten zu ziehen. Die dunkle Perücke hatte er bereits abgenommen und sie in das kleine Waschbecken gelegt.
    Es gab keinen Zweifel. Ken Crichton war selbst ein Ghoul!
    ***
    Bisher hatte er durch seine künstliche Haut ein Meister der Tarnung sein können, was nun vorbei war. Er wollte nicht mehr. Er war hungrig, und seine Opfer, die wie die Lämmer zur Schlachtbank geführt werden sollten, warteten nebenan. Er musste sie nur noch töten, was für ihn kein besonderes Problem sein würde.
    Er hatte mich noch nicht entdeckt, weil er mit sich selbst beschäftigt war.
    Nur einen Teil der Gesichtshaut hatte er bisher nach unten gestreift, doch bereits jetzt war seine widerliche, schmierige und auch schleimige Haut zu sehen, in der sich zwei Farben zusammengefunden hatten.
    Einmal die blasse, die leicht graue und zum anderen eine grünliche, wie wir sie auf dem Friedhof gesehen hatten.
    Ich öffnete die Tür ein wenig weiter, um auch Suko einen Blick zu gönnen. Der sah alles und hielt für einen Moment den Atem an.
    Crichton hatte seine Gesichtshaut jetzt bis zum Hals gelöst. Dass er nackt war, kam mir erst jetzt richtig zu Bewusstsein. So mussten wir davon ausgehen, dass er die gesamte Haut von seinem Körper ziehen würde, um wieder das zu werden, was er wirklich war.
    Er machte weiter und zog an beiden Seiten dieser künstlichen Haut, die er an seinem Hals hinabrollte und sich dann daranmachte, sie von den Schultern zu lösen.
    Wir hätten warten können, bis er die gesamte Haut abgezogen hatte, doch dazu verspürten wir beide keine Lust.
    Wir wollten es endlich hinter uns bringen, und ich riss hart die Tür auf.
    »Hallo, Mr Crichton«, sagte ich…
    ***
    Gibt es Ghouls, die sprechen können? Ja, es gab sie, wir hatten es schon häufiger erlebt. Wer von den Ghouls nicht zu den ganz niedrigen Chargen gehörte, der war in der Lage zu reden. Und Crichton war zudem jemand, der sich der menschlichen Gesellschaft perfekt angepasst hatte. Er fuhr herum! Trotz seiner schleimigen Masse konnte er sich geschmeidig bewegen, und er glotzte uns an. In seinem Gesicht gab es nicht nur Schleim, es bestand auch nicht nur aus einem Klumpen.
    Wir sahen eine Mundöffnung, die Andeutung einer Nase und zwei Augen, die in der Masse schwammen.
    »Sie haben Pech, Crichton. Ihr Plan hat nicht funktioniert. Ihre Helfer waren nicht gut genug, und jetzt sind Sie an der Reihe.«
    Für ihn musste eine Welt zusammengebrochen sein. Er glotzte uns an.
    Seine Augen waren eigentlich starr, aber in der weichen Schleimmasse zitterten sie hin und her.
    Er bewegte seinen lippenlosen Mund, um etwas zu sagen. Dabei sahen wir die Zähne, die uns an die Zinken eines Kamms erinnerten und verdammt scharf waren.
    Er brachte kein deutliches Wort hervor. Was er sagte, bestand mehr aus einem Blubbern. Zugleich wehte uns ein Sprüh aus winzigen Schleimtropfen entgegen.
    »Und jetzt?«, fragte ich.
    Er glotzte auf mein Kreuz.
    »Wollen Sie nicht reden?«
    »Mach doch kurzen Prozess«, sagte Suko.
    Ich wollte eigentlich noch etwas erfahren und wartete deshalb ab. Der Ghoul drehte den noch mit Haut bedeckten Körper zur Seite und streckte dabei den rechten Arm aus. Er griff nach etwas, was unterhalb des Waschbeckens lag. Sein Körper nahm uns die Sicht, und dann flog er mit einem Schrei herum.
    Gleichzeitig riss er den Arm hoch. Jetzt erkannten wir, was er sich geholt hatte. Es war ein Rasiermesser, dessen Griff er umklammert hatte. Er wuchtete sich damit nach vorn und wollte mit der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher